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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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freundschaftlich und nannte mich gleich beim Vornamen. »Ich habe schon gefrühstückt, Susan, schon vor Stunden«, erklärte er mir tugendhaft. »Eine Tasse Kaffee nehme ich gern an, aber länger als zehn Minuten darf ich wirklich nicht bleiben.«
    Sam blieb eine Stunde, und als er sich erhob, ließ er eine Bombe platzen: »Die Kameraden kommen heute abend zum Polterabend, nach alter Sitte. Da wollte ich Ihnen lieber vorher Bescheid sagen.«
    Ich war entsetzt. »Wie viele?« wollte ich wissen. — So viele, wie sich ohne große Vorankündigung zusammentrommeln ließen. —»Aber ich habe doch nur meinen Hochzeitskuchen, zwei Schichten noch«, wandte ich ein.
    Paul klopfte mich tröstend auf die Schulter. »Keine Sorge. Erinnerst du dich nicht, daß ich ein Faß hinten im Auto hatte? Damit kommen wir gut zurecht. Du brauchst nicht mal zum Vorschein zu kommen, wenn du nicht willst.«
    »Selbstverständlich werde ich erscheinen. Für mich werden doch die Blechbüchsen auch geschmissen, oder etwa nicht? Wie steht’s überhaupt mit den Frauen?«
    Im Kreuzverhör gaben sie zu, daß die Damen manchmal teilnahmen, wenn sie voraussetzen durften, daß es der jungen Ehefrau recht war. Strenggenommen gebot das Zeremoniell der Hinterwäldler, daß bei erster bester Gelegenheit nur die Männer dem jungen Paar ins Haus platzten, während die Frauen abwarteten, bis die Neue sich eingelebt hatte, und dann >Visite< machten.
    »Und Ihre Gattin, wie denkt die darüber?«
    »Oh, sie wird kommen. Sie wird sogar böse sein, daß ich zuerst hier gewesen bin. — Übrigens, Paul, im Fliegenschrank liegt ein Hammelviertel. Ich war mit Schlachten an der Reihe.«
    Sie erklärten mir, daß sie zu viert, nämlich Paul, Sam, Tim und einer, den sie freundschaftlich als den >alten Archer< bezeichneten, vereinbart hatten, abwechselnd wöchentlich einen Hammel zu schlachten, von dem jeder ein Viertel erhielt. Und das machten sie ganz ehrlich, so daß keiner zu oft das Nackenstück oder die Schulter bekam.
    »Wäre es denn nicht viel bequemer, das Fleisch einfach vom Schlächter zu holen?« fragte ich.
    Jetzt war es Sam, der mir auf den Arm klopfte. »Ruhig bleiben, Susan«, sagte er. »Ich merke, daß Sie der Bursche hier unter falschen Vorspiegelungen geheiratet hat. Der nächste Schlächter sitzt in Te Rimu, reichlich dreißig Meilen von hier.«
    Anscheinend gab es hier auch keinerlei regelmäßige Transporte.
    »Wie macht ihr’s denn mit den anderen Lebensmitteln?« fragte ich matt.
    Da gäbe es >Tantchens< Laden, sagten sie. Nur acht Meilen entfernt, in Tiri, dem zur Siedlung gehörigen Dorf. Tantchen habe auch die Poststelle mit der Telefonvermittlung zu den einzelnen Farmen. Die vier Siedler holten abwechselnd, jeder alle vierzehn Tage einmal, die Post und die Lebensmittel.
    »Also siehst du, daß wir unsere Post und die Zeitungen zweimal wöchentlich empfangen«, sagte Paul, der mich etwas beklommen anblickte.
    Natürlich erklärte ich mich damit zufrieden. Eine große Briefschreiberin bin ich sowieso nie gewesen.
    Als Sam fort war, sagte ich zu Paul, es sei schon gut. Diesen Sam mußte man ja gern haben. Aber wie stand’s mit Larry? »Du mußt mir doch ein ungefähres Bild von ihr geben.«
    Paul bewegte unruhig die Füße. »Na, sie ist groß, größer als du. Viele finden sie sehr hübsch, aber besondere Freundschaften hat sie hier noch nicht geschlossen. Verheiratet sind sie seit zwei Jahren.«
    »Das ist wenigstens etwas. Aber weshalb hat sie keine Freunde gefunden?«
    »Weiß nicht. Lacht wohl im allgemeinen zuviel. Ist zu jedem nett, sagt aber oft, sie hätte von den >Bauernjungs< hier genug, es würde ihr langweilig. Und die Leute sagen immer, sie wäre ziemlich launisch. Sam ist natürlich zu nachsichtig mit ihr.«
    Das klang nicht sehr vertrauenerweckend. Ich mag keine launenhaften Menschen, vielleicht weil ich selbst nie Zeit hatte, launisch zu werden. Auch jetzt hatte ich keine Zeit dazu, denn ich mußte ja für den unglückseligen geselligen Abend ein paar Kuchen backen. Paul sagte freilich, ich sollte mir da nicht viel Gedanken machen, denn wenn die Frauen auch kämen, brächten sie was mit. Das fand ich damals allerdings sehr merkwürdig. Ich hatte auch schon den Verdacht, daß ich mir gerade dann, wenn Paul sagte: »Mach dir keine Sorge«, sofort Gedanken machen mußte, und zwar erhebliche. Also holte ich mein Kochbuch hervor und bat ihn, den Herd anzuheizen und mir den Umgang mit diesem Monstrum zu zeigen. Es hatte ja keine
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