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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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große Angst,
ich sehnte Paul herbei. Alle waren ausgeflogen, auch Anne und der Colonel nicht
zu erreichen. Als ich wieder an Larry dachte, die sicher schon in höchstem
Tempo unterwegs war, und an Tantchen, die so unermüdlich Telefonwache hielt,
wurde mir wieder warm und behaglich ums Herz.
    Larry kam mit hoher Fahrt vors
Haus und war in einer Minute bei mir. Leider hatte ich gerade, als sie eintrat,
heftige Schmerzen.
    »Susan! Heiliger Bimbam, sag
mir nur nicht, daß das Kind schon kommen will!«
    Mühsam lächelnd erwiderte ich:
»>Das Geheimnis des verfrühten Babys oder Die Zeit eilt.< Meinst du, daß
du mich jetzt zur Stadt fahren kannst?«
    »Klar. Aber ich will rasch noch
Tantchen Bescheid geben, sie kann dann in Te Rimu bei den Männern anrufen, daß
Paul uns mit einem Taxi entgegenkommt. Das geht dann schneller und bequemer.«
Sie flog förmlich ans Telefon.
    Auf einmal fühlte ich mich wieder
ganz wohl und begann, meinen Handkoffer zuzuschnallen. Mehrmals hörte ich das
Telefon klingeln und Larry jedesmal lauter sagen: »Sind Sie das? Hallo, sind
Sie am Apparat? Zum Donnerwetter, ist denn da niemand?«
    Sogleich kam sie wieder zu mir,
ziemlich blaß. »Das vermaledeite Telefon funktioniert nicht! Wahrscheinlich ist
der Sturm schuld.« Und sie wurde ärgerlich, als ich sagte: »Jetzt wissen wir,
wie dem Colonel zumute war. Geschieht uns ganz recht. Aber sei unbesorgt, meine
Liebe, wir können es leicht in deinem Wagen schaffen, und ich freue mich
eigentlich, daß ich Paul nicht zu beunruhigen brauche. Laß uns erst noch eine
Tasse Tee trinken, und dann los. Zeit bleibt noch reichlich.«
    Larry sagte: »Gott sei Dank,
daß ich den alten Dr. Chavasse mithabe. In dem kannst du noch studieren,
während ich fahre.«
    Ich hatte mir diese Stunde
immer so vorgestellt, daß ich, von meinem Paul sehr zärtlich und fürsorglich
umhegt, das Haus verließ, indem ich noch mit einem letzten Blick alles umfaßte
— >für alle Fälle<, um mit Larry zu reden —, doch jetzt war keine Zeit,
sentimental zu werden. Wir tranken einen Schluck Tee, dann ergriff Larry das
Gepäck. Im Nu hatte sie den Wagen gewendet, und vorsichtig fuhren wir die
schlüpfrige Straße hinab.
    Anfangs ging es ganz gut. Larry
war plötzlich vollkommen ruhig und sicher. Da meine Schmerzen erträglich waren
und nur alle zwanzig Minuten auftraten, meinte ich, noch sehr viel Zeit zu
haben. Um Larry zu unterhalten und mich abzulenken, las ich aus dem Buch von
Dr. Chavasse vor.
    »>Die Natur<«, zitierte
ich gewichtig, »>die wohltätige Natur wirkt oft insgeheim und tut uns gute
Dienste, indem sie uns auf das kommende Ereignis vorbereitet, ohne daß andere
es merken.<« Hier unterbrach mich ein Schlagloch. Ich sagte grob: »Zum
Henker mit der wohltätigen Natur! Mir wäre lieber, sie hätte nicht so
>insgeheim< gewirkt.«
    Ich blätterte ein paar Seiten
weiter. »>Wenn die Wehen einsetzen, wähle man ein großes Zimmer, hell,
freundlich und gut gelüftet.< — Na, die Lüftung haben wir hier ja bestens. —
>Zu viele Menschen in der Nähe sind nicht nur unnötig, sondern sogar
schädlich. Sie regen die Patientin auf, bringen Lärm und Verwirrung und
verunreinigen die Luft.< — Larry, mir scheint, wir sind genau am richtigen
Ort zum Kinderkriegen: so viel Luft wie nirgends, und zehn Meilen im Umkreis
kein Mensch. Ausgezeichnet!«
    Doch diesmal wollte sie
durchaus nicht lachen, was ich bedauerte, da mir jetzt die Situation so komisch
erschien. Sie machte ein ganz strenges, sorgenvolles Gesicht und schimpfte sogar
auf den klugen, alten Doktor, dessen Buch sie so sehr geschätzt hatte.
Allerdings war die Straße fürchterlich, rissig und voll Regenfurchen, und im
Wald lagen massenhaft vom Sturm abgebrochene Zweige im Weg. Wir fürchteten
beide vor jeder Kurve, auf ein unüberwindliches Hindernis zu stoßen.
    »Dies ist bestimmt >Die
Geschichte der vorzeitigen Geburt<«, redete ich weiter. »Aber wir wollen uns
nicht unterkriegen lassen, Larry, den Busch haben wir ja bald hinter uns — und
diese Fahrt wird uns fürs ganze Leben im Gedächtnis bleiben.«
    »Ach Quatsch«, fuhr Larry auf,
während sie behutsam durch eine Schlammrinne steuerte. »Sei nicht so blödsinnig
heroisch, fluche lieber oder kreische oder grunze wenigstens!«
    »Nun gerade nicht! Ich werde
dir weiter vorlesen. >Laute Unterhaltung darf keinesfalls gestattet werden,
sie erregt nur die Patientin. Lärmende Fröhlichkeit ist ebenso
nachteilig...< Na, ich muß schon sagen, Larry, du bist
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