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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad
Autoren: Lola Jaye
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Stärke und der Schwäche, weil das süßeste Mädchen der ganzen Welt meine eigene kleine Tochter war. Wenn Du mich so voller Vertrauen ansahst, mich, den alten, langweiligen Kevin Bates, schwor ich mir, dass ich Dich immer beschützen würde. Immer für Dich da sein würde. Dich trösten würde.
    Wow.
    Und dann küsste ich Dich nochmal auf die Stirn, Lois, einfach weil   … einfach weil ich Deinem Lächeln nicht widerstehen konnte. Ich stelle mir gern vor, dass Du mich das immer noch tun lassen würdest, wenn ich noch da wäre – Dich auf die Stirn küssen, wenn Du Dich vor dem Fernseher zusammenrollst. Oder würdest Du Dich wegdrehen und mir sagen, «Dafür bin ich wirklich schon ein bisschen zu alt, Dad!»? Tja, jetzt hast Du gar keine Wahl, denn ich werde Dich jeden Abend, bevor Du schlafen gehst, auf die Stirn küssen. Und zwar für den Rest Deines Lebens – ob es Dir nun gefällt oder nicht.
    Um es kurz zu machen: Du sollst wissen, dass Dein Daddy Dich unendlich lieb hat. Du bist für immer mein geliebtes Sternchen. Und auch wenn ich jetzt auf eine Art weg bin, werde ich Dich NIE, NIEMALS verlassen. Ich werde bei Dirsein, für Dich da sein, immer in Deiner Nähe bleiben. Frag mich nicht, wie ich das mache, Du musst nur wissen, dass es so ist. Ganz besonders wirst Du es durch diesen Leitfaden spüren, den Du hoffentlich für immer und ewig behalten wirst. Und ich möchte, dass Du jedes Mal darin liest, wenn Du nicht mehr weiter weißt, verwirrt oder einsam bist, und sogar, wenn Du glücklich bist! Ja, Liebling, auch wenn Du glücklich bist.
     
    Meine Hand zitterte, und dann saß ich mindestens zehn Minuten wie erstarrt da und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das war alles zu viel, um es so schnell zu begreifen. Und so unerwartet. Ich fühlte mich plötzlich uralt, mindestens wie achtzehn. Außerdem wollte ich unbedingt weiterlesen, alles verschlingen, was mein Dad geschrieben hatte, aber ich wusste, dass dann für später nichts mehr übrig bleiben würde. Für nächste Woche. Für den nächsten Monat. Für das nächste Jahr. Ich brauchte diesen Leitfaden. Ich brauchte meinen Dad, und um nichts in der Welt würde ich das gefährden, selbst wenn er von mir verlangt hätte, für den Rest meines Lebens täglich nur einen Satz zu lesen.
    Ich las die erste Seite ungefähr hundert Mal. Meine Mutter rief aus der Küche: «Was machst du denn da oben, Lois?» und «Essen ist fertig! Geh dir aber vorher die Hände waschen!»
    Ich hatte keinen Hunger, aber ich setzte mich trotzdem an den Tisch, auf dem die gewohnten Teller standen, die gewohnten Messer und Gabeln lagen. Alles war wie immer. Nur ich hatte mich verändert. Etwas in meinem Inneren tickte anders als zuvor. Ich behaupte nicht, dass ich mit einem Schlag erwachsen geworden wäre, ich fühlte mich nur einfach nicht mehr wie ein Kind. Und außerdem fühlte ichmich garantiert nicht danach, an diesem Tisch zu sitzen und zuzuhören, wie Bingo-Mann und Mum jede Menge Schwachsinn besprachen, während oben in der Plastiktüte das allerbeste, allerwichtigste Buch meines Lebens lag.
    «Der Fisch schmeckt himmlisch», schwärmte Bingo-Mann und verleibte sich andächtig Mums edlen Red Snapper mit Reis ein.
    «Das ist unser erstes Essen als Familie! Also, ich meine   … seit wir verheiratet sind», kicherte Mum wie ein kleines Mädchen. Bingo-Mann warf ihr den dazu passenden Blick zu, ungefähr so, wie ein Kleinkind seinen Lutscher anschaut.
    «Ein himmlisches Essen», wiederholte Bingo-Mann. Mum lächelte, blinzelte ihn schwärmerisch an und erkundigte sich bei mir, warum ich nur auf meinem Teller herumstocherte.
    «Das Essen ist gut. Ich bin einfach nicht hungrig, Mum.»
    «Ist dir schlecht?»
    «Nein, alles o.   k.»
    «Hast du dich über irgendetwas geärgert? Ist was passiert, während ich weg war?»
    «Eigentlich nicht   … Nein, nichts.» Ich pickte weiter in meinem Essen herum und wünschte mir nichts sehnlicher, als das grüne Notizbuch wieder in den Händen zu halten.
    «Hast du vielleicht einen Freund?», fragte Bingo-Mann mit vollem Mund.
    Ich schüttelte verärgert den Kopf. «Was ist das denn für eine blöde Frage? Natürlich nicht!»
    «Du musst nicht gleich unhöflich werden, Lois. Wir wollen nur sicher sein, dass mit dir alles in Ordnung ist», sagte Mum streng.
    «Sorry», murmelte ich.
    Nach dem Essen konnte ich mich endlich wieder in meinZimmer verziehen. In meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge Breakdance, als ich auf Seite fünf
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