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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman
Autoren: Murmel Clausen
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Schlumpfinchen rangetanzt. Er wird sie in Kürze ansprechen, abfüllen, abschleppen und dann vergessen wollen. Ein Schicksal, das die Kleine nicht verdient hat. Behauptet jedenfalls mein angesoffenes Hirn, und ich Idiot glaube ihm. Ich wende mich also mit einem lauten » Hey!« an seinen Rücken, doch das interessiert den Aufreißer wenig. Zu meinem Entsetzen muss ich auch noch über seine Schulter mit ansehen, wie mein kleiner Schlumpf diesen Tanz-Gargamel anstrahlt. Sie wird in seine Falle tappen, und ich bin der Einzige, der das noch verhindern kann. Das ist zumindest die Überzeugung des Gin Tonic in mir.
    » Hey, Fotze, geh scheißen!«, schreie ich Gargamel ins Ohr und wundere mich gleichzeitig über mich. Ich benutze » Fotze« gerne, um Männer im Stillen zu beschimpfen; dass ich jemanden direkt so nenne, ist bislang jedoch nicht vorgekommen. Danke, Gin. Während er sich zu mir umdreht, nehme ich meine verklärte Interpretation einer stabilen, aufrechten Haltung ein sowie einen Schluck aus meinem flüssigen Aggressionsaggregat. Augenblicke später wird mir das Glas aus der Hand geschlagen, dann trifft mich etwas am Knie, und schon liegen wir beide auf dem Boden. Der Arsch muss mich angegriffen haben. Ich versuche, ihn von mir runterzustrampeln, doch er robbt sich auf mich zurück und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Ins Gesicht!
    » Hör auf, du Fo…«, ist alles, was ich dann noch herausbringe, doch sicherlich zu leise, um gehört zu werden. Irgendwer kickt mir gegen die Beine, und als ich über meinen Angreifer hinwegschiele, erkenne ich, dass es das Mädchen ist, das mich vor wenigen Minuten angelächelt hat. Jeder ihrer Tritte schickt eine weitere kleine Packung Schmerz in mein Gehirn, das eigentlich bereits mit der Verarbeitung des unangenehmen Gefühlserlebnisses » Faustschlag« ausgelastet ist. Um mich vom so zusammenkommenden Gesamtschmerz abzulenken, versuche ich eine Botschaft in ihrer Trittfolge zu erkennen. Lang, kurz, kurz, kurz, lang. Vergebens. Und dämlich, denn ich beherrsche das Morsealphabet nicht.
    Plötzlich schiebt sich Sven zwischen mich und meine Angreifer. Er ruft den anderen zu, dass ich eine geile Sau bin, an der sich alle mal ein Beispiel nehmen sollten, und dann tritt er dem Schläger in die Seite. Er tritt! Das ist alles nicht meine Welt, ich will, dass alle aufhören, werde im nächsten Moment aber schon vom Türsteher am Arm gepackt und durch die gaffenden Teenies zur Tür geschleift. » Ich geh schon! Lass los! Ich geh schon!«, plärre ich, in panischer Angst davor, ein Gelenk ausgekugelt zu bekommen, egal welches; die kugeln sich mit knapp vierzig nämlich nicht so einfach wieder ein. Gerade denke ich noch: » Ich kann mich hier nie wieder blicken lassen«, obwohl ich das eh nicht vorhatte, dann kotze ich auch schon zwischen zwei Fahrräder und entschuldige mich beim Sattel.
    Sven kommt nicht heraus, was mich beruhigt, weil das bedeutet, dass ich nicht weitersaufen muss. Auf einmal rauscht aber ein Polizeiwagen mit Blaulicht in die Neuturmstraße, zwei hektische Polizisten steigen aus, knallen die Türen und verschwinden im Atomic. Absolut lässig wäre es nun von mir, das verdammte Polizeiauto anzupinkeln, aber meine coolen Zeiten sind Geschichte. Das wird mir klar, weil mein Unterbewusstsein mich prompt wissen lässt, dass die Bullen nun wirklich nichts verkehrt gemacht haben und bestimmt Stress kriegen, wenn sie mit einem angepissten Auto zurück auf die Wache kommen. Entweder bin ich so besoffen, dass nicht nur meine Birne, sondern auch mein Verstand weich wird, oder ich bin nun offiziell alt.
    Gegen vierzehn Uhr habe ich meinen Geist mit zwei Ibuprofen, einer Packung Zwieback und viel Kaffee wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht, die Schwummrigkeit und den flauen Magen auf ein erträgliches Maß reduziert, und wenn ich meinen Kopf nicht bewege, kann ich sogar auf dem Monitor Text lesen und eingeben. Ich darf dabei nur nicht auf die Tasten schauen, weil beim Blick zurück auf den Screen alles verschwimmt und mein Hirn von einer deutlich spürbaren Fehlermeldung kurzzeitig lahmgelegt wird. Wer saufen kann, muss auch arbeiten können, heißt es immer, ich kann ganz offensichtlich weder noch.
    Dass ich an einem Mittwoch einen derartigen Rausch ohne schlechtes Gewissen auskurieren kann, beschäftigt mich schon den gesamten Vormittag. Pro: Ich habe später genauso viel Zeit, um Jessi mit dem Baby und im Haushalt zu helfen. Contra: Ich würde mich sehr oft nur
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