Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Froehliche Tage fuer Hanni und Nanni

Froehliche Tage fuer Hanni und Nanni

Titel: Froehliche Tage fuer Hanni und Nanni
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
blamiere ich Frau Doris Willmer vor der ganzen Klasse!“, sagte sie. „Ihr werdet es sehen! Dann müsst ihr zugeben, dass ich recht habe, und du wirst dich sehr ärgern, weil du sie nicht durchschaut hast. So!“

Anneliese stellt Frau Willmer eine Falle
     

    Anneliese hatte die Falle für Frau Willmer sehr sorgfältig vorbereitet.
    Anstatt eines Aufsatzes sollte die Klasse in dieser Woche ein kurzes Gedicht verfassen. Das gestellte Thema hieß „Natur“. Die Mädchen stöhnten, denn sie schrieben nicht gern Gedichte.
    Anneliese wälzte viele Bücher. Sie suchte ein wenig bekanntes Gedicht eines bedeutenden Mannes. Wenn sie nur eins finden könnte, das ihren Vorstellungen entsprach! Nach vielen Mühen entdeckte sie endlich genau das, was sie suchte. Es war ein kleines, achtzeiliges Gedicht von Ludwig Uhland, „Frühlingsruhe“ genannt. Anneliese schrieb es ab und setzte ihren Namen darunter. Dann gab sie es der Lehrerin.
    Nun, Frau Doris Willmer, jetzt werden wir ja sehen, ob Sie imstande sind, ein gutes Gedicht von einem schlechten zu unterscheiden!
    Der Deutschunterricht rückte heran und Elli schaute neugierig zu Anneliese hinüber, die sehr aufgeregt wirkte. Wollte sie wirklich ihre Drohung wahr machen und Frau Willmer einen Streich spielen? Elli war verwirrt. Sollte sie Dina warnen?
    Frau Willmer trat ein und trug den Stapel Gedichte in ihrer Hand. Sie sah genauso seelenvoll aus wie immer und hatte sich heute einen knallroten flatternden Schal um den Hals gewunden.
    „Keine einzige gute Leistung“, bemerkte sie und löste das Gummiband, das den Stapel zusammenhielt. „Die Klassenarbeiten scheinen sich nachteilig auf eure schöpferischen Kräfte auszuwirken. Petra hat das beste Gedicht geschrieben, es ist ein wirklich lobenswerter, kleiner Versuch, einfach und aufrichtig. Claudine, deine Arbeit kann ich nicht durchgehen lassen. Sie soll wohl lustig sein, aber leider ist sie es überhaupt nicht.“
    Claudine zog eine Grimasse, die Frau Willmer glücklicherweise nicht sah. Die Lehrerin sprach kurz über jedes Gedicht, las einige vor, lobte hier und da und bezeichnete die Arbeiten von Doris, Angela und Carlotta als völlig ungenügend.
    Dann kam sie zu dem letzten Gedicht. Es war das von Anneliese. Sie schaute sich in der Klasse um und ihr Blick wirkte ausgesprochen boshaft.
    „Und zum Schluss kommen wir zu der Poetin unserer Klasse, zu Anneliese. Wie gewöhnlich hat sie eine traurige, herzerweichende Reimerei verfasst. Lauscht den Klagen unserer großen Dichterin:

    Stille der Natur
    O legt mich nicht ins dunkle Grab,
    Nicht unter die grüne Erd hinab!
    Soll ich begraben sein,
    Lieg ich ins tiefe Gras hinein.
    In Gras und Blumen lieg ich gern,
    Wenn eine Flöte tönt von fern,
    Und wenn hoch obenhin
    Die hellen Frühlingswolken ziehn.“

    Frau Willmer las diese Zeilen so übertrieben gefühlvoll, dass man gleich merkte, wie sehr sie sich darüber lustig machte. „Anneliese, warum musstest du so schreiben? Es klingt alles so albern und unaufrichtig. Du hast einfach Worte aneinandergereiht, die dir bedeutsam erschienen. Und was ist dabei herausgekommen - ein paar lächerliche Verse!“
    Anneliese blickte Frau Willmer ruhig an. Frau Willmers Verhalten zeigte ganz deutlich, wie wenig ihr Urteil wert war.
    „Du hast zwar die Worte richtig gesetzt“, fuhr die Lehrerin fort. „Aber trotzdem halte ich dein Gedicht für das schlechteste der ganzen Klasse.“
    „Frau Willmer“, sagte Anneliese plötzlich mit hoher, klarer Stimme, „es tut mir leid - aber ich glaube, mir ist ein Fehler unterlaufen, als ich mein Gedicht abgab! Denn dieses Gedicht stammt nicht von mir!“
    Die Klasse wandte sich Anneliese zu. Sie hatte noch immer diesen triumphierenden Ausdruck auf dem Gesicht.
    „Was soll das heißen?“, sagte Frau Willmer ungeduldig. „Nicht dein Gedicht? Von wem ist es dann? Ich finde, es klingt genau wie eines von deinen!“
    „Es ist - es ist sehr nett von Ihnen, das zu sagen“, erwiderte Anneliese. „Denn sehen Sie, dieses Gedicht ist von Ludwig Uhland und keineswegs von mir. Ich bin froh darüber, dass meine Dichtkunst der seinen gleicht. Ich fühle mich sehr geehrt. Aber ich glaube nicht, dass Ludwig Uhland erfreut gewesen wäre, wenn er all diese Dinge gehört hätte, die Sie über sein Gedicht sagten.“
    Nach diesen Worten herrschte tödliche Stille. Elli wurde rot, denn sie sah nun die Falle, die Anneliese Frau Willmer gestellt hatte. Anneliese zog ein Buch von Ludwig Uhland heraus und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher