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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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Straßen, soweit ich sie erlebt hatte. Schon jahrelang hatte ich Autos gefahren, aber in der Stadt, und nur zuverlässige Wagen. Na, im Augenblick waren mir die Leute in der Nachbarschaft wichtiger.
    »Jedenfalls ist Larry für mich ein großes Glück, denn ihre ganze Art gefällt mir.«
    »Alles schön und gut. Heute nacht war sie in Form, warte nur ab, bis du sie siehst, wenn’s mal acht Tage geregnet hat oder ihre Schwiegermutter zu Besuch gewesen ist.«
    Aus den bisherigen Gesprächen hatte ich schon entnommen, daß Schwiegermutter Lee eine Pfundsfrau sein mußte, und ich fühlte mich — eigentlich eine gewisse Pflichtvergessenheit — erleichtert bei dem Gedanken, daß Pauls verwitwete Mutter nach Verheiratung ihrer einzigen Tochter mit einem Geschäftsmann in Sydney auch dort hingezogen war.
    »Larry scheint viel Freude an Tieren zu haben.«
    »Ist direkt vernarrt in Tiere. Hat überall Hunde, ein paar auch in der Wohnung. Darüber mokieren sich die anderen Frauen, aber das ist ihr egal. Als neulich der Colonel mal eine bissige Bemerkung machte, lächelte sie hold und zitierte das alte Sprichwort >Je mehr ich die Menschen kennenlerne, um so lieber werden mir die Hunde<.« Paul lächelte in der Erinnerung. »Kannst dir denken, wie beliebt sie sich damit beim Colonel gemacht hat.«
    »Colonel? Du hast mir noch gar nicht erzählt, daß es hier so was gibt.« Ich hatte ordentlich die Ohren gespitzt, weil ich gleich an eine Partie für meine Schwester Felicity dachte.
    »Gibt’s nicht viel zu erzählen. Der Colonel ist hier die große Nummer. Larry hat ihm den Spitznamen >Großer Panjandrum< gegeben, also aufgeblasener, pompöser Wichtigtuer, und der paßt wie angegossen. Wie er aussieht? Na, englisch. Ist außer Dienst, fünfundfünfzig.« — Ich buchte ihn für Felicity schon ab. — »Dem hat mal die ganze Gegend hier gehört, er besitzt noch jetzt rund fünftausend Morgen. Da die Regierung ihm viel Land für die >Rehab< abgeknöpft hat, liebt er uns nicht gerade.«
    »Aber wenn er Colonel ist, wird er doch alten Frontkämpfern das gönnen!«
    »Für ihn gibt’s außer der britischen Armee nichts von Bedeutung. Hatte im Ersten Weltkrieg einen wichtigen Posten. Als er den Dienst quittierte, kam er hierher, kaufte alles Land in der Umgebung —er kriegte es billig, weil die Zeiten flau waren — und stellte einen guten Inspektor ein. Bald begann er das Feudalsystem wieder einzuführen — Gott segne unseren verehrten Gutsherrn nebst allen Verwandten, und so weiter. Ob du es glaubst oder nicht, die guten Leutchen hier fügten sich höchst bereitwillig seinem Regiment. Dann kamen wir alten Soldaten und verdarben ihm das Konzept. Er ist zwar höflich zu uns, aber diese >verdammte Selbständigkeit der Kolonien< paßte ihm durchaus nicht. >Bei Jott, wenn ich die Kerls in meinem Regiment jehabt hätte...< Na, du kennst ja diese Tonart auch.«
    Ja, die kannte ich. Endlich einmal hatte Paul eine lebendige, malerisch deutliche Beschreibung geliefert. Es schien mir, als sei er dem Colonel nicht besonders grün.
    »Wie ist denn seine Frau?«
    »War schon gestorben, als er ‘rüberkam. Verstehe überhaupt nicht, warum der sich hier festbeißt. Sein Sohn ist im letzten Krieg gefallen, er hat nur noch eine Tochter.«
    »Ist die nett?«
    »Keine Ahnung. Hab’ sie kaum mal gesehen. War bis voriges Jahr noch auf der Schule, dann hat er sie nach England geschickt, um sie seiner Verwandtschaft zu präsentieren. Ich hörte, sie soll jetzt zurückkommen.«
    »Bin gespannt, ob sie uns gefallen wird.«
    »Glaube ich kaum. Ist wahrscheinlich ebenso hochnäsig wie ihr Vater. Du brauchst noch nicht aufzustehen, aber ich muß jetzt los.« Weg war er.
     
    Tags darauf kamen unsere Möbel, und wir hatten schwer zu tun, die alten in den Schuppen auf dem Hinterhof zu schleppen, wo die Schafscherer oder andere Saisonarbeiter hausen. Ich war erstaunt, daß Paul diese Räumerei Freude machte. Er war auf das neue Gesicht der Wohnung ebenso gespannt wie ich. Und sie wurde wirklich reizend, freundlich, ungezwungen und behaglich, ein Haus, in dem sich niemand zu scheuen braucht, die Füße auf den Kaminsims zu legen. Aber, wie gesagt, auch hübsch.
    »Wie schade, daß sie nicht schon so war, als die Büchsenschmeißer kamen«, sagte ich.
    »Nee, lieber nicht, dann wäre Mrs. Grant noch grantiger geworden, und du hättest bloß nervös aufgepaßt, ob keiner Bier auf dem neuen Teppich vergießt.«
    Das bestritt ich hitzig. Ich wollte nie eine
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