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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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Ganz in unserer Nähe war dies geschehen. Ich drückte Modesty meine Beretta in die Hand und nahm selbst den Dolch.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Kommen Sie mit, Mädchen.«
    Modesty wollte ich nicht allein lassen. Geschossen und auch getroffen hatte sie bereits, ich hoffte, dass sie es auch schaffen würde, wenn ihr abermals keine andere Wahl mehr blieb.
    Es dauerte nicht lange, als wir das Grab erreicht hatten, wo der Stein gekippt war. Er lag auf der Seite. Seine linke, untere Kante stach spitz hervor.
    Und die Erde bewegte sich.
    Laub lag auf dem Grab. Es raschelte, als plötzlich zwei Hände aus dem Boden fuhren, die nur noch aus bleichen, leicht bläulich schimmernden Knochen bestanden.
    Ich hörte Modesty alte Kindergebete flüstern. Sie musste wieder große Angst haben. Auch auf meinen Rücken hatte sich ein Schauer gelegt, denn die Szene vor uns war entsetzlich.
    Nicht nur die Knochenarme streckten sich mir entgegen, sondern auch ein grauenhaftes Gesicht schimmerte am Grabkopf durch das braune Blätterwerk. Ein Gesicht mit Hautfetzen!
    Ich stieß zu. Den Dolch rammte ich nicht durch das Gesicht, sondern tiefer in das Laub hinein. Dicht darunter musste sich die Brust der lebenden Leiche befinden.
    Widerstand spürte ich nur kurz. Irgendwo glitt die Klinge ab, dann glaubte ich ein Leuchten zu sehen, und einen Moment später bildeten sich aus blanken Fingern knöcherne Fäuste, das Gesicht sowie der Kopf zerfielen, und die Reste des Zombies rutschten wieder in die Tiefe. Schnell schraubte ich mich hoch. Es hatte nur Sekunden gedauert, und trotzdem war es in dieser Zeit den anderen Zombies gelungen, mehrere Grabsteine umzukippen. Alle befanden sich jetzt in Bewegung, kein Stein stand auf diesem alten Friedhof mehr auf seinem Platz. Die Hölle öffnete ihre Pforten. Auch neben uns. Fast wäre Modesty der Stein noch auf den Fuß gefallen. Er war von zwei großen Händen hochgewuchtet worden, und das Mädchen schrie auf, als es die Gestalt sah, die da aus dem kühlen Erdreich kletterte.
    »Das ist sie!« kreischte Modesty.
    »Wer?«
    »Die Frau, die Angela mit erschlagen hat. Dieses knochige Weib, das ich gesehen habe. Aber die muss tot sein!«
    Nein, sie war nicht tot. Grauenhaftes spielte sich ab, denn der Körper dieses weiblichen Zombies zeigte eine Wunde, die wahrscheinlich von einem Schwerthieb stammte, links oben an der Schulter begann und sich bis zur Hüfte hinzog. Und doch lebte sie.
    Würmer und Käfer krochen über ihr Gesicht, das Haar war schmutzig, ineinander verklebt, es bildete dicke Strähnen, und aus dem offenen Mund krabbelte eine Spinne.
    Gab es einen noch schlimmeren Horror?
    Modesty Blaine schüttelte den Kopf. Sie trat einen Schritt zurück, streckte jedoch den rechten Arm mit der Beretta vor und drückte ab. Aus dieser Entfernung konnte sie nicht verfehlen. Zwar traf sie nicht Kopf oder Brust des schaurigen Wesens, sondern nur die Schulter, aber dies reichte, denn die Kugel bestand nicht nur aus Silber, sie war zudem geweiht, für einen Zombie absolut tödlich.
    Die Bestie wurde herumgewirbelt. Sie besaß plötzlich keinen Halt mehr, denn der Zerstörungsprozess setzte sich in rasender Eile fort und erreichte ihren gesamten Körper. Noch einmal hob sie die langen Arme, bevor sie zusammenbrach und auf ihrem Grab liegen blieb. Eine Hand klatschte noch auf den Stein, als wäre er ein letzter Rettungsanker.
    »Gut gemacht!« lobte ich Modesty.
    Sie aber schüttelte den Kopf. »Nein, nein, John, das schaffen wir nicht. Wirklich… es… sind zu viele…«
    Da hatte sie recht.
    Aus allen Gräbern waren die Toten gekommen. Nicht nur die Hände und Arme bekamen wir zu sehen, nein, die gesamten Körper stiegen hervor, um dem alten Fluch zu gehorchen.
    Die Verfluchten des Totenackers wollten ihre Rache.. Brigadoon lüftete sein schreckliches Geheimnis.
    Konnte ich mir auch daran die Schuld geben. Trotz der verzweifelten Lage, in der wir uns befanden, grübelte ich darüber nach. Wenn ich die Zeitebenen durch mein Kreuz nicht verschoben hätte, wäre es dazu vielleicht nicht gekommen.
    Nein, das waren falsche Gedanken. Dadurch durfte ich mich nicht ablenken lassen, keine quälenden Selbstvorwürfe, sie hätten Modesty und mir nur geschadet. Wichtig war, dass wir etwas unternahmen. Die Chancen standen schlecht. Ich war ehrlich genug, dies zuzugeben. Vielleicht hätte ich mir allein den Weg freigeschossen, aber in den Gräbern hatten zu viele Zombies gelegen, die sich auf dem Friedhof der Verfluchten
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