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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb
Autoren: Helen FitzGerald
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geschenkt, Bücher, Nikotinpflaster, Nikotinkaugummi und Nikotininhalatoren. Wie wäre es hiermit? Damit? Sieh zu, dass Kyle sich untersuchen lässt. Untersuch mal deine Dehnbarkeit da unten. Klar und elastisch. Am wichtigsten: Entspann dich.
    Aber nichts davon hatte funktioniert, und ich wurde der Sache überdrüssig.
    Und so kam eine Zeit, wo ich mich dabei ertappte, sehr tief Atem zu holen, ehe ich die spätabendlichen Anrufe entgegennahm. Es gab einen Moment des Schweigens und ein Schniefen, und ich fragte sie, wie es ihr ginge, und die Antwort lautete niemals: Gut. Sie war wie besessen. Alles in ihrer Welt hatte seinen Weg zu ihren Eierstöcken gefunden. Abendessen, Arbeit, Kleidung, Schuhwerk und Hundescheiße bezogen sich auf ihre Eierstöcke.
    Im Gegenzug wurde die Flucht vor ihren Eierstöcken das einzige Ziel meiner Unterhaltungen. »Wie geht’s mit der Steinmauer in Loch Katrine voran?«, fragte ich sie eines Wochentags um 22 Uhr 33.
    »Ich habe mit der Arbeit daran aufgehört«, sagte sie. »Es könnte sein, dass die Belastung meinen Eierstöcken schadet.«
    ***
    Als Sarah eines Abends um 23 Uhr 03 anrief, um zu sagen, dass Kyle es nicht mehr mit ihr treiben wolle, schnauzte ich sie leider an und sagte ihr, sie solle sich zusammenreißen. Ich sagte ihr, keinen Sex zu haben sei vermutlich ein recht bedeutsamer Faktor, wenn man nicht schwanger werde, und fragte, wer es Kyle verübeln könne, dass er sich von ihr zurückzöge, wenn sie mit sich selbst nicht im Reinen sei?
    Sie legte grußlos auf.
    Ich schämte mich für meinen Ausbruch und rief zurück. Sie nahm nicht ab. Ich rief noch einmal an. Und schließlich ging Kyle dran und sagte konspirativ: »Sie kann jetzt nicht sprechen.«
    Also ging ich bei ihnen vorbei und klopfte an die Tür. Kyle öffnete mit der ärgerlichen Miene, die er manchmal hat. Ich erinnerte mich an diese Miene aus Studentenzeiten, als ich mir eine Wohnung mit Kyle und Chas, einem Freund von uns, teilte.
    Ich hatte Chas getroffen, als ich in Goa mit der rechten Hand Dhal aß. Er lebte damals auf einem Baum, wie man dasso macht, und grübelte über den Lauf der Welt. Er war süß, und wir waren beide schottischer Herkunft, aber er war nicht mein Typ. Er war ziemlich schmuddelig: zottelig, ungeschliffen, ein bisschen zu mager. Aber er hatte magische Augen, in die sich jemand eines Tages hoffnungslos verlieben würde. Er trug ungewöhnliche Kleidung, die er komisch kombinierte, und er sah nackt besser aus als angezogen. Ich wusste das, weil ich ihn in Goa einmal unter einer Außendusche gesehen hatte. Er war überraschend muskulös und kantig gewesen, überhaupt nicht schmächtig. Ich empfand seine Gesellschaft als die angenehmste, die ich jemals gehabt hatte. Keine Erwartungen, keine lästigen politischen Differenzen, keine sexuellen Spannungen. Chas sagte immer ja, wenn ich schnell eine Verabredung brauchte, um einen Exfreund eifersüchtig zu machen, aber ich hatte ihn nie als Sexualpartner in Betracht gezogen, hatte überhaupt nie auf diese Weise an ihn gedacht. Einmal, als wir uns bei einem Medizinerball sehr betrunken hatten, versuchte er, mich auf dem Rückweg im Taxi zu küssen. Es fühlte sich an, als ob ich meinen Bruder küssen würde, und ich schob ihn mit einem »Igitt!« beiseite. Wir lachten beide, aber es hatte sich irgendwie komisch angefühlt.
    Chas zog wenig später bei mir ein und verbrachte seine Zeit damit, zu singen und gelegentlich Wahrheiten über Sachen wie das Wesen der Schönheit zu verkünden. Wenn die Milch oder das Klopapier ausgegangen waren, äußerten wir offen unseren Unmut über den anderen, und zum Frühstück lasen wir in wohltuender Stille die Zeitungen.
    Mit Kyle zusammenzuwohnen, war meistens angenehm. Er konnte die Titelmelodie zu jeder Polizeiserie aus den Siebzigern pfeifen, und das betraf nicht etwa nur die üblichen Verdächtigen wie »Kojak« oder »Die Füchse«. Nein, wir sprechen hier von »Rookies«, »Die knallharten Fünf« und »Barnaby Jones«. Aber wenn er eine Prüfung hatte und Chas und ich im Wohnzimmer zu laut waren, kam er herein und setzte sich mit einer Miene aufs Sofa, bei der sich der gesamte Bereich um die Nase zu einer Grimasse blutleerer Anspannung verzogen hatte. Wirverstanden den Wink ziemlich schnell und gingen schlafen, damit er lernen konnte.
    Kyle war der Einzige in der WG, der wirklich viel für die Uni arbeiten musste. Ich hatte an der Uni einen Lehrgang in Sozialarbeit belegt und musste nie besonders hart
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