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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
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selbst gebackenen Kuchengaben zusammenhält. Auf wen viel Arbeit wartet, der soll erst gescheit essen, rät der Volksmund. Gerade war Hochwürden ins Gespräch vertieft mit einem älteren Mann, der offensichtlich zur Feier des Tages seinen Firmanzug hervorgekramt hatte. Die fleckigen Hosenbeine zu kurz, die abgeschabte Joppe spannt über dem Wanst. Jetzt wenden sich beide Männer dem Sandner zu.
    Â»Helfens mir, ham wir uns schon mal gesehen?«, erkundigt sich der Priester, die Stimme tief und tragend. Die penetriert auch die Hinterbänkler problemlos.
    Dem Sandner steigt das Blut in den Kopf. Katholischer Schlüsselreiz. Das ärgert ihn. Unschuldig dümpelt die Frage an der Oberfläche, aber wie beim Eisberg lauert der größere Brocken ungesehen. Als würdest du vor der Himmelspforte lungern, und der Herrgott fragt dich: »Ham wir uns schon mal gesehen?« Da siehst du alt aus, Sandner. Mea maxima culpa.
    Â»Ich bin aus München, Polizeibeamter«, brummt er.
    Â»Aus München? Polizist?« Mit unbeweglicher Miene schaut ihm der Pfarrer ins Gesicht. Klassisch prüfender Blick.
    Der Alte neben ihm wechselt von einem Fuß auf den anderen, kratzt sich ausgiebig am stoppeligen Kinn.
    Die paar Schritte den Weg entlang, als Zeichen, den Priester vertraulich beiseitenehmen zu wollen, erweisen sich für den Hauptkommissar als nutzloses Bewegungselement.
    Sein Begleiter weicht dem Gottesdiener nicht von der Seite, Schatten seines Herrn.
    Â»Sie kennen vielleicht die Familie Brandl?«
    Â»Die Familie Brandl?«
    Wenn der Ermittler sich in ein Selbstgespräch verwickeln würde, wär das ergiebiger.
    Â»Ja, ich hätt da ein paar Fragen wegen ihrem Sohn.«
    Â»Dem Sohn von den Brandls? Ich wusst nicht einmal, dass die einen haben. Ich bin erst seit einem Dreivierteljahr da, und verstehens mich schon, ein Auskunftsbüro bin ich auch nicht. Hätten Sie gern einen Seelsorger, der als Ratschkathl daherkommt, Herr ...? Fragens die Brandls doch selber. Tschuldigung, ich muss jetzt wieder ... drei Gemeinden, verstehens.«
    Der Sandner versteht. Recht hat er, der Pfarrer, auch wenn er sich nicht um seine Seele zu sorgen braucht.
    Â»Ja der Toni, ein verrückter Hund war des«, schaltet sich des Pfarrers Begleitung plötzlich ein.
    Â»Ah ja?«, fragt der Sandner nach.
    Â»Ich könnt jetzt a Halbe vertragen.« Listiges Grinsen begleitet den frommen Wunsch.
    Â»Das ist der Ferdl, ich mein der Herr Gassinger, der schaut hier nach dem Rechten, dem Garten und so«, stellt ihn der Pfarrer vor, dann enteilt er zur nächsten höheren Pflicht.
    D er Sandner findet sich wieder beim »Vogelwirt« ein. Des Pfarrers Faktotum wird das ersehnte Bier kredenzt, der Kriminaler bleibt beim vertrauten Kaffeekännchen.
    Â»A verruckter Hundling war des«, wiederholt sein Gegenüber wie zu sich selbst, »aber scho lang nimmer da.«
    Â»Wieso is er weg?«
    Der Alte zuckt die Schultern, nimmt einen kräftigen Schluck. »Wennd mich fragst, hat se der ned alle beisammenghabt – allerweil scho, dem seine Eltern hams ned leicht ghabt. Verzupft hat er sich – in Indien drunt, hams gsagt, wär er. Und die Anni hat er mitgenommen. Die is aber wieder zruckgekommen und hat sich aufghängt. Eine Blitzsauberne war des, ein hübsches Madl, grad schad drum. Die Leut ham gsagt, wegen ihm hat sie sich den Strick genommen. Die Mutter hat sie damit ins Grab neibracht, die is weggstorben aus Gram, verstehst? Und ihr Vater hat noch in der Kirch abgehaust, dem Grattler hau ich’s Kreuz ab, wie der oide Pfarrer geschwätzt hat von Schuld und du derfst dich nicht selber töten.«
    Der Sandner kommt nicht mehr hinterher.
    Â»Wart amal, Ferdl, ned so schnell. Die Anni is mit dem Brandl Toni nach Indien und ...?«
    Â»Ja, etwa nach einem halben Jahr is sie wieder zruckkommen, aber sie wollt nimmer bei ihren Eltern – logieren. Und der Gram hat ihr zu den Augen nausgschaut. Wer woaß, was da mit ihr gmacht ham, in Indien drunt. Da hörst scho Gschichten, da schnackelst bloß so mit den Ohrwaschln. Geht no a Halbe?«
    Â»Freilich – wie lang is des ois her?«
    Â»Woaß i nimmer genau, des Hirnstüberl, verstehst – bloß ein Bermudadreieck. Kennst des? Da verschwind alles – rein alles. So is des und ned anders, sogda.«
    Â»So ungefähr wirst du es scho no wissen.«
    Â»Sieben, acht
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