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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss
Autoren: Jennifer Estep
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können sie nirgendwo finden.«
    »Einen Moment. Das klingt, als hätten Sie vorgehabt, sie … zu verhaften oder etwas in der Art.«
    »Etwas in der Art«, stimmte Metis zu, und ein grimmiger Unterton schlich sich in ihre Stimme. »Ich weiß nicht, wie, aber Jasmines Familie hat herausgefunden, dass du in dieser Nacht dort warst. Vielleicht haben sie es von einem anderen Schüler erfahren. Die Ashtons gehören nicht zu den Leuten, die den Tod ihrer Tochter einfach hinnehmen. Es könnte sein, dass sie hinter dir her sind.«
    »Aber ich habe sie nicht umgebracht«, protestierte ich. »Das war Logan, und das nur, um mich zu retten. Und was alles andere angeht, ich habe an diesem Abend eigentlich nicht viel getan . Ich bin einfach nur durch die Gegend gerannt, hatte Angst und habe versucht, nicht zu sterben.«
    »Es war ein bisschen mehr als das, Gwen. Du hast die Schale der Tränen zerstört, eines der Dreizehn Artefakte. Ein Artefakt, das viele Schnitter, viele von Lokis Gefolgsleuten, verzweifelt in die Hände bekommen wollten. Und du hast Jasmine davon abgehalten, Morgan zu opfern. Das Opfer hätte Lokis Macht gestärkt und sein Gefängnis vielleicht noch weiter geschwächt. Das macht dich zu einem Ziel für die Rache aller Schnitter.«
    Ich schob die Hände tiefer in die Taschen meines purpurnen Kapuzenpullis, während mir ein kalter Schauder über den Rücken lief. Ich wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Bis jetzt war ich auf Mythos ein Niemand gewesen, genau wie Jasmine es gesagt hatte. Dieses Gypsymädchen, das Dinge sah. Aber jetzt war ich dieses Gypsymädchen, das eigene Geheimnisse hatte.
    »Normalerweise wäre das kein großes Problem, denn genau das lernen die Schüler hier in Mythos – wie sie ihre Magie benutzen, wie sie kämpfen und besonders wie sie sich selbst gegen Schnitter verteidigen«, fuhr Metis fort. »Aber du bist erst seit ein paar Monaten auf Mythos, und dir fehlt das Training, das die anderen Schüler fast ihr gesamtes Leben über genossen haben. Deswegen habe ich dich das Schwert aus der Bibliothek behalten lassen. Du wirst lernen, wie man damit umgeht. So bald wie möglich. Könnte ich es bitte sehen? Das Schwert?«
    Ich beugte mich vor und hob Vic vom Boden auf, wo ich ihn beim Hinsetzen abgelegt hatte. Seit dem Abend in der Bibliothek trug ich das Schwert überall mit mir herum, genau wie es die anderen Schüler mit ihren Lieblingswaffen taten. Aber Vic öffnete anderen gegenüber nie sein Auge, und er sprach nur mit mir. Um ehrlich zu sein, ich fand es immer noch ein wenig unheimlich. Ja, ich glaubte inzwischen an die Götter und Göttinnen und das Chaos und das ganze Zeug. Aber trotzdem war ein sprechendes Schwert ein bisschen schwer zu schlucken.
    Ich übergab Vic Metis, die das Schwert aus der schwarzen Lederscheide zog, die Trainer Ajax mir gegeben hatte. Ich hielt den Atem an und fragte mich, ob Vic sein Auge öffnen und Professor Metis böse anstarren würde, weil sie ihn in seinem Nickerchen gestört hatte. Das tat er bei mir immer, wenn ich versuchte, mit ihm zu reden, wenn er gerade keine Lust hatte. In dieser Hinsicht war Vic ziemlich nervig, denn er wollte immer seinem Zeitplan folgen, nicht meinem.
    »Es ist ein schönes Schwert«, sagte Metis und bewunderte die silberne Klinge. »Sehr passend für Nikes Champion.«
    Es dauerte einen Moment, bis ihre Worte wirklich einsanken. »Woher wissen Sie …?« Ich biss mir auf die Lippe.
    Metis lächelte. »Woher ich weiß, dass Nike dich als ihren Champion erwählt hat?«
    Sie hatte mich total überrumpelt. Denn ich hatte niemandem außer Grandma Frost erzählt, dass ich Nike gesehen und was sie gesagt hatte.
    Metis schob Vic zurück in seine Scheide und gab ihn mir wieder. Dann ging sie zu dem Waffengestell an der Wand und zog einen Kampfstab aus der obersten Halterung. Die Professorin kam mit der Waffe zu mir, damit ich sie mir ansehen konnte. Der Kampfstab bestand aus dickem, poliertem, fast goldglänzendem Holz. Er war vollkommen glatt und weich, obwohl ich sehen konnte, dass auf einer Seite eine undeutliche Inschrift ins Holz geritzt worden war.
    »Jeder Champion bekommt von seinem Gott oder seiner Göttin eine besondere Waffe, um ihm in den verschiedensten Kämpfen beizustehen«, erklärte Metis. »Und Champions erkennen immer andere Champions.«
    »Wie? Woran kann man erkennen, dass jemand anderes ein Champion ist?«
    Die Professorin zuckte mit den Schultern. »Meistens ist es einfach ein gewisses Gefühl. Man weiß
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