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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot
Autoren: Bernhard Aichner
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verlieren, wer weiß, wie lange sie noch Luft hat da unten.
    – Dauert nur ein paar Minuten, der Staatsanwalt ruft mich gleich zurück.
    – Ihr schafft das?
    – Es wird nicht lange dauern, Max.
    – Wie lang?
    – Eine Stunde, zwei, vielleicht schneller, je nachdem.
    – Du meinst, ihr peilt sie, wir fahren hin, graben sie aus und alles ist wieder gut?
    – Das ist der Plan. Und dann kümmern wir uns um den, der sie eingegraben hat. Wer immer es auch war, irgendwo gibt es Spuren von ihm, Abdrücke, Speichel, Haut, irgendetwas, das uns sagt, wen wir suchen müssen.
    – Macht schnell, bitte.
    Baroni drückt Max noch einen Schnaps in die Hand. Er setzt sich neben ihn, während die Beamten hektisch durch die Wohnung streifen. Sie sitzen nur da und schauen zu, sie können nicht glauben, dass ihr Filmabend so geendet hat, dass die Wirklichkeit so brutal zugeschlagen hat, dass da Tildas Stimme war. Dass sie gesagt hat, was sie gesagt hat, dass es nicht aufhört, dass man die Wirklichkeit nicht anhalten kann, ausschalten wie einen Film.
    Hilflos trinken sie.
    Baroni, der sonst immer redet, immer etwas Unsinniges zu sagen hat, er schweigt. Es gibt nichts zu sagen, nichts zu tun, sie können nur warten. Niemand weiß, wo sie ist, wo man suchen soll, ob sie in der Nähe ist, wie weit er mit ihr gefahren ist. Sie wissen nichts. Noch nicht. Max nimmt die Schnapsflasche vom Tisch und schenkt nach. Mit Gewalt möchte er die Uhr zurückdrehen, alles ändern, alles wieder gut machen, doch die Zeiger drehen sich weiter, wild schlagen sie auf Max ein, jede Sekunde macht es schlimmer. Wieder schenkt er nach, füllt die Gläser mit Zirbenschnaps. Sie trinken, sie schütteln den Kopf, sie gehen auf die Terrasse, sie machen die Tür zu.
    – Das ist ganz große Scheiße, Max.
    – Mach den Film wieder an, bitte.
    – Was soll ich?
    – Einschalten.
    – Das können wir nicht machen.
    – Wir können sowieso nichts tun.
    – Sagt wer?
    – Du hast es doch gehört, die müssen sie peilen, alles wartet auf den Staatsanwalt, auf den Netzbetreiber, die sagen uns dann, wo sie ist, und alles wird gut.
    – Und was willst du jetzt tun?
    – Du schaltest einfach den Film wieder ein und wir tun so, als wäre nichts passiert.
    – Das geht zu weit, Max.
    – Ich kann das nicht.
    – Was?
    – Warten.
    – Das wird schon.
    – Lenk mich ab. Erzähl mir von la Ortega. Wie ist sie so?
    – Du weißt, wie sie ist.
    – Du willst mit ihr zusammenbleiben?
    – Was weiß ich.
    – Wie ist sie so?
    – Was meinst du?
    – Im Bett. Sie hat einen tollen Körper.
    – Was soll das, Max, bist du nicht ganz dicht?
    – Sag schon.
    – Ich verstehe, dass dich das alles jetzt aus der Bahn wirft, aber wir sollten uns lieber Gedanken um Tilda machen, nicht um la Ortegas Körper.
    – Sie hat schöne Brüste.
    – Deine Stiefmutter sitzt in einer Kiste irgendwo unter der Erde, und du willst übers Vögeln reden.
    – Über was denn sonst?
    – Ich weiß ja auch nicht.
    – Darüber, dass sie vielleicht stirbt. Dass sie sie finden, zusammengekauert in einer Kiste, kalt, leblos. Mir sind la Ortegas Brüste lieber.
    – Von mir aus.
    – Wenn sie sie nicht rechtzeitig finden, drehe ich durch.
    – Du hast die Brüste ja gesehen. Sie haben zwar nicht die Dimension von Hannis Teilen, aber sie sind grandios. Sie fühlen sich so kompakt an, so fest, sie sind großartig, Max, großartig.
    – Ich glaube ihr.
    – Was glaubst du?
    – Dass es dieser Wagner war.
    – Du hast aber gehört, was Paul gesagt hat.
    – Trotzdem. Wenn sie sagt, er war es, dann war er es.
    – Und was machen wir dann?
    – Ihn suchen und finden.
    – Und danach?
    – Werden wir sehen.
    – Ihr Arsch ist auch sensationell.
    – Halt die Klappe, Baroni.
    – Das war deine Idee, du wolltest, dass ich dich ablenke.
    – Was ist, wenn sie stirbt?
    – Sie stirbt nicht.
    – Was, wenn doch?
    – Ich weiß es nicht, Max.
    – Dann stirbt er auch.
    – Wagner?
    – Ja.
    – Du bist nicht Charles Bronson, Max.
    – Ich bin ihr Sohn. Sie hat alles für mich getan, ich werde auch alles für sie tun.
    – Wie viel willst du eigentlich noch trinken? Was ist, wenn sie losfahren und sie suchen, sie ausgraben, du willst doch dabei sein, oder? Wir sollten das mit dem Schnaps jetzt sein lassen.
    – Schenk ein, bitte.
    –
    – Das tut mir alles sehr leid, Max. Dass das passiert.
    – Mir auch.
    – Vielleicht ist sie bis Mittag schon wieder hier.
    – Nein, Baroni, das ist sie nicht.
    Über eine Stunde lang sitzen
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