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Freundin für Allie

Titel: Freundin für Allie
Autoren: M Cabot
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Reihen auf – eine Reihe für die Kinder, die in der Schule, und eine Reihe für die, die zu Hause aßen. Ich holte tief Luft und kratzte all meinen Mut zusammen. Dann ging ich auf Rosemarie zu und sprach sie an.
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ließ David Brandtlinger los, dem sie gerade einen fetten blauen Fleck auf seinem Oberschenkel verpassen wollte, und fragte: »Was willst du denn?«
    Ich spürte, wie Erica, Caroline und Sophie mich ansahen. Sophie atmete hörbar ein und hielt die Luft an. Ich wusste, sie hörten zu. Aber ich musste es tun, und zwar jetzt, sonst würden Rosemarie und ich uns nie vertragen. Vielleicht würde ich ihr trotz allem noch eins auf die Nase geben müssen – oder eins auf die Nase bekommen. Aber ich hatte keine Wahl.
    »Hast du Lust, zum Mittagessen mit zu mir zu kommen?«, fragte ich sie. »Ich habe seit gestern ein kleines Kätzchen.«
    Rosemaries Faust, die sie gerade in Davids Oberschenkel hatte versenken wollen, blieb in der Luft stehen. David erstarrte ebenfalls, wie vom Blitz getroffen – so wie alle Umstehenden.
    Mrs Hunter, die bereits die Tür geöffnet hatte, kapierte nicht,
was los war, und sagte: »Kinder, ihr dürft jetzt gehen.« Sie verstand nicht, warum alle dastanden und Rosemarie und mich anstarrten wie die Ölgötzen. Dann sah auch sie uns an.
    Rosemarie starrte mich an. »Soll das ein Witz sein?«, fragte sie misstrauisch.
    »Nein, ich meine es ernst«, antwortete ich. »Ich habe Maunzerle erst gestern Abend bekommen. Sie ist eigentlich noch zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu sein, aber Lady Serena Archibald hat eine Virusinfektion bekommen und der Wurf musste auf Pflegeeltern verteilt werden. Deshalb ziehe ich sie jetzt mit der Flasche groß. Du darfst ihr auch mal die Flasche geben, wenn du möchtest. Du musst mir aber versprechen, ganz sanft mit Maunzerle umzugehen.«
    Man konnte buchstäblich sehen, wie Rosemarie herauszufinden versuchte, ob meine Einladung eine Falle war. Vielleicht dachte sie, ich lade sie nur ein, um sie allein zu mir nach Hause zu locken und ihr dort mit einem Hammer den Kopf einzuschlagen.
    Doch als ich das mit der Flasche und dem Versprechen, sanft mit Maunzerle umzugehen, gesagt hatte, veränderte sich ihr Gesicht. Plötzlich strahlte sie. Ich hatte zu viele Einzelheiten angesprochen, als dass es eine Lüge sein könnte. Sie glaubte mir, das sah ich.
    Sie wollte offensichtlich sehr gerne mitkommen und Maunzerle sehen. Aber es war auch klar, dass sie die Vergangenheit nicht so einfach hinter sich lassen konnte.

    »Also, ich weiß nicht«, sagte sie. »Was gibt es denn bei euch zum Mittagessen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir haben noch keinen Herd«, antwortete ich. »Also wahrscheinlich irgendwas aus der Mikrowelle, Baguettes oder überbackene Nudeln oder Suppe, und Kracker oder so.«
    »Und sind deine blöden Brüder dann auch da?«, wollte Rosemarie wissen.
    »Na ja, schon«, sagte ich. »Aber in mein Zimmer dürfen sie nur mit meiner Erlaubnis.«
    »Kinder.« Ich hatte völlig vergessen, dass Mrs Hunter die ganze Zeit neben uns gestanden hatte. »Wir gehen jetzt in die Mittagspause. Rosemarie, wenn du mit Allie gehen willst, was ich übrigens eine wunderbare Idee finde, schließe dich bitte der anderen Schlange an, ja?«
    Rosemarie sah Mrs Hunter an und dann mich. Ich mochte es mir einbilden, aber mir schien, als hielte die ganze Klasse zwei Sekunden lang den Atem an.
    Dann verdrehte Rosemarie die Augen und sagte: »Ich kann mir dein komisches Kätzchen ja mal ansehen«, und kam zu mir in die Schlange derer, die zum Essen nach Hause gingen.
    Während wir die Treppe hinunterstiegen, schwiegen Caroline, Sophie und Erica so eisern, wie es in der ganzen Zeit, seit wir uns kannten, nicht vorgekommen war. Sie konnten mit der Situation offenbar nicht umgehen und wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten, dass Rosemarie mit uns ging.

    Jedenfalls bis zur Tür vom Kindergarten, wo Rosemarie ruppig fragte: »Was machen wir denn jetzt hier?«
    Das war zu viel für Caroline: »Wir holen Allies kleinen Bruder ab, oder passt dir das etwa nicht? Sollen wir ihn vielleicht hierlassen?«
    Rosemarie riss die Augen auf und stützte die Hände in die Hüften.
    »Mann«, sagte sie, »entschuldige bitte, du Schlaumeier! Kann ich doch nicht wissen!«
    »Keine Aufregung.« Erica, die jeden Streit schlichten wollte, mischte sich auch hier ein. »Rosemarie wusste das doch nicht.«
    In dem Augenblick kam Kevin aus dem Kindergarten und
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