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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs
Autoren: Mary Scott
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davon.
    »Schneidiger junger Kerl. Sein
Auftreten gefällt mir, der wird’s weit bringen«, sagte Mr. O’Neill. »Sonderbar,
daß er gerade Grogan heißt. Es gibt nämlich in Detektivgeschichten einen Mann
dieses Namens. Sehr kluger Kopf, für meinen Geschmack bloß ein bißchen
hochtrabend, während dieser junge Mann kein bißchen eingebildet war. Ein sehr
angenehmer Mensch, nicht wahr?«
    »Sehr«, bestätigte Larry aus
tiefstem Herzen.
     
    Nachmittags zum Tee kamen wir,
wie vereinbart, mit Julian zusammen. Sein furchtbarer Hut war verschwunden und
die feine Krawatte wieder an ihrem Platz. Wir setzten uns an einen kleinen
Tisch. Ein Weilchen herrschte Schweigen, dann erfaßte uns alle drei ein
geradezu schmerzhafter Lachkrampf. Mir rollten dabei die hellen Tränen übers
Gesicht.
    »Nie — nie im Leben vergesse
ich diese Szene«, brachte ich prustend heraus.
    »Das brauchen Sie auch nicht,
liebe Susan«, sagte Julian, »mich hat nämlich ein Straßenfotograf geknipst, wie
ich als eleganter Detektiv durch die Arkade ging. Er hat mir seine Karte
gegeben. Ich werde dieses Foto holen und Ihnen schenken. Und eine Vergrößerung,
eine ganz große, bekommt Larry als Mahnmal!«
    »Wenn Sie doch bloß nicht so
angeben wollten«, sagte Larry kummervoll. »Immerhin haben Sie sich benommen wie
ein Engel und —wie ein Schweinehund.«
    »Eine recht kuriose Kreuzung,
wie der Farmer sagen würde. Und jetzt wollen wir literweise Tee trinken und uns
erholen.«
    Larry öffnete ihr
Geldtäschchen. »Wieviel haben Sie für das Ding bezahlen müssen? Oh, Julian, Sie
haben mir das Leben gerettet!«
    »Das bezweifle ich. Irgendwie
wären Sie schon aus der Sache ‘rausgekommen. Stecken Sie Ihr Geld nur schön
wieder weg, Freundchen. Ich werde Ihren Herrn Gemahl, der so viel leiden muß,
bitten, das Schmuckstück einem braven Mädchen — oder einer jungen Frau, die von
jetzt an immer auf guten Wegen wandeln will — zu schenken. Sie sehen, ich nehme
Sie beim Wort.«
    »Ja, gewiß«, sagte Larry mit
vollendeter Schauspielkunst, »aber trotzdem will ich bezahlen. Schließlich
hatte ich ja zwei Pfund dafür bekommen. Seien Sie nicht so dumm, Julian, Sie
müssen das Geld von mir annehmen!«
    »Nein, statt dessen habe ich
Ihr Versprechen akzeptiert.«
    »Das gerade ist mir ja so
unangenehm! Viel lieber würde ich Ihnen das Geld geben.«
    »Wie fein Sie Gedanken lesen
können, meine Süße! Sie dachten: Ich will bar bezahlen, dann kann ich mein
Versprechen vergessen. Kommt nicht in Frage!«
    »Ach, verflixt! Tugendhaft sein
und immer die Wahrheit sagen, das würde aber ein langweiliges Leben.«
    »Wie wollen ausgerechnet Sie
das beurteilen können? Tun Sie nun endlich Ihr Geld weg. Wenn Sam einverstanden
ist, soll der Anhänger ein Geschenk sein — und eine furchtbare Warnung.
Jedenfalls habe ich den Kerl ordentlich gedrückt, diesen Juwelier.«
    »Haben Sie ihm gesagt, er hätte
mich übers Ohr gehauen?«
    »Nein. Ich fand es besser, über
Ihren Handel möglichst wenig zu sagen. Habe ihm nur erklärt, ich wollte es als
Geschenk für ein armes, irregeleitetes Mädchen haben, das sich was Böses
eingebrockt hätte. Ich weiß nicht, was es sich darunter vorgestellt hat, aber
da er auf einmal so vertraulich wurde, hat er wahrscheinlich das Schlimmste
vermutet. Ich sagte, das Mädchen habe versprochen, ehrlich zu werden, und
sollte von mir den Schmuck als ewiges Andenken bekommen, damit sie ihr
Versprechen nie vergißt.«
    »Sie sind ja eine Bestie,
Julian — einem das so dick unter die Nase zu reiben!«
    »Mr. Wilson hielt mich nicht
für eine Bestie, sondern für einen menschenfreundlichen Herrn — jawohl, trotz
des Hutes und der tollen Krawatte. Er sagte sogar, es sei schade, daß es nicht
mehr solche Menschen gäbe, die sich für arme gefallene Mädchen einsetzen!«
     
     

26
     
    »Ich glaube, man muß sich damit
abfinden, daß das Leben mit den Jahren langweiliger wird«, sagte Larry an ihrem
siebenundzwanzigsten Geburtstag.
    Es war Ende Juni. Sie schaute
mißmutig durchs Fenster in die winterliche Landschaft. Nachmittags war sie mit
Sam zu uns gekommen, und die Männer hatten sich zu den Schafhürden begeben, um
Reparaturen zu machen. Tim, Anne und ihr Vater sollten später nachkommen, um
bei uns am Festessen zu Larrys Ehren teilzunehmen. Aber das Geburtstagskind war
ausnahmsweise einmal ganz schlechter Laune.
    »Auf dem geraden und schmalen
Pfad der Tugend wird der Menschen schrecklich eingeengt«, sagte sie. »Übrigens
habe ich
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