Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
durch: Meine Hochzeit mit Paul vollzog sich unter den üblichen Zeitungsnotizen und diversen, einfach scheußlichen Fotografien. Paul erklärte mir hinterher, für ihn sei die Hochzeitsfeier zum Glück wie in einem Nebel vorübergegangen, und war erstaunt, als ich mich beklagte, er hätte sich eigentlich etwas begeisterter äußern können. Doch sonst benahm er sich prachtvoll. Als er mir beim Anschneiden der Hochzeitstorte half, flüsterte ich ihm zu: »An was denkst du eben?«
    »Ob wohl auf der Farm alles klargeht«, gab er knurrend zurück.
    Seine Dankesrede bei der Feier war recht zünftig, wenn auch sehr kurz. Während alle sangen »Hoch soll’n sie leben«, merkte ich, daß er mich anschaute, und seine Miene gab mir den Mut, ihn leise zu fragen: »Denkst du immer noch an die Farm?«
    »Ja, und ich sehe dich dort. Zu Pferde. Um die Schafherden reiten. Und abends am Lagerfeuer.«
    Das war schon besser, aber ob er mich vielleicht in der Phantasie nicht auch am Waschzuber sah? Und beim Strümpfestopfen vor dem Kamin?
    Alle witzelten tüchtig über >Susan bei den Hinterwäldlern<. Originell war eigentlich nur die Lehrerin, bei der ich Englisch gelernt habe. »Ich werde aufpassen, wann dein Buch veröffentlicht wird«, sagte sie. »Zum Schreiben wirst du ja sehr viel Gelegenheit haben.«
     
    Wir fuhren in Pauls uraltem, aber ehrwürdigen Wagen ab, was Mutter einigermaßen peinlich berührte. Sie hatte vorgeschlagen, wenigstens bis zum Stadtrand ein Taxi zu nehmen. Paul sah wirklich nicht ein, warum, und für mich gehörte dieser alte Wagen so richtig mit zu der festlichen Stimmung. Hauptsache, wir fuhren — irgendwohin. Es war Februar, also nicht zu erwarten, daß die Hotels überfüllt waren. Als wir am ersten Abend vor einem Landgasthof haltmachten, hob ich die erfreuliche Tatsache hervor. Worauf Paul kurz sagte: »Wir konnten sowieso nur im Februar heiraten.«
    Ich kuschelte mich dichter an ihn, vom Sekt und vor Glück angenehm müde. Seine Ungeduld gefiel mir so.
    »Im Januar hätte ich keine Zeit gehabt«, fuhr mein Herr Gemahl ganz ernst fort, »da haben wir die Schafschur und die Verkäufe. Und im März müssen die Tiere gebadet und desinfiziert werden und so weiter. Also ging es nur im Februar.«
    Ach so. Ich wäre beinah hellwach geworden.
    »Wir hatten schöne >Flitterwochen< — und so sparsam. Meine Schwestern hatten mir einen Imbißkorb geschenkt, also nahmen wir unsere Mahlzeiten auf den Koppeln oder am Straßenrand ein und logierten nachts im ersten besten kleinen Gasthof. Wir mußten mit unserem Geld sorgsam wirtschaften. Auch das fand ich ganz lustig, obwohl es mir neu war. Zu Hause hatten wir nie viel überflüssiges Geld gehabt, waren aber im Ausgeben alles andere als kleinlich gewesen. Jetzt war ich direkt begierig, sparsam haushalten zu lernen. Überhaupt alles zu lernen — bei Paul.
    Später habe ich mich noch oft gewundert, wie er es fertigbrachte, volle acht Tage Flitterwochen zu machen. Vielleicht hätte er sie sogar noch länger durchgestanden, wenn wir nicht in eine kleine Stadt gerade zur Zeit des Viehmarktes gekommen wären. Gerechnet hatten wir damit nicht; als wir um eine Ecke bogen, fuhren wir in eine Staubwolke, aufgewirbelt durch Schafe, die für den nächsten Tag zum Verkauf gestellt wurden. Vorbei war es mit den Flitterwochen.
    Morgens sagte Paul: »Warte nicht mit dem Mittagessen auf mich, vielleicht ist es ganz nützlich, wenn ich mal zur Auktion ‘rüberschaue.«
    Ich saß allein, und nachmittags machten wir uns auf den Weg zur Farm.
     
    Es war eine lange Fahrt, immer weiter gen Westen, fort von meiner >alten Welt<. Gegen 5 Uhr erreichten wir das bergige Gebiet; immer urwüchsigere Hügel erschienen vor uns, immer seltener eine Farm, aber immer mehr Busch — Australien im Naturzustand. Schlechte Wege mit Haarnadelkurven und Steilhängen, bei deren Anblick mir die Luft wegblieb. Als wir auf den Kamm des letzten Hügels ratterten — am Ende der Welt, wir mir schien war es schon halb dunkel. Paul brachte das donnernde, wild bebende Fahrzeug zum Halten und warf mit einer großzügig erklärenden Geste einen Arm zur Seite. »Jetzt kommen wir in unsere Gegend. Gefällt’s dir hier?«
    Ich sah fünf, sechs Reihen von Hügeln, die seewärts abfielen. Ein wenig rosa Glut am Horizont — die Tasmanische See. Fremd, aber sehr schön fand ich das Bild. Ja, es gefiel mir, und das sagte ich ihm. Er zog mich an sich und drückte mich einen Moment, was mir Mut gab zu der Frage: »Wo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher