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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman
Autoren: Murmel Clausen
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Papa bin, würde ich auch für alles aufkommen.«
    » Das sagst du jetzt.«
    » Wird schon alles. Jessi ist einfach nur hormonell bedingt überempfindlich.«
    Mehr will Sven offenbar nicht wissen, denn er lässt mich einfach an der Bar stehen, um eine äußerst unattraktive Frau anzusprechen. Wenn man’s bisschen weich und griffig mag und beim Sex die Augen schließt, sind das, laut seiner Philosophie, die dankbarsten One-Night-Stands überhaupt. Ich bin verklemmt genug, um zu behaupten, dass ich den Begriff der Dankbarkeit bis heute nicht mit Sex in Verbindung gebracht habe. Und das, obwohl ich auch etwas griffig bin und hoffe, dass mich meine Partnerin beim Sex nicht ansieht.
    Da Sven kurze Zeit später mit der unattraktiven Dame und ihrer hässlichen, schwerst brünftigen Freudin wieder auf mich zusteuert, ziehe ich nach einem weiteren Gin Tonic mit einem frisch gefüllten, fair gemischten Glas auf die Tanzfläche um, was rückblickend auf einen recht deftigen Rauschzustand schließen lässt. Ich meide Tanzvolk normalerweise, aber Svens aufdringlicher Aufrissanhang hat mich diese Abneigung vergessen lassen.
    » Bist du verheiratet?«, plärrt mir ein Mädchen zu, das sich offensichtlich ebenso alleine wie ich auf der Tanzfläche bewegt. Sie ist klein, also körperlich, vielleicht ein Meter sechzig, und hat was Niedlich-Schlumpfiges.
    » Verlobt!«, rufe ich zurück, und sie lacht.
    » Junggesellenabschied?«
    Ich nicke, auch wenn ich sicherlich keinen Junggesellenabschied feiern werde, eine mir vollkommen unverständliche Tradition. Denn wenn ich eins niemals vermissen werde, ist es meine Zeit als Single.
    » Dann darfst du heute machen, was du willst, oder?«, fragt Schlumpfine mit einem frivolen Lächeln. Da mich lange niemand mehr derart offensiv angemacht hat, grinse ich angetrunken zurück. Einfach nur so, ohne Hintergedanken. Genauer gesagt, ohne weiterführende Hintergedanken. Natürlich stelle ich mir für einen Moment vor, dass mich dieses Wesen begehren könnte, dass sie mich kennenlernen, küssen, verführen möchte. Gleichzeitig ist es mir völlig egal, lässt mich kalt und nervt mich eigentlich schon jetzt. Die Frau meines Lebens habe ich schließlich bereits getroffen. Gut, es ist gerade kompliziert, aber kompliziert sind so viele Beziehungen, dass es dafür einen eigenen Facebookstatus gibt. Mit einer Fremden zu tanzen, macht es zwar nicht gerade unkomplizierter, doch da ich mir nichts vorzuwerfen habe, steigert es eigentlich nur die Sehnsucht nach Jessi und baut zur selben Zeit mein verletztes Ego ein wenig auf.
    Ich versuche, cool dreinzuschauen und ihre Schritte, so gut es geht, nachzuahmen, gleichzeitig aber eigene Moves und Steps in meine Bewegungen einfließen zu lassen. Außerdem überlege ich schon, in welche Richtung in mich in voraussichtlich zehn, fünfzehn Minuten von ihr wegbewegen werde, um einem anschließenden gemeinsamen Drink vorzubeugen. Zur Not kann ich ja immer überhastet in Richtung Toilette rennen, Übelkeit und Vollsuff vortäuschen, schneller und einfacher kann man sich bei einer Frau nicht unattraktiv machen.
    Doch momentan ist noch alles im grünen Bereich. Sie lacht mich an, ich lächle vor mich hin– da kommt auf einmal dieser andere Typ daher und drängt sich offensiv zwischen uns. Er wirkt viel zu selbstsicher, so wie die Typen in Leo’s Sports Club und all den anderen Fitnesscentern der Stadt, denen ich meinen laschen Körper und meine marode Fitness verdanke, weil sie mich mit ihrer Präsenz am Trainieren hindern. Mit ihrem makellosen Aussehen, ihren trendigen Trainingshosen und modischen Shirts, in denen sie lässig an der Saft- und Proteinshaketheke stehen und mit den Trainern wie mit alten Freunden quatschen. Sie sind über jeden Selbstzweifel erhaben, und es hilft nicht mal, mir vorzustellen, wie sie später wieder alleine und verloren in ihrer schnieken Wohnung hocken. Weinend, weil sie am Ende des Tages niemanden haben, der in einem ollen Outfit neben ihnen auf der Couch sitzt und unfassbare Lust auf Chips hat. Niemanden wie Jessi, um genau zu sein, die sich mit mir in den vergangenen Wochen wahre Fress-Flash-Schlachten geliefert hat. Nein, sicher kommen diese fitten, selbstherrlichen Adonisse gar nicht erst in diese Situation, denn sie haben ständig Programm und Freunde um sich rum.
    Während ich mich gedanklich in Rage versetze, hat sich der anwesende Vertreter dieser verachtenswerten Gattung Mann schon auf einen knappen halben Meter an mein
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