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Fünf

Fünf

Titel: Fünf
Autoren: Ursula Poznanski
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Beatrice bemühte sich, die Frage verständlich hervorzubringen. Es dauerte, doch es klappte. Gut.
    «Es war meine erste Idee. Der Keller im Wald. Ein Schuss ins Blaue, um ehrlich zu sein, aber als wir unten dein Handy fanden, wusste ich, dass ich Glück gehabt hatte.»
    «M-meines und … N-Noras.»
    «Nein. Nur deines. Aber du warst nicht da. Dann haben wir das Zeichen auf den Brettern des Verschlags entdeckt, eine Sechs, und damit war alles klar.»
    «Sigart», flüsterte Beatrice. «W-wisst ihr schon, w-wo …»
    «Nein. Es kann sein – ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich habe etwas im Wald verschwinden sehen, als wir angekommen sind. Vielleicht war er das, vielleicht war es nur ein Tier.»
    Hatte er gewartet? Um zu erfahren, wie ihre Wette ausgehen würde? «Ich h-habe gewonnen», flüsterte sie. «Florin? Mein Handy. B-itte.»
    «Wirklich?»
    Sie nickte. Sigart hatte Nora Papenbergs Handy mitgenommen und ihr eigenes zurückgelassen.
Und ich weiß, warum
.
    «Stefan?» Florin ließ sie nicht los. «Beatrice möchte ihr Handy, bringst du es ihr bitte?» Sie fühlte, wie er ihr behutsam über das nasse Haar strich, und schloss die Augen. Vielleicht würde sie doch schlafen, nur ganz kurz.
    «Was hast du gewonnen?»
    «Hm?»
    «Du hast gerade gesagt, du hättest gewonnen.»
    «Ach so. Etwas … wie eine Wette.»
    Florin fragte nicht weiter. Immer wenn ein Zittern durch Bea lief, drückte er sie ein wenig fester an sich, als wolle er es mit seinem eigenen Körper dämpfen. Ab und zu fiel ein Tropfen aus seinem Haar auf Beas Wange und lief daran hinunter wie eine Träne.
    Dann kam Stefan mit dem Handy. Er ging neben ihnen in die Hocke. «Der Rettungswagen wird gleich da sein, ich habe noch einmal angerufen.» Schüchtern lächelte er Bea an. «Geht’s wieder?»
    «Ja.»
    «Zum Glück. Wir haben uns vorhin irre erschrocken, als wir dich im Brunnen entdeckt haben. Hast du uns wirklich nicht schreien gehört?» Er wartete die Antwort nicht ab. «Florin ist sofort hinuntergeklettert, wahrscheinlich hätte er dich auch ohne Seil hinaufgebracht, wenn es nötig gewesen wäre.» Nun war sein Lächeln gar nicht mehr schüchtern.
    «Danke, Stefan. Gibst du Bea jetzt ihr Handy?»
    Sie versuchte sich aufzurichten, aber schon der Ansatz der Bewegung tat weh, jeder Muskel ihres Körpers fühlte sich wund an. Florin stützte sie, als sie nach dem Telefon griff, doch ihre Finger waren zu klamm und unbeweglich, um es halten zu können. Es fiel neben ihr ins Gras. Sie schloss ihre ganze Hand darum, aber es war, als würde sie mit einem Instrument zupacken, in dessen Benutzung sie vollkommen ungeübt war. Wieder rutschte ihr das Telefon aus den Fingern. «Wart ihr es, die den Akku hineingetan haben?»
    «Nein. So haben wir es gefunden», sagte Stefan. Florin löste einen seiner Arme von ihr und griff nach dem Handy.
    Dann also Sigart. Falls eintreten sollte, was eingetreten war.
    «Mach du das für mich», bat sie Florin, als Stefan mit seinem Funkgerät zu den Einsatzwagen an der Straße zurückgegangen war. «Die PIN ist 3799 .»
    Das vertraute Piepen, als er die Tasten drückte. Die Melodie, mit der das Gerät signalisierte, dass es einsatzbereit war.
    Sonst nichts.
    «Keine neuen Textnachrichten?», fragte sie, um sicherzugehen.
    «Nein. Leg dich wieder hin, okay?» Er zog die Decke bis hoch über ihren Nacken. «Dein Kreislauf ist noch nicht stabil. Meinst du, du kannst etwas essen? Bechner hat Schokoladenriegel in seiner Tasche, und der Notarzt hat am Telefon gesagt, die Kombination aus süß und fettig hilft, den Körper aufzuwärmen.»
    Sie bebte vor Zittern und Lachen gleichzeitig. «Wenn ich Bechner seine Süßigkeiten klaue, wird er mich noch heftiger lieben, als er es jetzt schon tut.»
    Wieder drückte Florin sie an sich, anders diesmal, als wolle er ihr mehr geben als nur seine Körperwärme. «Darauf solltest du es ankommen lassen.»
    «Okay», murmelte sie. Da war eine kleine, gekrümmte Narbe an Florins Brust, knapp unterhalb des Schlüsselbeins. Sie hätte gern darübergestrichen, doch ihre Finger waren alle nicht zu gebrauchen. «Schöner Mist.»
    «Hm? Was sagst du?»
    Hatte sie es laut ausgesprochen? «Nichts. Nur dass ich müde bi–»
    I’ll send an
SMS
to the world
    I’ll send an
SMS
to the world
    I hope that someone gets my
    I hope that someone gets …
    Beatrice war zusammengezuckt wie unter einem Schlag. Eine neue Nachricht. Keine Frage, von wem. Plötzlich war da eine schneidende Angst, dass
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