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Freunde müssen töten: Thriller (AKTIONSPREIS nur bis 9. Juni) (German Edition)

Freunde müssen töten: Thriller (AKTIONSPREIS nur bis 9. Juni) (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten: Thriller (AKTIONSPREIS nur bis 9. Juni) (German Edition)
Autoren: B.C. Schiller
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und das Geschrei, das er einfach ausgeblendet hatte, kehrte mit aller Macht zurück. Ihre Stimme war ein kaum verständliches, hysterisches Kreischen, eine schwarze Schallwelle, die sich wie eine Flut bis zu ihm ausbreitete und versuchte, ihn nach draußen zu ziehen. Fast wäre es ihr gelungen, ihn mit diesen panischen Hilferufen nach draußen zu locken, doch als er die harten Schläge hörte, die auf sie niederprasselten, verkroch er sich noch weiter hinter ihren Kleidern.
    In dem Handgemenge fiel von beiden unbemerkt eine Brosche mit einem geschnitzten Einhorn aus Elfenbein leicht wie eine Feder vor dem Kleiderschrank auf den Teppich und das rubinrote Auge des Einhorns starrte ihn an.
    Nach einem Schlag in die Magengrube ging sie stöhnend in die Knie und in diesen letzten Sekunden, ehe ihr die Plastikfolie über das Gesicht gezogen wurde, trafen sich ihre Blicke. Doch da hatte er sich bereits abgeschottet und schloss blitzschnell seine Augen, presste die Handflächen über seine Ohren, um die Ordnung in seinem Kopf nicht zu gefährden. Jetzt stand er an der Kippe und natürlich wäre es in diesem Zustand am besten gewesen, er hätte laut die Züge der ersten Schachpartie aus Reykjavik heruntergebetet, die Züge der Eröffnungspartie Spasski gegen Fischer vom 11. Juli 1972. Aber dann wäre er gehört worden und die Unordnung und das Chaos hätten Besitz von ihm ergriffen. Deshalb schwieg er und spielte die Partie lautlos.
    Wie immer stoppte er nach dem 29. Zug, ruderte wie ein Taucher, der soeben noch durch das Wrack eines gesunkenen Schiffes getrieben war, nach oben, nur dass es sich bei ihm um das Wrack seines Gehirns handelte. Doch in diesem Moment des Auftauchens realisierte er, dass im Schlafzimmer alles ruhig war.
    Vorsichtig öffnete er die Augen, spähte wieder durch die Lamellen und hörte das Wasser im Bad rauschen. Mit angehaltenem Atem schob er die Schranktür auf und kroch nach draußen. Das Zimmer war leer, nur die Brosche mit dem weißen Einhorn lag noch immer am Boden und das rubinrote Auge funkelte böse. Hastig hob er die Brosche auf und behielt sie in seiner Faust. Nebenan im Bad wurde der Wasserhahn abgedreht und aggressive Schritte näherten sich. Lautlos wie ein Schatten rollte er sich unter ihr Bett und verschmolz mit dem cremefarbenen Teppichboden. Stundenlang lag er unter dem Bett und spielte die Schachpartie wieder lautlos bis zum 29. Zug, so lange, bis sein Gehirn sich wie eine Zentrifuge zu drehen begann und alle Logik gegen die Wände schleuderte. Da begann er zu zittern und der Schaum vor seinem Mund erstickte ihn beinahe.
    Mit der Brosche in seiner Faust, um das rubinrote Auge nicht sehen zu müssen, schlich er hinüber ins Wohnzimmer und musste sich sofort wieder abschotten, um die Unordnung, die wie eine Lawine über ihn hereinbrach, zu überleben. Aber diesmal war die Unordnung nicht in seinem Kopf, diesmal war sie in dem riesigen Wohnzimmer mit der großen Glasfront und dem Blick auf die Stadt Linz. Diesmal stand er mitten in diesem Chaos.
    Alle Bücher lagen verstreut auf dem Boden, die Stereoanlage war aus dem Regal gezerrt und die Bilder von den Wänden gerissen worden. Die Kissen der schweren Couch hatte jemand mit einem Messer aufgeschnitten und der silberne Laptop, auf dem sie immer gearbeitet hatte, war verschwunden. Um die Ordnung wieder herzustellen, musste er jetzt auf einem Bein zurück ins Schlafzimmer hüpfen und weiter in das angrenzende Badezimmer.
    Dort fand er endlich seine Schwester Laura. Sie lag nackt und entspannt in der Wanne, hatte allerdings kein Schaumbad verwendet, wie sie es sonst so gerne tat, und das irritierte ihn. Ihr Kopf war über den Rand der Wanne weit nach hinten gebogen, sodass er nur ihren lang gezogenen Hals und das Kinn sehen konnte. Jetzt hatte er das umgestürzte Schminktischchen entdeckt und die über den Boden verstreuten und zerbrochenen Parfumfläschchen und Lippenstifte. Im Licht der grellen Spots glitzerten die Splitter wie kleine Diamanten und die Duftwolke, die vom Boden aufstieg, war betörend. Laura lag in dem noch immer heißen Wasser, aus dem die Dampfschwaden aufstiegen, wie draußen der Nebel. Die weiße Haut ihres Körpers war bereits ein wenig aufgequollen und porös. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, denn die Plastikfolie, die mehrmals eng um ihren Kopf gewickelt worden war, verbarg ihre Züge. Wie zum Hohn hatte ihr jemand die Miss-World-Krone über der Plastikfolie auf den Kopf gesteckt.
    „Die. Ordnung. Wieder.
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