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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache
Autoren: authors_sort
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Münsterthaler ist leider nicht im Hause«, teilte ihm die freundliche junge Sekretärin mit, die ihn auch bei seinem letzten Besuch begrüßt hatte, und klimperte dabei auffällig mit ihren langen Wimpern. »Haben Sie einen Termin?«
      »Das nicht, aber es ist sehr dringend. Er schob diskret seinen Dienstausweis über den Empfangstisch. Außer ihm und seinen Begleitern befanden sich noch zwei weitere Besucher im Raum.
      »Mhm«, entgegnete die rothaarige Frau und klapperte unbeeindruckt weiter mit den Wimpern. Anscheinend war sie es gewohnt, dass die Polizei bei ihr vorsprach.
      »Um welchen Fall handelt es sich denn?« Sie nahm an, er sei wegen eines Vorgangs aus der anwaltlichen Praxis gekommen, und wandte sich bereits ihrem Computer zu, um die Daten abrufen zu können.
      Thamsen räusperte sich. »Es ist privat«, flüsterte er ihr zu. Er hatte das Gefühl, die beiden anderen Anwesenden verfolgten sehr interessiert das Gespräch.
      »Privat?« Die Sekretärin drehte sich erstaunt um und sah ihn mit weit geöffneten Augen an. Durch die brisante Neuigkeit vergaß sie ganz und gar zu kokettieren.
      »Ja, also ich denke«, entgegnete sie mit stockender Stimme, »Herr Münsterthaler ist wohl zu Hause. Hat am Montag alle Termine für diese Woche abgesagt, hat behauptet, er fühle sich nicht wohl.« Sie hatte absichtlich das Wort ›behauptet‹ benutzt, denn unter den gegebenen Umständen, zweifelte sie plötzlich daran, dass ihr Arbeitgeber tatsächlich krank war.
      »Und wie lautet die Adresse?«
      »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Privatanschrift geben kann«, antwortete sie zögerlich.
      »Sie können«, versicherte Thamsen mit scharfer Stimme. Sein Blick und die Tonlage seiner Antwort machten deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete.
      Eilig riss die Sekretärin einen gelben Notizzettel von einem Block auf ihrem Schreibtisch ab, schrieb die verlangte Auskunft darauf und reichte ihn Thamsen.
      »Sie kriegen es sowieso raus«, kicherte sie nervös. »Sie sind ja schließlich bei der Polizei.«
      Er bedankte sich und verließ mit den drei Freunden im Schlepptau die Kanzlei.
      »Haben Sie eine Ahnung, wo das ist?« Thamsen reichte Haie den Zettel, da er annahm, der sei ortskundig. Tom Meissner und Marlene Schumann waren Zugezogene und kannten sich mit Sicherheit in der Gegend nicht so gut aus wie ihr Freund.
      Doch Haie schüttelte bedauernd seinen Kopf.
      »Nee, Rendsburg ist mir auch fremd. Bin noch nicht oft hier gewesen. Kennst du die Straße?« Er reichte das Stück Papier weiter an Tom. Der warf nur einen flüchtigen Blick auf die Notiz und nickte.
      »Das ist unten am Kanal.«
      Thamsen blickte ihn überrascht an. Damit hatte er nicht gerechnet.
      »Ein Kunde von mir wohnt dort. Nette Gegend.«
      Tom hatte recht. Das Viertel, in dem sich Dr. Münsterthalers Haus befand, war wirklich sehr schön. Villenartige Domizile in weitläufigen Gärten, zum Teil direkt am Kanal gelegen, kennzeichneten diese Wohngegend. Hier lebten eindeutig die betuchteren Einwohner der Kreisstadt. Thamsen seufzte leicht. Solch eine Immobilie in dieser Lage würde er sich von seinem mickrigen Beamtengehalt niemals leisten können. Manchmal ist die Welt einfach ungerecht, dachte er, ehe er seinen Wagen am Straßenrand parkte und ausstieg.
      In der Auffahrt zu dem Haus Nummer sieben stand ein weißer Mercedes.
      »Na, ha'm Manni und Ole sich in ihrem Suff vielleicht doch nicht getäuscht«, bemerkte Haie, als sie auf die Gartenpforte zugingen, und betrachtete den Wagen äußerst genau.
      Thamsen ermahnte die drei Freunde noch einmal, sich zurückzuhalten, dann drückte er den messingfarbenen Klingelknopf neben dem farblich abgestimmten Namensschild. Nichts tat sich. Es wurde weder der Türsummer des Tores betätigt noch die durch die Gitterstäbe einzusehende, wenige Meter entfernte Haustür geöffnet. Thamsen klingelte erneut. Wieder nichts.
      »Er ist wohl nicht da«, stellte er nach dem dritten erfolglosen Versuch schließlich fest.
      »Wo soll er denn hin sein? Das Auto steht doch vor der Garage. Der muss daheim sein.« Haie betätigte nun selbst die Türglocke. Demonstrativ presste er seinen Finger auf den kleinen Knopf.
      »Herr Ketelsen«, wies Thamsen ihn zurecht, »bitte.«
      Wieder bereute er, nicht allein gekommen zu sein. Natürlich war ihm bewusst, dass er ohne Hilfe überhaupt nicht bis hierher gekommen wäre, und die Spur der Freunde schien
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