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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
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verdichten bis in tiefe Versenkung, ist eine Erfahrung, die...«
    Auch die Wiesner ist jetzt spirituell abgefüttert. Mit einer Handbewegung stoppt sie den Stangassinger. Besser, die Befragung bleibt auf der Erde. Sie will keine Anmeldung bei Calm&Peace unterschreiben.
    Â»War er überzeugend? Haben Sie ihm ein paar Dollar gegeben?«
    Â»Was? Ich weiß nicht mehr – ich glaube schon. Wieso fragen Sie?«
    Â»Wie passt denn seine überzeugende Bescheidenheit zu der schicken Wohnung in Haidhausen? Reden wir da von berechnender Bescheidenheit und taktischem Charisma? Wo kam das her? Ham Sie geldige Sponsoren aufgetan?«, will die Wiesner wissen.
    Ein Gewitter zieht auf in den Gesichtszügen des Mannes. Da hat er zu beißen, und offenbar ist das ein schwelendes Thema gewesen. Um die passenden Worte muss er anscheinend kämpfen.
    Â»Oh, das...wie er das gemacht hat, weiß ich nicht. Keine Ahnung – war ja Tonis Sache. Zumindest musst er bei mir nicht mehr schnorren.« Sein Versuch aufzulachen kommt blechern daher.
    Â»Das glaub ich Ihnen nicht. Sie haben doch gemeinsame Ausgaben gehabt und so weiter. Sie wollten ja auch nicht schnorren«, poltert der Hartinger los.
    Â»Hören Sie, ich hab eine Hypothek aufs geerbte Haus meiner Großmutter eingesetzt, und ich gebe Seminare jedes Wochenende, überall, hab eine Sieben-Tage-Woche. Ehrlich gesagt, es ist nicht so, dass man mit Yoga schlecht verdient. Bestimmt kein Grund zu jammern. Im Gegenteil – auch wenn es viele gibt, die auf den Zug aufspringen –, Yoga boomt, das wissen Sie vielleicht selber. Aber wie ich schon gesagt hab, bei uns geht es nicht darum, mal kurz den Body auf Höchstleistung zu trimmen, Geld einziehen – und Servus. Und die Räume in der Lage, das ganze Drumrum, unsere Idee zu verwirklichen, den Menschen das nicht isoliert hinzuprellen – da musst du in München ordentlich Geld hinblättern. Klar ist es ein Risiko – mein Risiko. Aber wir konnten das machen, was wir am liebsten tun – Sie auch?«
    Dem Hartinger verschlägt es für einen Moment die Sprache.
    Â»Manchmal ja, manchmal nein«, bekennt die Wiesner.
    Vom Kollegen bekommt sie einen irritierten Blick dafür.
    Â»Eine Hypothek ist ein hoher Einsatz, wenn was schiefgeht. Das Hamsterrad gilt wohl auch für Sie. Das böse Geld ist doch ned zu verachten«, schmeißt der Hartinger selbstgefällig in die Runde.
    Â»Ja logisch – wenn es Sie befriedigt, alles zu zerpflücken und anzuzweifeln, bittschön. Zynismus als Überlebensprinzip, oder? Hab ich gesagt, dass ich ein Heiliger sein kann? Ich lebe nun mal in dieser Welt, muss auch meine Krankenversicherung bezahlen und hab keinen Bock auf trockenen Zwieback – zufrieden? War’s das?«
    Â»Was werden Sie jetzt machen – in näherer Zukunft?«, will die Wiesner wissen.
    Â»Fragens mich in zwei Wochen noch mal.« Er zuckt die Schultern. »Erst mal gemeinsam Zeit verbringen, mit den Menschen im Calm&Peace. Der Toni ist schließlich gerade gestorben.«
    Â»Ermordet worden«, merkt der Hartinger an, ganz Wadlbeißer.
    Â»Ã„ndert nix«, meint der Stangassinger kryptisch.
    Â»Wir brauchen die Namen und Adressen aller, die mit Ihnen in Verbindung standen. Können Sie die zusammensuchen?«
    Â»Kein Problem. Ist eine Datei. Die bekommen ja unseren Newsletter. Aber Sie gehen sensibel damit um?«
    Â»Das ist mein zweiter Vorname«, betont der Hartinger.
    Da müsste der Kommissar die Geburtsurkunde fälschen, ist sich die Wiesner sicher.
    Den Stangassinger lassen sie mit gemischten Gefühlen von dannen ziehen. Am Samstagabend wär er allein zu Hause gewesen, und zum letzten Mal gesehen hätte er den Toni am Samstagmorgen in den Räumen von Calm&Peace. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Für den Hartinger ist er aufgrund seiner Tätigkeit und Erscheinung Public Enemy Number One.
    Die Wiesner vergibt für Zweiteres die Höchstpunktzahl.
    A uf ein Wort, Herr Pfarrer.«
    Vor einem alten Gebäude mit ausladendem Walmdach findet der Sandner den Bad Kohlgruber Priester. Kaum ist er um das sich leerende Kircherl geschnürt, hat er ihn ausgemacht. Unverkennbar. Kein Zufallstreffer, eher ermittlungserfahrene Vorhersehung vor dörflicher Kulisse.
    Einnehmende Erscheinung, Mittdreißiger mit roter Brille und vollen Backen. Einer, der Leib und Seele mit Gusto und
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