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Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Titel: Fünf: Schwarzwald Thriller 1
Autoren: Doris Rothweiler
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der letzten Nacht war ihm klar geworden, dass er nicht mehr länger warten konnte. Er brauchte es wie ein Junkie den nächsten Schuss. Er ärgerte sich, dass er so schwach war, denn das erforderte, dass er den Plan ändern musste.
    Seine Wahl war auf Hüfingen gefallen. Das hieß, weniger auf Hüfingen als auf das Mädchen. Die kleine Stadt mit dem alten Römerbad und dem schicken Neubaugebiet war ideal für seine Pläne. Hüfingen lag nur ein paar Kilometer von Donaueschingen entfernt und so würde es Katrin sicher nicht entgehen, wenn wieder ein kleines, fünfjähriges Kind spurlos verschwinden würde. Sie würden überall Plakate aufhängen, die Zeitungen würden darüber berichten, das Fernsehen würde kommen …
    Er war von Katrins Zusammenbruch nach dem Mord an Emma Schmid völlig überrascht gewesen. Lange hatte er geglaubt, dass sein Plan geplatzt wäre, aber dann war Katrin doch recht schnell wieder aus der Klinik entlassen worden.
    Er hatte sich entschlossen, nicht mehr länger darauf zu warten, dass sie ihren Dienst wieder aufnahm. Weil er einfach nicht mehr länger warten wollte. Also würde sich hier in Hüfingen entscheiden, ob sein Plan am Ende doch noch aufgehen würde.
    Entweder, Katrin würde sich durch das Verschwinden des Mädchens dazu entschließen, ihre Arbeit an der Seite Horns wieder aufzunehmen, oder sie würde sich für immer aus dem aktiven Dienst zurückziehen.
    Er legte den Zeigefinger auf sein linkes Handgelenk, schloss die Augen und zählte. Sein Puls lag bei 130 und das, obwohl er regungslos in seinem Auto saß.
    Er erinnerte sich an das erste Kind, das er sich genommen hatte.
    Es war kalt gewesen. Für Ende März war es sogar sehr kalt gewesen.
    Mit einer Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Dabei stieg ihm wieder der metallische Geruch von Blut in die Nase, als wäre dort immer noch das Blut des Jungen. Das erregte ihn erneut.
    Zwei Tage hatte er ihn nur gehabt.
    Dabei hatte er ihn ein ganzes Leben lang haben wollen. Aber er hatte die Beherrschung verloren. Carstens Todeskampf war vorbei, kaum dass er begonnen hatte. Er hätte den Akt des Tötens gern länger hinausgezögert, aber er hatte getötet, wie ein Teenager Sex hat. Schnell und fantasielos. Von dem Augenblick an, als ihm der fünfjährige Carsten Kuntz zum ersten Mal über den Weg gelaufen war, hatte das Kind keine Zukunft mehr gehabt.
    Unschuldig und rein wie ein unbeschriebenes Blatt Papier war der Junge gewesen und jetzt war es seine Handschrift, die Carstens totem Körper eine neue Aussage gegeben hatte.
    Er war der Erste gewesen, und deshalb würde er für ihn immer etwas Besonderes sein, und dann, als er so vor ihm auf dem kalten Bürgersteig gelegen hatte, genau an der Stelle, an der er ihn zwei Tage zuvor in sein Auto gelockt hatte, hatte er zum ersten Mal die Sicherheit gehabt, dass der Tod genau das war, wofür er lebte.
     
    *
    »Ich hätte gern eine Tasse Kaffee«, sagte der schlanke, junge Mann, der in den letzten beiden Wochen beinahe täglich zu Katrin in den Dorfladen gekommen war.
    Erst, als er das Geschäft betreten hatte, bemerkte Katrin, dass sie sich schon den ganzen Vormittag auf ihn freute und fühlte sich erleichtert, weil er tatsächlich gekommen war. »Wieder zum hier trinken?«, fragte sie überflüssigerweise. Er hatte sich schon an den kleinen Tisch neben der Kasse gesetzt und seine Zeitung aufgeschlagen.
    »Klar«, meinte er und in seinen grauen Augen blitzte es belustigt auf. »Es sei denn natürlich, ich störe.«
    »Nein, nein, überhaupt nicht«, beeilte sie sich zu sagen und hätte sich am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Nein, nein, überhaupt nicht, äffte sie sich im Stillen nach, während sie vor der Maschine stand und darauf wartete, dass die letzten Tropfen in die Tasse fielen. Wenn sie weiter so blöde Antworten gab, hielt er sie für ein einfältiges Landei.
    »Bitte schön.« Höflich, aber distanziert genug, um ihre übereilige Antwort von eben wieder wettzumachen, stellte sie das Tablett mit der Kaffeetasse und dem hauseigenen Kleingebäck auf den Bistrotisch.
    »Warum setzen Sie sich nicht einen Augenblick zu mir?«, fragte der Schwarzhaarige, den Katrin auf Anfang dreißig schätzte, unvermittelt und blinzelte ihr zu. »Ich sag’s auch nicht dem Chef.« Er grinste verschwörerisch.
    »Das würde meinen Chef auch nicht sonderlich interessieren. Weder den einen noch den anderen.«
    »Sie haben gleich zwei Chefs, die sich nicht dafür
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