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Frisch verlobt

Frisch verlobt

Titel: Frisch verlobt
Autoren: Mallery Susan
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tätest.“
    Nicole war schon klar, dass es bei ihr nicht anders aussehen würde, aber darum ging es nicht. Gerade wollte sie schon vorschlagen, dass sie sich einen Film ansehen sollten, als Wyatt sie fragte: „Wie geht es dir?“
    Verblüfft sah sie ihn an. „Wie bitte?“
    „Wir haben schon eine ganze Zeit lang nicht mehr miteinander gesprochen. Ist alles in Ordnung mit dir? Du weißt schon. Dieser ganze Kram?“, wobei mit „Kram“ in der Männersprache alles gemeint war, was mit Gefühlen zu tun hatte.
    Lange bevor er sich in Claire verliebt hatte, war Wyatt bereits Nicoles Freund und Schwager, und er kannte viel zu viele ihrer Geheimnisse. Als er davon erfuhr, wie Drew sie betrogen hatte, war er bereit gewesen, ihn für sie windelweich zu schlagen. Nicole liebte ihn wie einen Bruder. Nur im Augenblick gerade nicht; im Augenblick hätte sie ihm am liebsten eine gescheuert.
    „Du und Claire, habt ihr über mich geredet?“, fuhr sie ihn an. „War ich etwa der Gegenstand dieser grässlichen Gespräehe nach dem Motto: ‚Wie können wir nur der armen Nicole helfen?‘ Wenn das der Fall ist, müsst ihr sofort damit aufhören. Ich brauche keine Hilfe von euch. Mir geht es gut. Mehr als gut.“
    Wyatt ließ sich von ihrem Ausbruch nicht beeindrucken. „Du bist fast immer zu Hause und triffst dich mit niemandem. Du bist noch miesepetriger als sonst, auch wenn das eigentlich kaum möglich ist.“
    „Ich bin nicht in der Stimmung, mit jemandem auszugehen. Ich weiß, das überrascht dich, aber so ist es.“
    „Nicht jeder ist wie Drew, okay? Es gibt eine Menge prima Jungs da draußen. Du musst wieder in den Sattel kommen.“
    „Das hast du doch jetzt nicht gesagt, oder? Wieder in den Sattel kommen? Ich bin nicht vom Fahrrad gefallen. Mein Mann hat mich mit meiner kleinen Schwester betrogen. In meinem Haus. Das ist nicht der Moment, wo es darum geht, ‚wieder in den Sattel zu kommen‘. Das gehört eindeutig zu den Dingen, die eine Frau veranlassen, ihre sexuelle Einstellung neu zu überdenken. Alles klar?“
    Die Brust war ihr eng geworden. Lag es an ihr, oder war es hier drin so heiß? „Also, ich muss jetzt gehen. Danke dafür, dass ihr mich zum Essen mitgenommen habt. Wir reden später.“
    Sie drehte sich um und ging los.
    „Nicole warte doch.“
    Sie ging einfach weiter, und als sie das Hinweisschild entdeckte, lief sie so schnell sie konnte ins Parkhaus, unendlich dankbar dafür, dass sie sich mit den beiden im Einkaufszentrum verabredet hatte. So hatte sie wenigstens ihr eigenes Auto.
    Dreißig Minuten später war sie zu Hause. Dort war alles ruhig und vertraut, und es gab niemanden, der ihr dumme Fragen stellte oder sie bedauerte. Aber es gab dort auch zu viele Erinnerungen, und eine Leere, die sie veranlasste, durch die Fernsehkanäle zu zappen, bis sie eine Sitcom gefunden hatte. Sie starrte auf den Bildschirm und schwor sich, wegen Drew keine einzige Träne mehr zu vergießen. Jetzt nicht und nie wieder.

2. KAPITEL
    A m Samstagmorgen kam Nicole zehn Minuten, bevor Raoul mit der Arbeit beginnen sollte, zur Bäckerei. Nicht, dass sie ernsthaft damit rechnete, der Teenager würde tatsächlich auftauchen. Sie hatte spontan auf die Situation reagiert und war nett gewesen. Aber sie war eine überzeugte Anhängerin des Glaubens, dass keine gute Tat ungestraft bleibt. Deshalb würde er sich nicht blicken lassen und sie würde sich schwarzärgern, vor allem über sich selbst.
    Als sie dann aber auf den Hintereingang der Bäckerei zuging, erhielt sie sogleich Gesellschaft von einem großen dunkelhaarigen Jungen, der sich ihrem Schritt anpasste.
    „Guten Morgen“, begrüßte Raoul sie höflich.
    Sie sah ihn kurz an. „Du bist zu früh.“
    „Ich wollte nicht zu spät kommen.“
    „Ich bin schon tief davon beeindruckt, dass du überhaupt gekommen bist.“
    „Sie haben nicht mit mir gerechnet?“
    „Nein.“
    „Ich habe Ihnen doch mein Wort gegeben.“
    „Immerhin hast du Doughnuts geklaut. Da darf man auch an deinem Wort zweifeln.“
    Zwar hatte sie ihn beim Sprechen nicht direkt angesehen, deshalb konnte sie sich auch nicht ganz sicher sein, aber aus dem Augenwinkel heraus glaubte sie doch, so etwas wie ein Zusammenzucken bemerkt zu haben. Etwa, weil sie sein Wort nicht ernst genommen oder den Diebstahl erwähnt hatte? Wie schön! Wenn doch nur jeder Morgen mit einem hypersensiblen Gebäckdieb beginnen könnte!
    „Und dann bist du auch noch Sportler“, fügte sie hinzu, ohne eigentlich zu wissen,
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