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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht
Autoren: C Phillips
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und ... das musste ich alleine durchstehen.« Sie stieß vernehmlich den Atem aus. »So ganz habe ich das alles immer noch nicht verkraftet.«
    »Kann ich mir denken.« Annelise griff in ihre Tasche und zog die Zeitung hervor, die zu lesen Sloane bislang angelegentlich vermieden hatte. Ihr Leben wurde in aller Öffentlichkeit breitgetreten, und wegen dieser Enthüllungen hatte sie Chase verloren.
    Annelise schob ihr das Blatt hin. »Steht alles hier drin. Michael Carlisle ist gar nicht dein leiblicher Vater, das ist irgendein Mann namens Samson. Und eine Skandalgeschichte hängt da auch noch dran«, fügte sie hinzu, doch jetzt klang ihre Stimme nicht mehr verärgert, sondern mitfühlend. »Und ich musste das alles aus der Zeitung erfahren. Ich wünschte, du hättest mir mehr Vertrauen geschenkt.«
    Sloane zwang sich, einen Blick auf die Schlagzeile zu werfen. »WIE WEIT DARF EIN VATER GEHEN? SENATOR MICHAEL CARLISLE UND SEIN DUNKLES FAMILIEN-GEHEIMNIS.« »Pah«, machte sie angewidert. Doch als sie den Artikel überflog, stellte sie fest, dass darin nicht nur vollkommen unvoreingenommen über die Fakten berichtet, sondern Sloanes Leben darüber hinaus in den rosigsten Farben geschildert wurde. Mit keinem Wort wurde der Senator mit Schmutz beworfen oder sein Charakter in ein schlechtes Licht gestellt.
    Und das, begriff Sloane, lag daran, dass Chase Chandler der Verfasser war. Der Artikel war von den führenden Tageszeitungen,
der Washington Post eingeschlossen, übernommen worden, deshalb hatte Chase vermutlich keinen Einfluss auf die Schlagzeilen gehabt. Stolz keimte in ihr auf. Also hatte er seinen Lebenstraum tatsächlich verwirklichen können.
    Er hatte die Geschichte über Michael Carlisles Täuschung seiner Tochter, Sloanes Abstammung und die Schießerei so gehalten, dass allen Beteiligten, auch Samson, dabei Gerechtigkeit widerfuhr. Sloane kicherte, als sie überlegte, welch knifflige Aufgabe Chase da hatte bewältigen müssen. Aber die Story war gedruckt, und sie konnte nur beten, dass Michaels Karriere nicht aufgrund einer Entscheidung, die er viele Jahre zuvor getroffen hatte, nun Schaden nahm.
    Sie schaute auf und sah ihre Freundin an. »Das waren ein paar harte Tage für mich«, gestand sie, dabei tippte sie vorsichtig gegen ihre verletzte Schulter. »Und nicht ganz ungefährliche noch dazu.«
    Annelise nickte. »Ich kann gut verstehen, wie sehr das Ganze dir zugesetzt haben muss.«
    Sloane seufzte. »Zugesetzt ist untertrieben. Ich hätte damals mit niemandem darüber sprechen können, aber jetzt bin ich froh, dass die Katze aus dem Sack ist.« Sie stützte die Hände auf den Tisch. »Und danke für dein Verständnis.«
    Wieder nickte Annelise. »Ich bin deine Freundin, Sloane, vergiss das nicht. Das heißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst, wenn dir etwas auf der Seele liegt. Wenn du irgendwann mal über den Typen reden willst, dem du nachtrauerst, ruf mich an.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich irgendeinem Typen nachtrauere?«, fragte Sloane, nachdem sie einen Schluck Kaffee getrunken hatte. Das Gebräu war viel zu süß, und sie schnitt eine Grimasse. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
    »Allerdings. Man kann in deinem Gesicht lesen wie in einem
offenen Buch. Du fühlst dich miserabel, und das liegt nicht an der Enthüllung eurer Familiengeheimnisse. Und ehe du fragst, woher ich das weiß ... ich weiß es eben.« Annelise beugte sich vor. Ihre Ellbogen streiften ein paar Stoffmuster auf dem Tisch. »Das hier gefällt mir.«
    »Das sind Weinranken.« Wie auf den handgewebten Wandbehängen zwischen all den Vögeln in Norman’s Restaurant, dachte Sloane.
    Auch das war etwas, was sie nicht verstand. Das kleine, unscheinbare Restaurant in Yorkshire Falls sagte ihr viel mehr zu als all die Clubs und Bars in Washington, deren Besitzer Unsummen dafür ausgaben, um eine gepflegte Atmosphäre zu schaffen. Doch Sloane vermisste die Vogelhäuschen.
    »Okay, körperlich bist du zwar anwesend, aber in Gedanken meilenweit weg.« Annelise griff nach ihrer Tasche. »Ruf mich an, wenn du reden willst, ja?«
    Sloane nickte. »Mache ich. Und noch mal danke.«
    Nachdem Annelise gegangen war, zwang sich Sloane, die Liste dringender Anrufe abzuarbeiten, hakte einige Namen ab, hinterließ bei anderen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und machte sich dazu Notizen. Als ihr Handy klingelte, war sie für jede Unterbrechung dankbar, die nichts mit Wohnungseinrichtungen zu tun hatte. »Hallo?«
    »Hallo,
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