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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman
Autoren: Hardy Pundt
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den Schloot geschleudert. Er bekommt den Wagen noch unter
Kontrolle, rast weiter, ist zu besoffen, kommt von der Straße ab, brackert in
den Schloot und gegen den Baum.«
    »Der Tote etwas weiter ist also
derjenige, der Freya auf dem Gewissen hat?«
    »Liegt doch nahe, oder?«
    »Das sind mir so Theorien«,
bemerkte Else.
    »Dann wäre die
Erklärung ja schon gefunden, Herr Kommissar«, meinte Meinhard etwas
verächtlich. »Dafür ist die Polizei schließlich da. Wenn Freya nur wieder
gesund wird, das ist die Hauptsache!«
    »Du hast recht. Alles Weitere
überlassen wir den Polizisten aus Aurich.«
    »Ut Auerk«, wiederholte Siebelt
den Namen der ostfriesischen Hauptstadt in Plattdeutsch und sah aus dem
Küchenfenster in die Marsch, in der sich mittlerweile der Nebel aufgelöst hatte
und den Blick auf einen Teil dieses einzigartigen Küstenstreifens freigab.

     

     

     

     

7
    Freya Reemts lag auf
der Intensivstation. Rehna und Menno saßen vor dem Krankenzimmer und warteten.
Sie waren gleich nachdem Kommissar Ulferts von der Kripo Aurich ihr Haus
verlassen hatte, nach Norden gefahren, um ihre Tochter zu sehen. Doch das
durften sie nur durch eine Glasscheibe. ›Kein Zutritt‹, stand an der Tür, und:
›Nur für Personal‹. Die in den Schichten wechselnden Schwestern gaben immer
wieder zu bedenken, dass sie dort nicht hinein durften …
    »Ja, ja, wir haben es verstanden!«
Menno schwankte zwischen angstvollem Warten auf Nachrichten der Ärzte und
Genervtheit.
    Sie starrten durch die
Scheibe. Dahinter lag ihre Tochter. Am rechten Arm der Tropf, im linken
Nasenloch ein dünner Schlauch. An Wangen und Hals viele Pflaster, große und
kleine. Um den Kopf ein Verband, sah fast aus wie ein Turban. Das linke Bein
war geschient und hing in einer Schlaufe an einem großen, silbernen Gerüst.
Allerhand Geräte waren um sie herum aufgebaut; viele Kabel verliefen zwischen
ihr und den Maschinen. Ein Display zeigte den Herzrhythmus. Er ging regelmäßig.
Menno Reemts kannte die gezackte Kurve, seitdem er mit einem Infarkt
eingeliefert worden war. Genau hier hatte er selbst bereits gelegen. Nach der
Lysetherapie war es ihm gleich wieder besser gegangen.
    »Dat weer een Warnschkööt«, hatte
Rehna damals gesagt. Und er sah ein, dass die viele Arbeit auf dem Hof, die
Sorgen um einbrechende Milchpreise und  – damit einhergehend – die
Gefahr, die Kredite der immerzu fordernden Banken nicht zurückzahlen zu können,
ihm ›an die Nieren gingen‹, wie er sagte. Dann war es aber das Herz gewesen.
Und das bei Menno Reemts. Groß, kräftig, zäh, konnte anpacken bis zum Umfallen
… »Eben, bis zum Umfallen, de Kerl arbeit’ sück noch in’n Dood«, war Rehnas
bittere Reaktion gewesen. Jetzt teilte sich Menno mit Siebelt Reersemius eine
Arbeitskraft, die ihm halbtags zur Hand ging.

     
    Freyas Augen waren
geschlossen. Der Arzt, mit dem ihre Eltern nach der Operation gesprochen
hatten, war zuversichtlich: das linke Bein sei gebrochen, viele Schürfwunden,
zwei Rippen glatt durch. Sorgen bereiteten allein einige – jedoch noch
unklare – Befunde, die Hinweise auf innere Verletzungen gaben und eine
schwere Gehirnerschütterung. Nur genauere Untersuchungen, die man noch
durchführen müsse, könnten Aufschluss über tatsächlich vorliegende Schäden
geben. Freya sei zwar nicht wieder bei Bewusstsein, insgesamt sei der Zustand
aber stabil und es gebe berechtigte Hoffnung, dass sie bald aus dem Koma
erwachen würde. Doch Rehna sah irgendetwas in den Augen des Arztes, was ihr
Sorgen bereitete. Sie standen ja selbst noch unter Schock. Wollte er sie erst
einmal beruhigen? Nicht gleich das Schlimmste sagen? Eine einsame Träne rann
ihre Wange hinunter.
    Menno sah es, nahm sie zärtlich in
den Arm, so zärtlich, wie es einem friesischen Bauern möglich war: »Kumm, mien
Leefke«, tröstete er liebevoll. »Uns’ Freya ist stark. De schafft dat!«,
flüsterte er ihr ins Ohr, worauf sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte und
ihren vorher mit viel Kraft unterdrückten Tränen freien Lauf ließ.

     

     

     

     

8
    Rainer Manninga saß
in seiner Wohnung in Manslagt und starrte aus dem Fenster. Sein Kopf dröhnte.
Mann, Mann, Mann, hatte er am Vorabend gesoffen. Eigentlich wollte er nur ein,
zwei Bier trinken, im Dorfkrug. Und dann traf er Frank Meier und Artur Wübben,
mit denen er schon früher, als Schuljunge, durch die Felder getollt war. Eine
Menge Scheiß’ bauten sie damals, ob nun Schule war oder nicht. Im Winter
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