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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
Autoren: Jennifer Estep
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Gesicht darstellte – das Gesicht des bösen Gottes Loki.
    Vor langer Zeit, als die anderen Götter Loki zum ersten Mal eingesperrt hatten, hatten sie ihn unter einer riesigen Schlange angekettet, von der ständig Gift auf sein Gesicht tropfte und ihm unvorstellbare Schmerzen bereitete. Das Gift hatte das Gesicht des attraktiven Gottes zerfressen, bis es sich in etwas Groteskes, unendlich Hässliches verwandelt hatte. Das war das Antlitz, das der Schnitter so stolz über seinem eigenen Gesicht trug. Der Anblick erschreckte mich bis ins Mark – sogar noch mehr als das blutige Schwert in seiner Hand.
    Einer nach dem anderen traten die Schnitter in den Raum, bis sieben von ihnen sich bei der Tür versammelt hatten. Wir waren nur zu viert. Nicht das beste Kräfteverhältnis, aber auch nicht furchtbar, wenn man bedachte, dass wir im Hauptteil des Kolosseums an die zwanzig bewaffnete Schnitter gesehen hatten. Außerdem hatten wir ja Logan. Mit seinen Kampffähigkeiten war der Spartaner allein schon ungefähr ein Dutzend Schnitter wert.
    Ich kauerte hinter dem ausgestopften Pferd des Ritters, während mein Herz raste. Ich umklammerte Vic und wartete darauf, dass mehr von ihnen in den Raum drängten, doch das geschah nicht. Zwar fragte ich mich, was die anderen Schnitter gerade taten, aber ich wollte mich nicht beschweren. Stattdessen war ich einfach froh, dass sie nicht beschlossen hatten, alle gleichzeitig in den Raum zu stürmen. Dann wären wir sicherlich gestorben.
    Einer der Schnitter trat vor. »Verteilt euch.«
    Ich blinzelte. Das – das war die Stimme eines Mädchens. Ich hätte nicht überrascht sein dürfen, immerhin konnte jeder ein Schnitter sein, von Eltern über Lehrer zu Schülern und jedem dazwischen. Die zwei Schnitter, gegen die ich bis jetzt gekämpft hatte, waren Jugendliche in meinem Alter gewesen. Trotzdem, irgendetwas an dieser tiefen, kehligen Stimme störte mich. Sie klang fast … vertraut. Als hätte ich sie irgendwo schon einmal gehört …
    »Nehmt alles, was interessant aussieht oder magisch ist«, sagte sie.
    Ich runzelte die Stirn. Ich hatte angenommen, die Schnitter hätten uns im Türrahmen gesehen und wären deswegen in diese Richtung gekommen, aber es klang, als wären sie nur der Artefakte wegen hier.
    »Und sucht nach dem Helheim-Dolch«, fuhr das Mädchen fort. »Unseren Berechnungen zufolge hätten sie ihn hierher bringen können.«
    Mir stockte der Atem. Der Helheim-Dolch? Wieso wusste sie davon? Und wieso glaubte sie, ihn hier im Museum zu finden? Meine Gedanken rasten. Das Mädchen bellte noch ein paar Befehle, aber ich hörte ihr gar nicht mehr richtig zu. Stattdessen konzentrierte ich mich auf ihre Stimme und verglich sie mit einer anderen – der Stimme, die ich in der Nacht gehört hatte, in der meine Mom gestorben war.
    Wo ist der Dolch? Wo hast du ihn versteckt? – Närrin. Es gibt kein Versteck, das wir nicht finden können. Es ist nur eine Frage der Zeit. Die höhnische Stimme hallte in meinem Kopf, während die Worte wieder und wieder erklangen.
    Dank meiner psychometrischen Magie vergaß ich niemals etwas, das ich beim Berühren eines Gegenstands gesehen, gehört oder gefühlt hatte. Und nicht nur das, ich konnte diese Erinnerungen auch aufrufen, wann immer ich wollte, um sie zu analysieren, so wie andere Leute sich ihre Lieblingsstellen in Filmen immer wieder ansehen. Man könnte sagen, es war meine eigene Version eines fotografischen Gedächtnisses.
    Vor ein paar Wochen hatte meine Mentorin, Professor Aurora Metis, mich gebeten, meine Gypsygabe gegen einen Schnitter namens Preston Ashton einzusetzen. Ich empfange schon von Gegenständen ziemlich lebhafte Schwingungen, aber wenn ich andere Leute berühre, blitzen richtig heftige Bilder und genaue Gefühle vor meinem inneren Auge auf. Ich kann alles sehen, was eine Person jemals getan hat, von ihrer Kindheit bis ins hohe Alter. Alle Gefühle, die sie in der hintersten, schwärzesten Ecke ihres Herzens versteckt, und alle Geheimnisse, die sie vor jedem anderen verbergen will – sogar vor sich selbst.
    Professor Metis hatte wissen wollen, was Preston und seine Schnitterfreunde planten oder wie ihr nächster Angriff gegen das Pantheon aussehen würde. Also hatte ich Prestons Hand ergriffen und meine Gypsygabe eingesetzt, um in seinen Kopf einzudringen.
    Ich hatte nur nicht erwartet, den Mord an meiner Mom zu sehen.
    Monatelang hatte ich geglaubt, meine Mom sei eines Nachts auf dem Heimweg von einem betrunkenen Fahrer
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