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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Autoren: Sky du Mont
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über zwanzig Jahre gedauert haben, sind mit Sicherheit so motiviert worden. Die Männer wolltenden fruchtlosen Diskussionen mit ihren Frauen entkommen und erfanden aus diesem Grund die Kreuzzüge. Ja, und was machen wir Männer heute? Wir stellen uns taub oder ergeben uns unserem Schicksal. Manch einer hat es sogar vorgezogen, seine Frau aus dem Weg zu räumen und dafür fünfzehn Jahre in den Knast zu wandern. Nein, das ist mit Sicherheit keine Lösung, schließlich liebe ich sie und auch meine Tochter. Ich gebe trotzdem zu bedenken, dass laut ernsthaften Statistiken Ehepartner häufiger an Mord denken als an Scheidung. UND, wie sollte es anders sein: Es sind vor allem Frauen, die sich solchen Gewaltphantasien hingeben. Vielleicht sollte ich doch mit Clara rausgehen.
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Tagebucheintrag: 21. Februar,
15:45 Uhr – Stammkneipe
    Zum ersten Mal freue ich mich über das allgemeine Rauchverbot. Auch mein Stammlokal hat sich dem angeschlossen, und das kommt mir heute sehr entgegen. Es war so kalt draußen, dass ich mich entschlossen habe, Clara ein wenig Wärme zu bieten. Meine Stammkneipe lag (rein zufällig) genau auf dem Weg. Augenscheinlich gefällt es da auch meiner kleinen Tochter. Laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern (der Wirt steht total auf AC/DC), und das scheint Claras Geschmack genau zu treffen. Ich muss nur vorsichtig sein, dass Beate nichts merkt. Sie würde behaupten, ich würde mich meinen väterlichen Pflichten entziehen. Das ist nicht wahr. Ichbin hauptsächlich wegen Clara da. Sie soll doch unter Leute kommen, denn das ist wichtig für ihr soziales Verhalten später. Außerdem ist es draußen viel zu kalt zum Spazierengehen. Zur Sicherheit verkneife ich mir ein Bier … Bea hat einen überdurchschnittlich entwickelten Geruchssinn.
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Das Baby wird
in die Gesellschaft eingeführt
    Heute ist der Tag, an dem Clara der Verwandtschaft vorgestellt oder besser: präsentiert wird. Tanten, Onkel und sonstige Familienangehörige machen unserer Tochter ihre Aufwartung. Natürlich verschläft diese alles. War ja klar, nachdem sie sich die ganze Nacht hat volllaufen lassen. Zwar mit Milch, aber wo liegt da der Unterschied? Wach gehalten hat sie Beate und mich abwechselnd. Ich gebe zu, dass auch ich kurz darüber nachgedacht habe, ebenfalls in einen komatösen Schlaf zu fallen, um mir die Verwandtschaft zu ersparen, aber die drohenden Blicke meiner Frau halten mich davon ab.
    Seit einiger Zeit hege ich ja den Verdacht, dass unsere Tochter nur so tut, als würde sie schlafen. Ist jetzt schon ein raffiniertes Stück. Ein Mädchen halt.
    Und natürlich will jeder, der zu Besuch kommt, das Kind sehen. Wenn sie sich damit nur zufriedengeben würden. Nein, zunächst fressen sie uns die Kekse weg und trinken alles Greifbare. Und dann kommt der Moment, an dem sie das Kinderzimmer betreten. Beate versucht noch zu retten, was zu retten ist …
    »Bitte leise. Clara ist gerade eingeschla…«
    »Ach, Gottchen, ist die süüüüüüüüüüß!«, brüllt OmaRenate, und als Kontrastprogramm kräht Onkel Friedel: »Meine Güte! In diesem Loch soll das arme Kind aufwachsen?« Aber Gott meint es gut mit uns, Clara wacht nicht auf.
    Wie würde das auf das Kind wirken? Fremde Menschen beugen sich über das Bett und geben merkwürdige Laute und Kommentare von sich.
    »Bittu klein Mädi … Budi-budi …bisdu kleine Süssi. Di-di-du …«
    »Was hat die Kleine für ein Glück! Sie sieht dir total ähnlich, Bea, und vom Vater hat sie gar nichts. Na ja, vielleicht die Zehennägel …«
    »Ist Benni überhaupt der Vater?«, flüstert jemand.
    »Oh, Beate, die ist dir ja wie aus dem Gesicht geschnitten und mit ein bisschen Phantasie auch dir, Benni.«
    Ich frage mich, wie ein vier Tage altes Mädchen seiner Mutter und seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten sein kann. Insgeheim bin ich froh, dass unser Hund nicht mit im Kinderzimmer ist. Wahrscheinlich hätte manch einer auch da noch eine gewisse Ähnlichkeit entdeckt.
    Als sich Tante Berti (98 Kilo) auf das Gitterbettchen lehnt, bricht die rechte Seite des Gitters, als sei es aus Pappe. »Wohl bei Ikea gekauft, was?«, meint sie schnippisch, als sei Herr Ikea an ihrem Übergewicht schuld. Gut, dass ich eine schlagfertige Frau habe. Die kontert mit einem trockenen »Nee! Bei billiger.de. Schlanke Preise für schlanke Menschen.«
    Oma Traudi verliert eine Träne über dem Bettchen. Opa Fritz sein Gebiss. Onkel Benedikt hat ein Gedicht verfasst:
    Kindlein klein,
    Was bist du
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