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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Autoren: Sky du Mont
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Der Rest soll Ihnen erspart bleiben.
    Plötzlich verstummt sie und sieht mich ernst an. Ich blicke in ihre wunderschönen großen Augen, und für kurze Zeit bilde ich mir ein, ihre Gedanken lesen zu können. Was natürlich Unsinn ist, oder vielleicht doch nicht?
    »O Gott, was hab ich da für einen dämlichen Vater? Von all den Milliarden Vätern auf der Erde habe ich anscheinend den absoluten Volltrottel abbekommen!«
    Ein winziges weibliches Wesen, und auch das scheint bereits zu vergleichen. Gegen eine solche Konzentrationweiblicher Gene ist ein Mann machtlos. Für uns Männer sind Vergleiche nahezu unwichtig. Ob Bier oder Wein, teurer Grappa oder billiger Fusel, Hauptsache, der Alkohol haut rein. Auch in der Liebe sind wir nicht so überkritisch wie Frauen, nach dem Motto: Blond, rot oder dunkel, Beine rasiert oder nicht, Hauptsache, obenrum ist was. Die anderen Dinge entdecken wir später.
    »Du sprichst natürlich von dir!«
    »Nur nicht nachhaken«, sagt mein Schwiegervater immer, und der muss es wissen. Immerhin ist er seit sechsunddreißig Jahren verheiratet und hat, soviel ich weiß, keine bleibenden Schäden davongetragen. Wenigstens keine sichtbaren.
    Wollen Sie wissen, was mich immer wieder fasziniert? Es ist ein kleines Wunder: Bea betritt den Raum, nimmt Clara auf den Arm und legt sie an (was für eine idiotische Formulierung). Meine Tochter sieht die Brust ihrer Mutter und verstummt mit einem völlig verklärten Gesichtsausdruck. Irgendwie erinnert mich Clara in diesem Moment an mich. Zumindest, was den Blick auf die Brust betrifft. Zwei Tage alt und ähnelt bereits ihrem Vater. Ist das nicht wunderbar?
    Die ersten Wochen vergehen wie im Flug. Das mag an der Übermüdung liegen. Zeit beginnt unerheblich zu werden. Mahlzeiten werden eingenommen, wenn man mal fünf Minuten Zeit hat, was höchst selten vorkommt. Geschlafen wird immer unregelmäßiger, der Tag wird zur Nacht und umgekehrt. Man sitzt auf der Toilette und nickt ein, man steht mit dem Wagen an der roten Ampel, und lautes Gehupe hinter einem reißt einen aus dem Dämmerschlaf. Das einzig Regelmäßige erscheint mir nur noch unsereTochter. Sie trinkt, macht in die Windeln, treibt mich zur Verzweiflung, bis das Bäuerchen kommt, und fällt dann in tiefen Schlaf. Genau in dieser Reihenfolge.
    Okay, das Baby schnell in die Wiege gelegt und ins Bad. Zähne putzen, duschen und sonstige Dinge erledigen. Ab ins Bett und ein paar Stunden Schlaf. Ich glaube, dass unsere Tochter jetzt schon weiß, wie sie mich darauf vorbereitet, was es bedeutet, eine Tochter zu haben: Ich Chef – du Diener. Sie wartet, bis ich in die REM-Phase eintrete, und brüllt dann los. Ich torkele aus dem Bett und stolpere schlaftrunken über die Wiege, was dann folgende Kommentare provoziert:
    »Pass doch auf, du bringst unsere Tochter noch um!« oder »Meine Güte, das arme Kind, vielleicht hätte es noch ein Stündchen weitergeschlafen, aber NEIN, ihr Vater muss sie ja jetzt schon aus dem Bettchen schleifen!«
    Sie hat »schleifen« gesagt, aber ich bleibe ganz ruhig, beiße die Zähne zusammen und denke an all die Hormone, die augenscheinlich Beas Körper immer noch nicht verlassen haben. Aber ich nehme mir vor, morgen früh den Begriff »Exorzist« zu googeln. Vielleicht kann so ein Typ ja auch Hormone und nicht nur böse Geister austreiben. Man kann nie wissen.
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Tagebucheintrag: 17. Februar,
16:40 Uhr – Stammkneipe
    Bin jetzt mehr als bereit, meine Vaterpflichten zu übernehmen! Habe heute Morgen die Spülmaschine ausgeräumt und wollte den Wagen waschen lassen, aber Beate meinte, dass das nicht zu den Vaterpflichten gehört. Ein bisschen fies fand ich das schon, immerhin soll doch Clara nicht in einer schmutzigen Karre rumkutschiert werden. Das bin ich meinem Erziehungsauftrag schuldig. Das Kind soll frühzeitig lernen, was Sauberkeit und Ordnung bedeuten.
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Der erste Ausflug
    Es schneit, aber wie man hört, soll ja frische Luft super gesund für Babys sein, auch wenn diese Luft gefühlte 20 Grad minus hat. Kein Problem, man kann sich ja warm anziehen. Folgender norddeutscher Satz wäre da angebracht, und meine Schwiegermutter benutzt ihn gern: »Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung!« Hört sich toll an, ist aber idiotisch.

    Also gut, unsere Tochter wird dick eingepackt. Unterhemdchen, Blüschen, Höschen, Söckchen, Pullöverchen, Mäntelchen, Häubchen, Mützchen, Handschühchen, Schühchen, oh, Scheiße, ich habe das Strumpfhöschen
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