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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht
Autoren: C Phillips
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Wenn du dir darüber im Klaren bist, dann kannst du deine Wandlung auch Sloane erklären. Und dann wird sie dir auch glauben.« Sie zuckte die Achseln, als sei das alles im Grunde genommen ganz einfach.
    Warum sah er das nicht genauso?
     
     
    Sloanes Aufenthalt in Yorkshire Falls war zwar nur von kurzer Dauer gewesen, trotzdem vermisste sie sowohl die Stadt als auch ihre Einwohner, seit sie wieder in Washington war. Sie stand in ihrer Wohnung in Georgetown und kleidete sich für ihren ersten Arbeitstag an.
    Als sie beschlossen hatte, sich auf die Suche nach ihrem Vater
zu begeben, hatte sie ihr kleines Inneneinrichtungsbüro geschlossen, ihre wichtigsten Kunden angerufen und ihnen erklärt, sie wäre wegen einer dringenden Familienangelegenheit vorübergehend nicht erreichbar. Viele schienen über die Verzögerung der Abwicklung ihrer Aufträge verärgert, wie ihr übervoller Anrufbeantworter bewies, aber Sloane war sicher, alles mit ein paar entschuldigenden Worten und einem neuen Termin wieder ins Lot bringen zu können. An diesem Morgen lag ein Zettel voller Nummern vor ihr, die sie anrufen musste. Es gab einiges zu regeln, angefangen von überfälligen Möbellieferungen bis hin zum Abholen einer Schrankwand bei einer Kundin, die sich über das gelieferte Stück beschwert hatte. Alltagskram , dachte Sloane.
    Sie konnte ausgesprochen gut mit Menschen umgehen, etwas, das sie wahrscheinlich von Michael gelernt hatte – ›geerbt‹ konnte sie ja nicht länger behaupten. Sie traf sich gern mit ihren Kunden und versuchte einen Kompromiss zwischen deren Wünschen und ihren eigenen Vorstellungen zu finden. Bislang hatte ihr die Arbeit immer großen Spaß gemacht. Doch seit ihrem Aufenthalt in Chases Heimatstadt erschien ihr alles in Washington öde, langweilig und leer.
    Sloane trommelte mit ihrem Stift auf der Schreibtischplatte herum. Was war nur mit ihr los? Sie lebte in Washington, der Hauptstadt dieses Landes, einer betriebsamen, geschäftigen Stadt, in der es unzählige Zerstreuungsmöglichkeiten gab. Warum sehnte sie sich dann so nach einem unbedeutenden Provinznest und seinen schlichten Bewohnern zurück? Oder war es Chase, der sie dorthin zurückzog wie ein Magnet? Die Trennung lastete noch immer schwer auf ihrer Seele.
    Vergiss ihn, Sloane. Das Leben geht weiter , mahnte sie sich energisch. Sie hatte ihn gehen lassen müssen, damit er das Leben führen konnte, das er sich immer erträumt hatte – das Leben
eines erfolgreichen Journalisten ohne Familie und Verpflichtungen. Sie hätte es sich nie verziehen, wenn sie sich auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm eingelassen hätte, nur um später mit dem Wissen leben zu müssen, dass er diesen Schritt zutiefst bedauerte.
    Die Türklingel signalisierte ihr, dass jemand das Büro betreten hatte. Sloane blickte auf.
    Ihre Freundin Annelise kam mit zwei Kaffeebechern von Starbuck’s und vorwurfsvoll gerunzelter Stirn auf sie zu. »Sieh an, sieh an, wer wieder da ist.« Sie reichte Sloane einen Becher. »Eine schöne Freundin bist du. Verschwindest einfach ohne ein Wort und rufst kein einziges Mal an. Ich war außer mir vor Sorge!« Annelise setzte sich auf den Stuhl vor Sloanes Schreibtisch. »Ich habe Madeline angerufen, und sie hat mir gesagt, du bräuchtest eine Auszeit«, fuhr sie mit erhobener Stimme fort. »Hättest du mir nicht wenigstens Bescheid geben können?« Ihr Ärger war ebenso wenig zu übersehen wie ihre aufrichtige Besorgnis.
    Sloane senkte schuldbewusst den Kopf. »Es tut mir Leid. Wirklich.« Seit sie herausgefunden hatte, dass Michael nicht ihr leiblicher Vater war und seit sie daraufhin in Chases Armen Trost gesucht hatte, hatte sie nur ein Ziel verfolgt: Samson zu finden. Außerdem war ihr die Zeit mit Chase heilig gewesen. All das war auf Kosten ihrer Arbeit, ihrer Freunde und ihres Lebens gegangen.
    Und nun saß sie hier, wieder daheim, versank bis über beide Ohren in Arbeit, wurde von einer gekränkten Freundin gescholten und konnte doch nur an die Menschen denken, die sie in Yorkshire Falls zurückgelassen hatte. Ihr altes Leben war nicht mehr das Leben, das sie führen wollte. Seit sie nach Yorkshire Falls aufgebrochen war, hatte sie keinen Gedanken mehr daran verschwendet.

    Annelise klopfte auf ihren Schreibtisch. »Du hörst mir ja noch nicht mal zu!«
    »Entschuldige, Annelise«, sagte Sloane zerknirscht. Die Freundin verdiente es nicht, dass sie so mit ihr umsprang. »Ich hatte nur gerade eine ziemlich heftige Krise zu bewältigen
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