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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic
Autoren: William Gibson
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Ferse an Zeh, Ferse an Zeh ganz am Rand der obersten Stufe entlang, die Arme ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten, wie auf einem Hochseil.
    Balanciert so ernsthaft.
    Als würde sie, wenn sie fiele, bis in alle Ewigkeit fallen.
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    Und Laney lächelt, als er sie sieht, und erinnert sich an die Gerüche des Waisenhauses: Marmeladenbrote, Desinfektions-mittel, Modellierton, saubere Laken...
    Und woanders ist die Kälte jetzt überall, aber er ist endlich daheim.
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FRISCHE LUFT
    ährend Fontaine nun das Beil schwingt, geht ihm der Ge-W danke durch den Kopf, dass er schon ganz schön lange lebt und dies trotzdem eine neue Erfahrung für ihn ist: den schweren Kopfüber seinen eigenen zu heben und ihn gegen die Rückwand des Ladens herabsausen zu lassen, so dass das Sperrholz dröhnt. Er ist ein bisschen überrascht, dass er einfach so abprallt, aber beim nächsten weit ausholenden Hieb hat er den Kopf umgedreht, so dass nicht die Klinge, sondern der spitze Vierzollnagel auf die Wand trifft, und der gräbt sich äußerst zufrieden stellend hinein und dringt beim dritten Schlag durch, und er verdoppelt seine Anstrengungen.
    »Wir brauchen ‘n bisschen Luft«, sagt er ebenso sehr zu sich selbst wie zu den beiden, die auf seinem Bett sitzen, dem grauhaarigen Mann und dem Jungen mit dem gesenkten Kopf, der wieder im Helm versunken ist. Wenn man diese beiden so ansieht, könnte man denken, es gäbe kein Problem, die Brücke würde gar nicht brennen.
    Wo ist das Hologrammmädchen hin?
    Trotzdem, dieses Gehacke bringt was, obwohl ihm schon die Arme schmerzen. Ein Loch von der Größe einer Untertasse, und es wird größer.
    Keine Ahnung, was er tun wird, wenn’s groß genug ist, aber er will nicht untätig rum sitzen.
    So ist es immer bei Fontaine, wenn er weiß, dass es schlimm steht, wirklich sehr schlimm, und dass höchstwahrscheinlich nichts mehr zu machen ist. Er will einfach nicht untätig rumsit-zen.
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ZEPPELIN
    hevette klettert durch die Luke im Dach von Skinners Bude Cund sieht Rydell mit seinem Lucky-Dragon-Security-Lätzchen dort knien, aber der entscheidende Faktor hier ist der Mann aus der Bar, derjenige, der Carson erschossen hat. Er drückt Rydell eine Schusswaffe ins Ohr und betrachtet Chevette lächelnd.
    Er ist nicht viel älter als sie, denkt sie, mit seinen kurzen schwarzen Haaren und den ausrasierten Schläfen, seiner schwarzen Lederjacke und dem Schal, den er sich betont lässig um den Hals geschlungen hat, obwohl man weiß, dass er sich viel Zeit dafür nimmt, und sie fragt sich, wie es kommt, dass Menschen so werden, dass sie jemandem eine Schusswaffe ins Ohr stecken und man weiß, dass sie auch abdrücken werden. Und wieso gerät Rydell bloß immer wieder an solche Leute? Oder geraten die an ihn?
    Und hinter ihm sieht sie eine Wasserfontäne, die sich höher wölbt als die Brücke, und sie weiß, dass sie von einem Feuer-wehrboot kommt, denn sie hat mal eins im Einsatz gesehen, als ein Pier am Embarcadero gebrannt hat.
    Herrgott, ist das jetzt seltsam hier oben – der Nachthimmel voller Rauch, die Flammen, die Lichter der Stadt, die trübe im sich dahinwälzenden Qualm schwimmen. Glühende rote Würmchen fallen herab, erlöschen überall um sie herum, und der Brandgeruch. Sie weiß, sie will nicht, dass Rydell etwas geschieht, aber sie hat keine Angst. Sie hat jetzt einfach keine, sie weiß nicht, warum.
    Irgendwas neben ihr auf dem Dach, und sie sieht, es ist ein 342
    Gleiter mit seinem kleinen Gestell, der mit glänzenden, scharfen Nägeln am asphaltierten Holzdach angepflockt ist.
    Und daneben ein Haufen anderer Dinge: schwarze Nylonsäcke, Bettzeug wahrscheinlich. Als wäre jemand darauf vorbereitet, im Notfall hier zu campen, und sie begreift, dass der Junge mit den ausrasierten Schläfen für den Fall abgesichert sein wollte, dass er hierbleiben und sich verstecken muss. Und ihr geht auf, dass er wahrscheinlich für das Feuer auf der Brücke verantwortlich ist – wie viele mögen wohl schon tot sein –, aber er lächelt nur, als würde er sich freuen, sie zu sehen, und drückt Rydell die Waffe ins Ohr.
    Rydell sieht jetzt traurig aus. So traurig.
    »Du hast Carson umgebracht«, hörte sie sich sagen.
    »Wen?«
    »Carson. In der Bar.«
    »Er war drauf und dran, dich ins Land der Träume zu schik-ken.«
    »Er war ein Arschloch«, sagte sie, »aber du hättest ihn nicht umbringen müssen.«
    »Zum Glück geht’s nicht darum, wer ein Arschloch ist«, sagte er. »Sonst
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