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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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Polizei
übergibt, das wäre ein Gaudium, was?«
    »Susan, du kriegst allmählich
krankhafte Ideen, denkst dir so häßliche Sachen aus. Ich glaube, das kommt davon,
wenn man dauernd zu Hause hockt und Obst einmacht. Aber du mußt gewiß
vorsichtig sein, sonst schadest du dem Baby, nicht wahr? Dr. Chavasse sagt... —
Ja, schon gut, ich werde es dir nicht zitieren, wenn du in diesen Ton
verfällst.«
    »Aber im Ernst: Was würdest du
in jenem Fall tun?« fragte ich gehässig.
    »Das passiert eben nicht. Kann
es gar nicht. Und wenn, dann wird mir schon etwas einfallen, verlaß dich
drauf!«
    »Hast du dir auch überlegt, wie
du wieder nach Haus kommen willst, nachdem du Mr. O’Neill durch Te Rimu gelotst
hast?«
    »Na klar, das ist alles schon
arrangiert. Julian muß sowieso hin, um sich wegen seinem Schiffsplatz zu
erkundigen. Er bringt mich zurück. Und er hat gesagt, wenn du zufällig Einkäufe
machen müßtest, würde er dich gern in die Stadt mitnehmen. Fahr doch mit,
Susan! Wir kommen dann alle zusammen zurück.«
    Und hier beging ich einen
großen Fehler. Ich hätte Larry wie die Pest meiden sollen, doch der Gedanke,
einen Tag aus der Wohnung befreit zu sein und in Julians schönem Wagen zu fahren,
muß mir in den Kopf gestiegen sein. Und ich hatte tatsächlich allerlei Einkäufe
zu besorgen, also sagte ich schließlich zu, mit Julian mitzufahren.
    Als wir am nächsten Tag in die
Stadt kamen — wem begegneten wir zuerst? Larry. Sie winkte uns so heftig zu,
daß Julian beim Anhalten gleich lachen mußte. »Nach Ihrem Gesicht zu urteilen,
steht wieder eine Krise bevor«, sagte er. »Jetzt weiß ich auch, was Shakespeare
mit der unendlichen Wandlungsfähigkeit der Frau gemeint hat.«
    Und ich dachte bei mir, es sei
vielleicht ein Glück für Julian, daß er in einer Woche das Land verließ.
    Larry war, soweit man das bei
ihr sagen kann, ganz verdattert. »Schreckliches ist passiert!« rief sie. »Nein,
wirklich, eine todernste Sache. Dieser elende Wilson, der Juwelier, nicht genug
damit, daß er mich mit dem Anhänger betrogen hat — jawohl, das hat er, Susan,
indem er mir bestätigte, die Steine seien nur Brillantsplitter —, also nicht
genug damit, jetzt hat er das
Ding ganz vorn im Fenster hängen, mit einem Schild >Gelegenheitskauf — 5
Pfund<. Und Onkel Richard pilgert in der ganzen Stadt herum. Wie ein
Detektiv habe ich ihn beschattet und bin ihm jetzt nur entwetzt, weil er einen
alten Bekannten getroffen hat und mit dem in die Kneipe gegangen ist.«
    Sie unterbrach sich, um Luft zu
holen und Sympathie zu finden, streifte uns mit einem fragenden Blick und
sprach hastig weiter: »Ach, laßt das Lachen, ihr zwei Rohlinge, mir ist
wahrhaftig nicht komisch zumute. Ich weiß, daß er das Ding entdecken wird. Er
betrachtet zu gern Schaufenster, um erzählen zu können, ob die Sachen zu teuer
oder preiswert sind.«
    »Na, dann wird ihm das
Ausstellungsstück ja ein Genuß sein.«
    »Wie können Sie so reden,
Julian! Zumindest von Ihnen hätte ich ein bißchen Hilfe erwartet. Ein großer
starker Mann wie Sie! Wenn ich den Onkel aus der Stadt herauskriegen kann, ohne
daß er das scheußliche Ding bemerkt, werde ich im ganzen Leben nicht mehr
schwindeln!«
    »Ich nehme Sie beim Wort«,
sagte Julian rasch. »Also los, wo ist der Laden? Dort in der Arkade? Ich muß mir
das skandalöse Stück mal an sehen.«
    »Oh, da kommt der Onkel! Warten
Sie, ich will Sie ihm erst vorstellen. — Nanu, wo ist den Julian hin! So eine
Rücksichtslosigkeit!«
    Julian war nämlich, sobald er
Onkel Richard sah, schnell aus dem Wagen geschlüpft und hinter ihm
verschwunden.
    Onkel Richard war als Gastgeber
großzügig, aber Larry schien diesmal am Essen keine Freude zu haben. Sobald es
vorbei war, sagte er: »Nun habe ich bis zur Abfahrt noch eine Stunde Zeit. Laßt
uns noch ein bißchen Schaufenster angucken, Mädels. Ich bin gern in diesen
kleinen Landstädten. Vielleicht finde ich einen hübschen Gelegenheitskauf.«
    Larry blickte mich an wie ein
gehetztes Reh, dann kicherte sie wie eine Verrückte. In der quälenden halben
Stunde, die nun folgte, hefteten wir uns wie Blutegel an Onkel Richard, dauernd
bemüht, ihn aus der Gefahrenzone zu steuern. Doch der unvermeidliche Schlußakt
kam.
    »Was gibt’s dort in der Arkade?
Aha, ein Juweliergeschäft. Kommt her, mal schauen, ob ich da ein kleines
Andenken kaufen kann.«
    Larry sagte mit mattem Lächeln:
»Meinst du nicht, daß wir schon genug gelaufen sind, lieber Onkel? Susan
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