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Furchtlos in High Heels

Furchtlos in High Heels

Titel: Furchtlos in High Heels
Autoren: Gemma Halliday
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Computer angeschlossen war.
    Ich verfolgte nervös, wie Bilder über den Bildschirm flimmerten. Die meisten waren reichlich verschwommen. Alle in Schwarz-Weiß. Keines von ihnen erinnerte auch nur entfernt an einen Menschen, soweit ich es erkennen konnte.
    „Ist das die Beule?“, fragte ich, hielt inne und verbesserte mich: „Ich meine, das Baby?“
    Die Frau nickte. „Ja, genau.“
    „Sollte er so grieselig aussehen?“, fragte Ramirez und hielt den Kopf schief.
    Ich grinste. Plötzlich hielt ich mich gar nicht mehr für eine schlechte Mutter, denn ich konnte immerhin erkennen, was Baby war und was Rauschen.
    Die Assistentin lächelte. „Ja. Sehen Sie, hier können sie die Hände und die Füße erkennen, und das hier ist der kleine Po.“
    „Können Sie schon sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist?“, wollte ich wissen und murmelte dabei beschwörend im Geiste „rosa, rosa, rosa“.
    Sie nickte. „Das sollte mittlerweile möglich sein. Lassen Sie mich nur erst sehen, ob ich einen besseren Winkel finden kann“, erklärte sie und fuhr mit dem Stab über meinen Bauch, sodass das Bild auf dem Monitor nun einen Blick von der Seite bot.
    „Vielleicht nur noch ein wenig nach links hier, und wir sollten in der Lage sein, zu sagen … oh.“ Die Frau verstummte und spähte angestrengt auf den Bildschirm.
    „Oh?“, wiederholte ich, und plötzlich flatterten lauter Schmetterlinge in meinem Bauch. „Was soll ‚oh‘ heißen?“
    „Es ist nur, dass … nun, ich bin nicht sicher, aber … ach du meine Güte.“
    „Was?“, fragte ich, und Besorgnis schlich sich in meine Stimme. Oh, Himmel, was? Mom hatte recht. Ich wusste nicht, wie ich mit der Elternrolle umgehen sollte. Es war noch nicht einmal geboren, und wir hatten schon ein „Ach du meine Güte“ zu hören bekommen. Es muss der Feta-Käse gewesen sein, den ich in einem griechischen Salat gegessen hatte, bevor ich den Schwangerschaftstest gemacht hatte. Der Weichkäse war schuld. Oder vielleicht war es auch der Milchkaffee. Ja, ich war ohne Zweifel eine furchtbare Person. Ich hatte mir einen gegönnt, als ich am dritten Tag unter furchtbaren Kopfschmerzen wegen des Koffeinentzugs litt und noch kein Ende in Sicht war. Oh Himmel, mein selbstsüchtiges Verlangen nach einem Milchkaffee hatte meinem Kind permanenten Schaden zugefügt, das wusste ich einfach.
    „Ist alles in Ordnung?“, schaltete sich Ramirez ein, und seine Stimme klang im Vergleich zu meiner erstaunlich ruhig; nichts darin deutete auf den nervlichen Zusammenbruch hin, den ich gerade erlitt.
    „Nun …“ Die Frau starrte mit gerunzelter Stirn auf den Monitor. „Ich verstehe nicht, warum das bislang noch niemandem aufgefallen ist. Aber ich habe hier Neuigkeiten für Sie.“
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und biss mir auf die Lippen, wappnete mich für das Schlimmste.
    „Neuigkeiten?“, erkundigte sich Ramirez, und jetzt mischte sich auch in seine Stimme ein Anflug von Sorge.
    Und gerade, als ich vor Angst fast geplatzt wäre (und nicht zu vergessen dem furchtbaren Drang, aufs Klo zu müssen), verschwand alle Besorgnis vom Gesicht der Assistentin und machte einem Lächeln Platz. „Sie bekommen ein Mädchen.“
    Ich atmete erleichtert auf, sodass mein Bauch wenigstens zwei Zoll flacher wurde, während Visionen in von rosafarbenen rüschenbesetzten Kleidchen, hellrosa Strampelanzügen und winzigen rosa Babyschuhchen vor meinem geistigen Auge vorbeizogen.
    „Und was war dann mit ‚ach du meine Güte‘?“, hakte Ramirez nach, der geborene Ermittler.
    Die Frau schaute von mir zu meinem Ehemann und lächelte noch breiter. „Sie werden ein Mädchen bekommen und einen Jungen. Es sind Zwillinge!“
    Ach du meine Güte.

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