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Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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amerikanischen Süden, die äußere Erscheinung, der Akzent, das Verhalten. Natürlich waren die Mädchen fasziniert gewesen. Er kleidete sich stets total in Schwarz. Meistens trug er fadenscheinige Sachen, mit Seidenschals um den Hals, teils gefranst, teils mit dezentem Paisley-Muster, einige so lang, dass sie bis zu seinen Hüften reichten. Und er gebrauchte Redewendungen wie verdammt grässlich und albert nicht herum und – nur ein einziges Mal: Fühlen wir uns ein bisschen angeknackst, was?
    Während seiner ersten Woche in der Schule sahen sie eine Zigarettenspitze aus Schildpatt in seiner Hand. Nachdem er ein paar Jungs tuscheln gehört hatte, er würde wie ein Schwuler aussehen, musterte er sie von oben herab und erklärte, das
halte er für ein Kompliment, denn viele weltberühmte Männer seien homosexuell gewesen. »Leider wurde ich zu banaler Heterosexualität verdammt, und ich kann nur hoffen, einigen von euch wird ein glücklicheres Schicksal zuteil.«
    Damit hatte er eine Eltern- und Lehrerkonferenz heraufbeschworen.
    Doch der junge Lehrer und Sugar Beths Erinnerung waren nur ein blasser Vorbote des imposanten Mannes gewesen, der nun vor ihr stand. Er wirkte zwar noch seltsam – aber auf ziemlich beunruhigende Weise. Der unansehnliche Körper war muskulös und athletisch geworden – schlank, allerdings nicht mehr dünn. Nun passte sogar die überdimensionale Nase dazu, und die ausgeprägten Wangenknochen, die das schmale Gesicht einst betont hatten, sahen jetzt aristokratisch aus.
    Den Geruch des Geldes kannte sie. Und der umgab ihn wie dichter Rauch. Bei der letzten Begegnung war sein Haar auf die Schultern gefallen. Jetzt – nach wie vor üppig, aber kurz geschnitten – präsentierte es eine dramatisch zerzauste Filmstarfrisur. Ob der dunkle Glanz von einem teuren Pflegeprodukt oder ausgezeichneter Gesundheit erzeugt wurde, ließ sich nicht erkennen. Eins stand jedenfalls fest: In Parrish, Mississippi, war er nicht zum Friseur gegangen.
    Offensichtlich stammte sein gerippter Rollkragenpullover von Armani. Dazu trug er eine schwarze Wollhose mit goldenen Nadelstreifen. Ichabod Crane war nicht nur erwachsen geworden, sondern er hatte auch eine stilbildende Schule besucht, danach gekauft und zu einer internationalen Firma ausgebaut.
    Nur selten hatte Sugar Beth zu einem Mann aufgeschaut. Schon gar nicht, wenn sie in ihren Domina-Schuhen gesteckt hatte. Jetzt schaute sie zu Colin Byrne auf, in dieselben arroganten jadegrünen Augen, an die sie sich erinnerte, und der alte Groll kehrte zurück. »Niemand hat mir erzählt, wer hier wohnt.«
    »Tatsächlich nicht? Wie amüsant.« Den britischen Akzent
hatte er nicht verloren. Andererseits ließen sich Sprechweisen imitieren. Zum Beispiel beherrschte sie den südamerikanischen Akzent ebenso wie den nordamerikanischen. »Kommen Sie doch herein.« Er trat beiseite und lud sie in ihr eigenes Heim ein.
    Am liebsten hätte sie ihm den Stinkefinger gezeigt und ihn zum Teufel geschickt. Aber die Flucht war ein Luxus, den sie sich nicht mehr leisten konnte, ebenso wenig wie hysterische Anfälle oder überzogene Kreditkarten. Wie der verächtliche Zug um Byrnes Lippen nur zu deutlich bekundete, wusste er, dass ihr seine Einladung missfiel. Da er vermutlich erwartete, sie würde davonlaufen, brachte sie die nötige Energie auf, um sich kerzengerade aufzurichten und die Schwelle von Frenchman’s Bride zu überqueren.
    Er hatte es ruiniert. Das sah sie sofort. Ein weiteres schönes Südstaatenheim war von einem ausländischen Banausen verwüstet worden.
    Gewiss, die Eingangshalle wies immer noch die runde Form auf. Auch die geschwungene Treppe hatte sich nicht verändert. Aber statt Diddies romantischer Pastellfarben verunstaltete ein dunkles Espresso-Braun die gekurvten Wände, und die alten Simse aus Eichenholz leuchteten kalkweiß. Ein hässliches abstraktes Bild hing an der Stelle des Gemäldes, das den Raum einst beherrscht hatte – ein lebensgroßes Porträt der fünfjährigen Sugar Beth in exquisiter weißer Spitze mit rosa Bändern, zu Füßen ihrer modisch beschuhten schönen Mutter. Auf Diddies Wunsch hatte der Maler einen weißen Spielzeugpudel hinzugefügt. Obwohl Sugar Beth weder einen Pudel noch einen anderen Hund besessen und stets vergeblich darum gefleht hatte. In diesem Haus war nichts geduldet worden, das seine Geschlechtsteile oder sonst jemanden ableckte.
    Weiße Marmorfliesen mit maulwurfsgrauen Streifen ersetzten den polierten
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