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Fußball-Gangster

Fußball-Gangster

Titel: Fußball-Gangster
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Taschentuch heraus, legte damit den Telefonhörer auf, nahm ihn aber sofort wieder ab und wählte ein paar Ziffern. Es war besser, wenn die Sekretärin weiterhin glaubte, ihr Chef sei mit Telefonieren beschäftigt.
    »Mike Hammer«, wiederholte Bob leise. Er warf einen ersten Blick auf die Briefe und pfiff durch die Zähne. Für diesen Geistesblitz und das halsbrecherische Manöver würde er sich gebührend von Justus und Peter feiern lassen. Falls er hier je wieder herauskam.

Cotta mischt mit
    Am Rande des Parks, gegenüber den Studios, hatte Justus nach einem kleinen Spaziergang ein schattiges Plätzchen gefunden. Ein paar Minuten später war er auf seiner Bank in der wohligen Wärme des Mittags eingenickt. Als sich eine Fliege derart hartnäckig auf seiner Nasenspitze niederließ, schrak er hoch und erwachte. Er gähnte und streckte sich und zog ein Buch aus der Tasche. ›Mord im Labyrinth‹ war eine Geschichte, die im China des 16.Jahrhunderts spielte. Er liebte diese Krimis, die sich alle um einen hohen Verwaltungsbeamten namens Richter Di rankten.
    Wie oft zu Beginn eines solchen Romans fiel es ihm ziemlich schwer, sich auf die vielen chinesischen Namen zu konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab zu Bob. Dazwischen studierte er den Plan einer chinesischen Stadt mit Tempeln und Türmen, einer Pagode, einem Kastell, der Richtstätte und einem Weinhaus.
    Als er am Ende des ersten Kapitels angekommen war, rauschte eine Kolonne von vier stattlichen Limousinen auf das Gelände von ITNTV. Vielleicht irgendein Star, dachte er und schlug Kapitel zwei auf. Bald hatte er sich dann doch in den Roman vertieft und alles um sich herum vergessen.
    »Ssst«, zischte es plötzlich hinter ihm im Gras. Als kleines Kind hatte er panische Angst vor Schlangen gehabt. Auch jetzt gehörten sie keineswegs zu seinen Lieblingstieren. Erschrocken fuhr er herum und sah in das Gesicht eines schwarzhaarigen Herrn, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte.
    »Ja bitte?«, fragte Justus verblüfft.
    Der andere prustete los und deutete auf das Buch. »Wieder mal in China?«
    »Bob!«, rief der Erste Detektiv. »Du bist schon zurück?«
    »Schon ist gut. Für mich war’s eine kleine Ewigkeit.«
    »Red’ schon«, drängte Justus. »Wie war’s?«
    Bob streichelte seinen Bauch. »Köstlich«, antwortete er.
    »Das Essen meine ich nicht«, unterbrach Justus ihn ärgerlich.
    »Ich auch nicht«, gab Bob zurück. »Wir sind am Ziel, ob du’s glaubst oder nicht.« Er strahlte Justus an. »Sax Sendler junior ist ein Genie.« Er warf einen Blick zurück auf das Gebäude von ITNTV. »Aber jetzt nichts wie weg hier. Die werden bald entdecken, dass ich sie überlistet habe.«
    Auf dem Weg zum Taxi wollte Justus unentwegt wissen, was denn nun passiert wäre. Aber Bob machte immer größere Schritte und er hatte Mühe mitzuhalten. Er hasste solche Situationen, in denen er der Ahnungslose war, und er wusste genau, dass Bob das wusste.
    Im Taxi rückte Bob immer noch nicht mit seinem Bericht heraus. Stattdessen zeigte er wieder auf sein Hemd, legte den Finger auf den Mund und wies auf den Fahrer, der alles hätte mithören können. Außerdem drehte er sich ein paar Mal um, als befürchtete er, sie könnten verfolgt werden.
    Als sie ausstiegen und zahlten, platzte Justus fast vor Neugier. »Jetzt reicht’s«, sagte er wütend und warf sich auf den Beifahrersitz von Bobs Käfer. »Jetzt ist Schluss mit der Wichtigtuerei. Ich will wissen, was los ist!«
    Bob begann zu erzählen und je länger er erzählte, umso mehr schwand Justus’ Zorn. Am Ende war er begeistert. »Aber wie hast du dich an der Sekretärin vorbeigeschmuggelt?«, fragte er schließlich.
    »Langsam, langsam!« Bob wollte die Situation weiter auskosten. Sie waren inzwischen auf den San Diego Freeway gefahren und kamen zügig voran. »Da vorn, am nächsten Parkplatz, zeig’ ich dir was!« Er blinkte und fuhr hinter eine Buschreihe. Er öffnete sein Hemd und zog eine etwas verbeulte Mappe hervor. »Bitte sehr!«, sagte er und drückte Justus den Aktendeckel mit der Mike-Hammer-Korrespondenz in die Hand.
    »Ich hab’ so getan, als würde ihr Chef ein ganz wichtiges Telefonat führen, bei dem er nicht gestört werden wollte. Also hab’ ich mir den Aktendeckel unters Hemd geklemmt, hab’ den Zeigefinger auf die Lippen gelegt und bin auf Zehenspitzen an ihr vorbei. Mit dem Daumen hab’ ich in sein Zimmer gedeutet, eine bedeutende Miene aufgesetzt und auf Wiedersehen
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