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Fünf

Fünf

Titel: Fünf
Autoren: Ursula Poznanski
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die Jacke vom Boden und hängte sie sorgfältig auf einen Haken.
    «Danke.» Sie schaltete den Computer an und verteilte den Inhalt der Aktenmappe hektisch auf dem Schreibtisch. «Ich wäre pünktlich gewesen, aber Jakobs Lehrerin hat mich aufgehalten.»
    Florin stand mit dem Rücken zu ihr und hantierte an der Espressomaschine herum. Sie sah ihn nicken. «Was war es diesmal?»
    «Er hatte einen Wutanfall. Das Klassenmaskottchen musste dran glauben.»
    «Oh. Etwas Lebendiges?»
    «Nein. Eine Plüscheule namens Elvira. Riesendrama, du glaubst es nicht. Mindestens zehn Kinder in Tränen aufgelöst. Ich habe der Lehrerin angeboten, ein Kriseninterventionsteam vorbeizuschicken, aber sie konnte nicht darüber lachen. Jedenfalls muss ich Elvira-Ersatz besorgen. Bis Freitag.»
    «Das ist allerdings eine Herausforderung.»
    Er schäumte Milch auf, drückte auf die Taste für den doppelten Espresso und krönte sein Werk mit einem Stäubchen Kakao. Seine Gelassenheit übertrug sich allmählich auf Beatrice. Sie merkte, dass sie lächelte, als Florin die dampfende Tasse vor ihr abstellte.
    Er setzte sich ihr gegenüber auf seinen Platz und musterte sie mit nachdenklicher Miene. «Du siehst aus, als hättest du nicht viel Schlaf bekommen.»
    Das kannst du laut sagen.
«Alles bestens», murmelte sie und widmete sich ihrem Kaffee, in der Hoffnung, Florin würde sich mit dieser knappen Auskunft zufriedengeben.
    «Keine nächtlichen Anrufe?»
    Doch. Einer um halb zwölf, einer um drei Uhr morgens. Der zweite hatte Mina geweckt, die danach eine Stunde lang nicht mehr eingeschlafen war.
    Beatrice zuckte die Schultern. «Irgendwann wird er es aufgeben.»
    «Du musst endlich deine Nummer ändern, Bea. Nimm ihm die Chance, dich ständig fertigzumachen. Himmel, du bist bei der Polizei! Du kannst Schritte gegen ihn einleiten.»
    Der Kaffee war perfekt. In den zwei Jahren, die sie bisher zusammenarbeiteten, hatte Florin sich schrittweise an die ideale Mischung von Bohnen, Milch und Zucker herangearbeitet. Beatrice lehnte sich zurück und schloss für einige Sekunden die Augen, sehnte sich nach einem entspannten Moment, einem einzigen wenigstens.
    «Wenn ich die Nummer ändere, steht er in null Komma nichts vor der Tür. Und er ist der Vater, er hat ein Recht auf den Kontakt zu seinen Kindern.»
    Sie hörte Florin seufzen. «Übrigens», sagte er, «Hoffmann war natürlich schon da.»
    Scheiße. «Wirklich? Wieso klebt dann nicht mein Monitor voller Post-its?»
    «Ich hab ihn beschwichtigt und behauptet, du hättest angerufen und wärst auf einem Außentermin. Er hat nichts gesagt, nur ein säuerliches Gesicht gezogen. Für heute werden wir Ruhe vor ihm haben, er steckt in Besprechungen.»
    Das war phantastisch. Beatrice setzte die Tasse ab, versuchte ihre verspannten Schultermuskeln zu lockern und begann, die Akten auf ihrem Schreibtisch zu ordnen. Sie würde endlich dazu kommen, sich den Bericht über die Messerstecherei vorzunehmen, wegen dem Hoffmann ihr ständig in den Ohren lag. Sie warf einen Blick auf Florin, der konzentriert auf den Bildschirm seines Rechners starrte und dabei ziemlich ratlos wirkte. Eine Strähne seines dunklen Haares fiel ihm fast bis in die Augen.
Klickklickklick
. Beatrices Aufmerksamkeit richtete sich auf seine Hand, die locker auf der Maus lag. Schöne Männerhände. Ihr altes Laster.
    «Schwieriges Problem?», fragte sie.
    «Unlösbar».
    «Kann ich dir helfen?»
    Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine nachdenkliche Längsfalte. «Ich weiß nicht. Antipasti sind eine Angelegenheit, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf.»
    Sie lachte. «Alles klar. Für wann hat sich Anneke denn angesagt?»
    «Sie kommt in drei Tagen. Ich glaube, ich mache Vitello tonnato. Oder doch Bruschetta? Mist, ich wünschte ich wüsste, ob sie gerade Kohlehydrate isst.»
    Über Menüzusammenstellungen zu reden war keine gute Idee. Sofort meldete sich Beatrices Magen. Sie überschlug schnell, was sie bisher heute gegessen hatte, kam auf zwei Kekse und beschloss, dass es ihr gutes Recht war, Hunger zu haben.
    «Von mir eine Stimme für Vitello tonnato», sagte sie, «und eine für einen Abstecher hinunter ins Café.»
    «Jetzt schon?» Er fing ihren Blick auf und lächelte milde. «In Ordnung. Ich druck nur noch schnell die Seite au…»
    Das Telefon unterbrach ihn. Schon nach den ersten Sekunden erkannte Beatrice an Florins finsterer Miene, dass aus ihrem Thunfischbaguette nichts werden würde.
    «Wir sind gleich
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