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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Autoren: Sky du Mont
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der Leiter, und du müsstest ihn mal auf einer Leiter stehen sehen …« Lautes Lachen, die Freundin kichert schon vor der Pointe. »Hantiert da mit so einem Schraubending rum.«
    »Schraubenzieher, Schatz.«
    »Und auf einmal, bzzzzzz, ich dachte, ich falle gleich in Ohnmacht. Und dann kippt er, das hättest du sehen müssen, mit der Leiter wie in Zeitlupe aufs Sofa. Aufs Sofa!« Quieken und Quietschen zweier völlig ausgetickter Frauen, die sich über das Schicksal eines armen Elektro-Amateurs einen Affen lachen. Ich gebe zu, ich war etwas verschnupft.
    »Du hattest mich gebeten, die Lampe auszutauschen.«
    »Ich weiß doch, wie gern du dich als Handwerker ausgibst, mein kleiner Bob der Baumeister.«
    Aber es waren nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten, die mir plötzlich abverlangt wurden. Nein, auf einmal wurde mir klar, was Bea von meinem Einrichtungsstil hielt, zumindest was die Gestaltung unseres neuen Heims betraf.
    Während wir Männer bekanntlich eher zu kühlen Farben und glatten Formen tendieren, also Schwarz und Chrom, Lack und Leder, gilt so was bei Frauen meist nur für das Outfit. Was die Wohnung betrifft, sind die meisten aus der Schneewittchen-Phase nie herausgekommen. Und damit meine ich nicht den Glassarg, der ja im Zweifel einen top Wohnzimmertisch abgeben würde. Entweder, sie tendieren zu Plüsch und Blümchen und wollen am liebsten den ganzen Laura-Ashley-Laden leer kaufen, oder sie richten die Wohnung ein, als müssten sie es richtig gemütlich für die sieben Zwerge machen. Das nennt sich dann Landhaus-Stil. Aber glauben Sie nicht, dass Sie da mit Gummistiefeln reindürfen. Im Gegenteil: Der Mann soll zwar zur Einrichtung passen, aber nur in dekorativer Hinsicht. Wenn Ihre Frau karierte Vorhänge bestellt, sehen Sie sich vor: Demnächst werden Sie zu Tweed-Jacken gedrängt. Cord-Sofa? Als Nächstes kommt die Cordhose. Sie hat Hussen für die Esszimmerstühle gekauft? Achtung! Vermutlich dürfen Sie die Küche bald nur noch im Trenchcoat betreten.
    Es ist eines der großen Talente der Frauen, den Männern, vor allem aber sich selbst, einzureden, dass Männer von Innenarchitektur und Interieur nichts verstehen. Geschmackssicher sind nur Frauen. Kuschelig soll es sein.Warm. Nicht zu hell. Aber auch auf keinen Fall zu dunkel. Keine Aktbilder an den Wänden des Schlafzimmers oder innen an der Schranktür. Keine Buddelschiffe auf dem Fernseher. Schon gar kein Samurai-Schwert! Gerne ein großer Kühlschrank, ja, aber hauptsächlich mit Joghurt und Luft gefüllt. Und ein großer Kleiderschrank. Am liebsten ein »begehbarer«. Das bedeutet in der Regel, dass das, was mal ein gemeinsames Schlafzimmer werden sollte, zum Damen-Boudoir wird, in der die Frau ihrer Lieblingsbeschäftigung frönt: anziehen, ausziehen, umziehen, schminken, zupfen, tupfen, epilieren, schmieren, spachteln (und das meine ich nicht handwerklich oder kulinarisch), wieder anziehen, umziehen usw.
    Und irgendwann kommt das Thema »Kinder«. Wenn die erst einmal in Ihr Leben getreten sind, dann gilt für Haus und Wohnung sowieso nichts mehr, was vorher galt. Nicht nur, dass Sie jetzt die Schlüssel für die Schlafzimmertür wieder raussuchen müssen. Sie müssen den ganzen Laden komplett umbauen. Denn so ein Kind braucht ja praktisch ein ganz eigenes Domizil, nämlich das Kinderzimmer, und das steht für:
    wochenlanges Katalogewälzen und Internetsurfen nach den besten, allergiearmen, umweltverträglichen, schadstofffreien Kleinmöbeln aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung in Nordskandinavien
    Streit über die Farbe (»Schatz, das ist nicht apricot! Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist nicht das, was wir wollen.« – »Also, ich finde es eigentlich …« – »Es ist nicht das, was wir wollen!«)
    doppelt so hohe Preise für halb so große Möbel-Bausätze mit unverständlichen Bauplänen, obwohl Sie eigentlich dachten, das Bett oder der Wickeltisch würden als Möbelstück und nicht als Bretterhaufen geliefert.
    Dazu kommen die tausend Dinge, die sonst im Haus gemacht werden müssen: Gitter an die Treppen, Schubladensicherungen, Steckdosenkappen, Liegen, Wiegen, Sitzhilfen, Krabbelecken, alle unteren Regale leer räumen (wohin mit dem Zeug?!) … Wenn Kinder ins Haus stehen, dann kommen Anforderungen auf einen zu, die man nie geahnt hätte. Aber glauben Sie mir, das ist alles harmlos im Vergleich zu dem, was später kommt. Aber dazu, wie gesagt, später.
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Tagebucheintrag: 15. April,
15:30 Uhr – im Garten
    Bin beim
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