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Fuck machine: Storys

Fuck machine: Storys

Titel: Fuck machine: Storys
Autoren: Charles Bukowski
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riskiert.«
Er gab mir die Adresse.
»Soll ich Ihnen sagen, wie Sie da hinkommen?«
»Ach, lassen Sie nur. Wenn ich ein Hurenhaus finden kann, kann ich auch ihr Haus finden.«
»Sie haben etwas, was mir nicht gefällt an Ihnen«, sagte er.
»Vergessen Sie’s. Wenn sie’n gutes Stück Arsch ist, ruf ich zurück.«
Ich legte auf… Es war ein kleines braunes Haus. Eine alte Frau kam an die Tür.
»Ich suche Charles Bukowski«, sagte ich zu ihr.
»Nein, Verzeihung«, verbesserte ich mich, »ich suche Gloria Westhaven.«
»Ich bin ihre Mutter«, sagte sie.
»Sind Sie der Bursche aus dem Flugzeug?«
»Ich bin der Bursche aus dem Bus.«
»Gloria hat den Artikel gelesen. Sie hat sofort gewußt, daß Sie das sind.«
»Fein. Und was machen wir jetzt?«
»Oh, treten Sie doch ein.«
Ich trat ein.
»Gloria!« rief die alte Frau. Gloria kam heraus. Sie sah nach wie vor gut aus. Eben auch eine von diesen gesunden rothaarigen Texanerinnen.
»Bitte, kommen Sie hier herein«, sagte sie.
»Entschuldige uns, Mutter.«
Sie führte mich in ihr Schlafzimmer, ließ aber die Tür auf. Wir setzten uns, weit voneinander entfernt.
»Was machen Sie so?« fragte sie.
»Ich bin Schriftsteller.«
»Oh, wie schön! Und wo sind Sie veröffentlicht?«
»Ich bin nirgendwo veröffentlicht.«
»Dann sind Sie gewissermaßen gar kein richtiger Schriftsteller.«
»Das ist richtig. Und ich wohne in einem Hurenhaus.«
»Was?«
»Ich wohne in einem Hurenhaus.«
»Wohnen Sie immer in Hurenhäusern?«
»Nein.«
»Wie kommt es, daß Sie nicht in der Armee sind?«
»Ich bin nicht durch die Musterung gekommen.«
»Sie machen Witze.«
»Nein, gottseidank mach ich keine.«
»Sie wollen nicht kämpfen?«
»Nein.«
»Pearl Harbor ist bombardiert worden.«
»Hab ich gehört, ja.«
»Und Sie wollen nicht gegen Adolf Hitler kämpfen?«
»Eigentlich nicht. Mir ist lieber, andere tun das.«
»Sie sind ein Feigling.«
»Ja, bin ich, und zwar nicht, weil es mir viel ausmachen würde, jemanden zu töten, sondern einfach weil ich nicht gern mit einem Haufen von schnarchenden Kerlen in einer Kaserne schlafe, um mich dann von irgendeinem geilen Schwachkopf mit dem Signalhorn wecken zu lassen. Außerdem trage ich dieses kratzige olivgrüne Khakizeug nicht gern. Meine Haut ist sehr empfindlich.«
»Na wenigstens etwas, was empfindlich ist an Ihnen.«
»Ich selber bin’s auch. Aber ich wünschte, es wär nicht meine Haut.«
»Vielleicht sollten Sie mit Ihrer Haut schreiben.«
»Vielleicht sollten Sie mit Ihrer Muschi schreiben.«
»Sie sind ekelhaft. Und feige. Jemand muß doch die faschistischen Horden zurückwerfen. Ich bin verlobt mit einem Oberleutnant zur See, und wenn der jetzt hier wäre, würde er Sie anständig verdreschen.«
»Würde er wohl, und mich würde das nur noch ekelhafter machen.«
»Jedenfalls würde es Sie lehren, in Anwesenheit von Damen ein Gentleman zu sein.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht. Wenn ich Mussolini töten würde, wäre ich dann ein Gentleman?«
»Natürlich.«
»Ich werde mich sofort rekrutieren lassen.«
»Man hat Sie doch nicht gewollt. Wissen Sie nicht mehr?«
»Ach ja richtig.«
Lange saßen wir da und sagten nichts. Dann sagte ich: »Hören Sie, darf ich Sie etwas fragen?«
»Nur zu!« sagte sie.
»Warum haben Sie mich gebeten, mit Ihnen aus dem Bus zu steigen? Und warum haben Sie geweint, als ich es nicht tat?«
»Nun, das liegt an Ihrem Gesicht. Sie sind ein klein wenig häßlich, wissen Sie?«
»Ja, ich weiß.«
»Nun, es ist häßlich und auch tragisch. Dieses tragisch wollte ich einfach nicht wahrhaben. Sie haben mir leid getan, und deswegen hab ich geweint. Wie ist Ihr Gesicht nur so tragisch geworden?«
»Ach du lieber Vater im Himmel«, sagte, ich und dann stand ich auf und ging hinaus. Ich ging den ganzen Weg bis zum Hurenhaus zurück. Der Bursche an der Tür kannte mich inzwischen.
»Hey, Champ, wo haben S’n die dicke Lippe her?«
»Was wegen Texas.«
»Texas? War’nse für oder gegen Texas?«
»Für Texas natürlich.«
»Sie lernen ja, Champ.«
»Ja, ich weiß.«
Ich ging nach oben und ans Telefon und ließ mich von dem Burschen unten mit dem Herausgeber der Zeitung binden.
»Hier ist Bukowski, mein Freund.«
»Sie haben die Dame angetroffen?«
»Ja, ich habe sie angetroffen.«
»Und wie ist die Sache gelaufen?«
»Prima. Wirklich prima. Ich muß ‘ne Stunde auf ihr rumgejuckelt haben. Erzählen Sie das Ihrem Schreiber.«
Ich legte auf.
Ich ging nach unten und hinaus und fand dieselbe Kneipe wieder. Nichts hatte sich
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