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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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Boden, setzten ihn an den Straßenrand und kletterten gewandt
wie verfolgte Katzen wieder auf ihre Plätze. Der Fahrer wickelte mich sorgsam,
aber doch hastig in eine Decke und ließ den Motor anspringen. Ich fand, daß ich
etwas sagen mußte. So nannte ich meinen Namen und sagte, ich sei ihm
schrecklich dankbar. »Es ist — es kam ganz überraschend, und mein Mann ist in
der Stadt. Sie müssen entschuldigen, daß...«
    Er hatte sich wieder gefaßt und
sagte freundlich: »Ist ja schon gut, meine Dame. Bin selbst Familienvater. Aber
jetzt möchte ich, wenn’s Ihnen recht ist, nicht groß reden, sondern mich ums
Fahren kümmern.« Wir holperten, seinen Gefühlen entsprechend, in wechselndem
Tempo dahin. Manchmal schien es mir, als wollte er mich unter allen Umständen
los sein, dann wieder hatte er offenbar Angst, mir könnte das schnelle Tempo
schaden. Ich wechselte ein paarmal leise Worte mit Larry. Plötzlich vermochte
ich ein Kichern nicht mehr zu unterdrücken. Larry packte mich hart am Arm und
zischte mir ins Ohr: »Schnabel halten, Susan, nur jetzt nicht hysterisch
werden, sonst kriegt der arme Fahrer noch einen Vogel.«
    »Ich bin nicht hysterisch«,
zischte ich empört zurück, »ich hatte mir nur eben überlegt, daß wir dies
>Die Geschichte mit dem Baby und dem Lastwagen< nennen könnten.«
    »Solange es nicht >Baby im
Lastwagen< heißen muß — ach, und ich habe meinen Chavasse im Wagen
liegenlassen! Gottlob ist es nicht mehr sehr weit bis nach Te Rimu.«
    Während wir die Hauptstraße
entlangrumpelten, schrie der Fahrer seinen Passagieren zu: »Habt ihr was
dagegen, wenn wir direkt zur Klinik fahren? Euch setze ich dann später ab.«
    Einmütig, wie kaum zu verlangen
gewesen wäre, brüllten hinten zehn Stimmen: »Ja, glatt durch zur Klinik,
George, laß deine Pferde nur tüchtig laufen!«
    Das tat er, und wir kamen
rechtzeitig an. Larry sagte, als sie die Tür aufriß, mit einem Seufzer: »Sam
hat doch einmal recht gehabt: zu viele >Affärenmeine letzte. Alles Gute, Susan!«
    Als ich von einer sympathischen
Krankenschwester ins Haus geführt wurde, tönte es im Chor vom Lastwagen herab:
»Alles Gute wünschen wir auch!« Und ein Wagemutiger rief sogar: »Taufen Sie ihn
George, nach unserem Fahrer, Madam«, worauf ihn seine taktvolleren Kameraden
sofort zum Schweigen brachten. Ich drehte mich um, um ihnen zuzuwinken, wobei
ich das Vergnügen hatte, Larry nochmals zu sehen. Sie schüttelte gerade George
mit Hingebung die Hand. Jede ihrer Bewegungen, wie sie einander gratulierten,
sprach von tiefem kameradschaftlichen Verstehen.
     
    Das zu früh geborene Baby war
trotz seiner Abenteuer wohlgeraten. Paul jedenfalls hielt unseren Christopher
für das erstaunlichste Kind auf der weiten Welt, und Larry, die natürlich nicht
gleich zu ihm durfte, staunte, wie rasch ich mich erholte. Am dritten Tage
erklärte ich Paul, ich würde in einer Woche nach Hause kommen; ich war entsetzt
zu erfahren, daß er sich mit dem Arzt verschworen hatte, mich volle vierzehn
Tage dort zu behalten.
    »Ich bin doch wieder vollkommen
in Ordnung«, sagte ich, »und es ist einfach altmodisch, so großes Getue ums Kinderkriegen
zu machen. Kommst mir vor wie Dr. Chavasse.«
    »Du mußt noch bleiben, damit du
dich auch wirklich erholst.«
    »Aber was kann ich denn hier
anfangen?« jammerte ich. »Vom Lesen habe ich genug, und nähen kann ich im Bett
nicht.«
    Zum fünfzigsten, aber letzten
Mal sagte Paul: »Du kannst doch dein Buch schreiben.«
    »Aber ich habe ja gar kein
Schreibmaterial«, widersprach ich schwach, da ich fühlte, daß es weitere
Ausreden nicht gab.
    Und richtig, mein Herr Gemahl
sagte energisch: »Ich gehe sofort los und kaufe dir Schreibblock und
Füllhalter.«
    Er kam mit einem großen
Schreibblock und einem teuren, schönen Füllfederhalter zurück. Als ich das sah,
sagte ich: »Das soll mein Geschenk zum Baby sein, ja? Es ist ja so lieb!«
    Paul machte eine gewichtige
Miene. »Nein, das gibt’s extra. Dein Geschenk zum Baby habe ich schon zu Hause
bereit.«
    »Oh, Paul, du sollst doch
nicht! Hast mir doch schon die Schreibmaschine und soviel anderes geschenkt.«
    »Es ist ja was fürs Haus. Was
du schon früher so gern haben wolltest.«
    »Was ist es denn? Sag’s mir
schnell!«
    »Na also, es ist — der Zement!
Ist mir endlich gelungen, ihn zu beschaffen.«
    Der Zement? Für eine Minute war
ich perplex, dann aber ging mir ein großes Licht auf. Ich mußte beinah lachen,
doch der
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