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Fuck machine: Storys

Fuck machine: Storys

Titel: Fuck machine: Storys
Autoren: Charles Bukowski
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Schuhe hingen - ein Ideechen nur; und daß mir die Hemdsärmel etwas zu tief über die Handgelenke gingen. Als ich zur Arbeit fuhr, merkte ich, daß das Lenkrad weiter weg zu sein schien. Ich mußte den Autositz ein Loch nach vorn ziehen. Eines Abends wog ich mich wieder. 77,5kg.
»Guck ma’ her, Sarah.«
»Ja, Liebling?«
»Ich versteh hier was nicht.«
»Was denn?«
»Ich scheine zu schrumpfen«
»Zu schrumpfen?«
»Ja, zu schrumpfen.«
»Ach, du Dummkopf! Das gibt’s doch gar nicht. Wie kann man denn schrumpfen? Glaubst du wirklich, daß dir durch deine Diät die Knochen schrumpfen? Knochen schmilzen doch nicht einfach zusammen! Weniger Kalorien, das führt doch lediglich zu Fettabbau. Fang nicht an zu spinnen! Schrumpfen? Unmöglich!«
Dann lachte sie.
»Na schön«, sagte ich, »komm her. Hier ist ein Bleistift. Ich stell mich jetzt an die Wand da. Meine Mutter hat das mit mir gemacht, als ich ein kleiner Junge war und noch wuchs. Jetzt machst du genau da einen Strich an die Wand, wo der Bleistift die Wand trifft, wenn du ihn mir grade auf den Kopf legst.«
»Na schön, du Dummchen«, sagte sie. Sie machte den Strich. Eine Woche später war ich runter auf 65,5. Es ging schneller und schneller.
»Komm her, Sarah.«
»Ja, mein Dummerchen.«
»Hier, mach mal den Strich.«. Sie machte den Strich. Ich drehte mich um.
»Jetzt sieh ma’ her. Ich hab in der letzten Woche 12 Kilo und gut 20 Zentimeter verloren. Ich schmilze weg! Ich bin jetzt eins siebenundfünfzig groß. Das ist doch Wahnsinn! Wahnsinn! Mir reicht’s. Ich hab dich dabei ertappt, wie du meine Hosen und Hemdsärmel kürzer gemacht hast. So geht das nicht weiter. Ich werde wieder zu essen anfangen. Ich glaube, du bist wirklich’ne Art Hexe!«
»Ach, du Dummchen…«
Nicht lange danach ließ der Chef mich ins Büro kommen. Ich kletterte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
»Henry Markson Jones II.«
»Ja, Sir?«
»Sie sind doch Henry Markson Jones II?«
»Natürlich, Sir.«
»Nun, Jones, wir haben Sie sorgfältig beobachtet. Ich fürchte, Sie sind dieser Arbeit einfach nicht mehr gewachsen. Wir lassen Sie natürlich nur sehr ungern so gehen… ich meine, wir sehen es nicht gern, daß Sie so gehen, aber…«.
»Hören Sie, Sir, ich tue immer mein Bestes.«
»Wir wissen, daß Sie das tun, Jones, aber Sie leisten da hinten einfach nicht mehr die Arbeit eines Mannes.«
Er entließ mich. Ich wußte natürlich, daß ich mein Arbeitslosengeld kriegen würde. Aber ich fand es kleinlich von ihm, mich einfach so zu entlassen… Ich blieb zu Hause bei Sarah. Und was es schlimmer machte - sie ernährte mich. Es kam so weit, dass ich nicht mehr an den Griff der Kühlschranktür kam. Und dann legte sie mich an eine kleine Silberkette. Bald war ich nur noch 60 Zentimeter groß. Zum Scheißen mußte ich auf einen Töpfchenstuhl klettern. Aber mein Bier ließ sie mich weiterhin trinken, sie hatte es ja versprochen.
»Ah, mein Schnuggelchen«, sagte sie, »wie süß du bist und niedlich!«
Auch mit unserem Liebesleben war nun Schluß. Alles war in der Proportion geschrumpft. Ich bestieg sie, aber nach einer Weile hob sie mich einfach weg und lachte.
»Ah, du hast’s versucht, du süßer Racker du!«
» Ich bin kein Racker, ich bin ein Mann!«
»Oh, mein süßer kleiner Mannomann!«
Sie hob mich hoch und küßte mich mit ihren roten Lippen…
Sarah kriegte mich runter auf 15 Zentimeter. Wenn sie einkaufen ging, steckte sie mich in ihre Handtasche. Durch die kleinen Luftlöcher, die sie in die Tasche gestochen hatte, konnte ich auf die Leute hinaussehen. Eins muß ich der Frau zugute halten - sie bewilligte mir immer noch mein Bier. Ich trank es aus dem Fingerhut. Eine Maß hätte mir einen Monat gereicht. Früher war sie in 45 Minuten weggewesen. Ich hatte resigniert. Ich wußte, daß sie mich gänzlich hätte verschwinden lassen können, wenn sie gewollt hätte. Besser 15 Zentimeter als gar nichts. Auch ein kleines Leben wird einem sehr lieb, wenn es dem Ende zugeht. Und so tat ich alles, um Sarah zu amüsieren. Mehr konnte ich nicht tun. Sie machte mir kleine Kleider und Schuhe und stellte mich aufs Radio und schaltete Musik ein und sagte dann: »Tanz, mein Kleiner! Tanz, mein Feiner! Tanz, mein Dummerjan!«
Nun, mein Arbeitslosengeld konnte ich nicht mehr holen, also tanzte ich auf dem Radio, während sie in die Hände klatschte und lachte.
Versteht sich, daß ich schreckliche Angst vor Spinnen hatte, und Fliegen waren groß wie riesige Adler, und wenn mich mal
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