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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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gestern von Julian einen ganz häßlichen Brief bekommen. Habe ihn
mitgebracht, damit du ihn lesen kannst. Hast du schon Nachricht von ihm?«
    »Ein reizendes Buch mit
englischen Landschaftsbildern und ein paar Zeilen dazu hat er mir per Luftpost
geschickt.«
    »Da hast du mehr Glück als ich.
Hör dir bloß das mal an, was mir dieser Bursche schreibt:
     
    ...wie geht es mit dem
tugendsamen Leben? Hoffentlich wird Ihnen der bisher noch unbekannte Pfad der
Wahrheit nicht zu langweilig. Blicken Sie empor, liebe Sünderin, zu den
Bergspitzen der Reinheit, unter den Füßen jungfräulichen Boden. Kurzum, meine
liebe Larry: wie oft haben sie schon Ihr Versprechen gebrochen? Schreiben Sie
bald und gestehen Sie es mir...
     
    So ein Frechling, wo er doch
genau weiß, daß er alles verdorben hat.«
    »Du mußt dir ein anderes
Vergnügen aussuchen, von dem alten hattest du sowieso genug.«
    »Bin damit sehr gut
zurechtgekommen, besten Dank. Weißt du noch, Susan, daß ich mal gesagt habe, es
würde Spaß machen, das eigene Leben in einer Reihe von Episoden zu schildern?
So im Stil der Sensationsromane, verstehst du? Zum Beispiel: >Das Geheimnis
des radfahrenden Pfarrers oder Die helfende Hand<... Wir hätten doch eine
ganze Menge solcher Fälle: >Der Fall der gestohlenen Pilze oder Fisch und
Chips auf dem Rasen< und >Die Sache mit dem hochgehenden Vorhang oder Die
Wahrheit will ans Licht<...«
    »Und ferner: >Die Affäre der
Coloneltochter oder Die Liebe besiegt alles<«, fiel ich ein. »Und >Das
Geheimnis der Telefonleitung oder Damen auf Abwegen<.«
    »Sind Untertitel nicht
prächtig? Schade, daß sie so aus der Mode gekommen sind! Und vergiß nicht
>Die Affäre —<«
    »Schon viel zu viele Affären
für zwei ehrbare Ehefrauen«, sagte Sam streng, als er mit Paul ins Zimmer kam.
    Larry erschrak. »Oh, Sam, sind
wir das wirklich? Und nichts weiter? Das klingt so deprimierend. Sehe ich denn
wie eine ehrbare Ehefrau aus?«
    »Nicht direkt so, daß man’s
merkt«, sagte Paul, »aber darüber laß dir nur keine grauen Haare wachsen, es
hält sowieso nicht vor.«
    »Jetzt muß es aber, nachdem
Susan sich auf die würdige Rolle der Mutter eingerichtet hat. Immerhin war es
vorher doch schön. — Nun will ich rasch Tee zubereiten. Du bleibst sitzen, wo
du bist, Susan, und läßt dich auch mal bedienen. Sollst freilich nie vergessen,
was Dr. Chavasse sagt: >Das Unglück heutzutage ist, daß man die Bediensteten
sämtliche Arbeiten verrichten läßt, während die Hausfrau untätig bleibt.<
Immerhin trifft dieses Unglück ja auf dich nicht zu.«
    Ich ließ sie gewähren denn ich
fühlte mich so träge und hatte, seitdem ich schwerer und schwerfälliger wurde,
das Leben im allgemeinen richtig satt. O ja, das Mutterwerden hat auch seine
Schattenseiten!
     
    Unsere kleine Party war
eigentlich so nett wie immer. Der Panjandrum fügte sich recht schnell in
unseren Rahmen ein. Es war rührend anzusehen, wie sehr er sich bemühte, auf
unsere Art vergnügt zu sein, was ihm von Natur aus bestimmt nicht lag. Er tat
neuerdings alles, wenn er nur in der Nähe seiner geliebten Tochter sein durfte.
Wir waren sehr vergnügt und brachten Trinksprüche auf das Geburtstagskind und
den abwesenden Julian aus. Um 11 Uhr fuhr Tim mit Anne und ihrem Vater nach
Hause, aber Larry trödelte noch herum, unschlüssig, ob Sam und sie auch fahren
sollten.
    »Der Panjandrum ist gar nicht
so übel«, sagte sie zögernd. »Schauderhaft, daß ich mich ausgerechnet an meinem
Geburtstag steinalt fühlen muß! Aber dafür werde ich nachsichtig. Morgen muß
ich Tantchen besuchen, daß tut mir immer gut. In dieser wechselvollen Welt —
Julian fort, du bald eine Matrone, Anne eine strahlende junge Frau, der Colonel
ein braver, alter Pappi und ich ein Pfeiler der Wahrheit —, in dieser Welt ist
Tantchen die einzige, die sich gleichbleibt, immer dieselbe. Komm doch mit,
Susan, ja?«
    Zum ersten Mal drehte Paul
beinah durch vor Besorgnis. »Nur, wenn wir wirklich gutes Wetter haben. Der Weg
ist doch schlecht, und Susan ist nicht ganz auf dem Posten. Es wäre besser, sie
würde ruhig zu Hause bleiben.«
    Larry lachte herausfordernd.
»Jeder Zoll der hoffnungsvolle Vater! Als ob Susan sich um ein Stückchen
schlechte Straße oder ein paar Regentropfen scherte! >Welch tiefer Sturz,
Landsleute!< Es ist das einzige Zitat, das ich aus der Schule behalten habe,
nur weiß ich nie, von wem es stammt.«
    In mir brodelte jäher Zorn auf.
»Wie gern würde ich mit dir fahren, Larry.
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