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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
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irgendwoher kam plötzliches Krachen, und Macalvie drehte sich vom Telefon weg, um jemanden anzuschnauzen. Sofort war Ruhe. »Das Kommissariat von Devon und Cornwall braucht ein paar gute Männer«, sagte er, wieder am Telefon.
    »Aber Sie würden sich auch mit mir zufrieden geben.«
    »Alles klar. Bis bald.« Macalvie hing auf.
    Jury schüttelte den Kopf, ging zum Tisch zurück und erzählte der versammelten Runde von der Tapissière, die vor den liturgischen Kissen in der Kathedrale von Exeter zusammengebrochen war.
    »Aha, das Stendhal-Syndrom«, sagte Diane. »Melrose, lesen Sie Ihre Geschichte weiter. Mir gefällt sie.«
    Melrose stöhnte. »Da scheinen Sie die einzige zu sein, Diane.«
    »Nein, ist sie nicht«, keifte Vivian. »Ich finde sie wunderbar. Gewiß besser, als das hier.« Sie lächelte und winkte mit dem schwarzen Notizbuch.
    Trueblood brachte die Vorderbeine seines Stuhls mit einem dumpfen Knall herunter. Melrose sperrte Mund und Nase auf.
    »Zuerst hatte ich überhaupt keine Ahnung, was es sein könnte. Und dann fiel es mir ein.« Sie schaute sich am
    Tisch um und kostete die Spannung, die sie nun auch einmal verursachte, voll aus; ihr Blick blieb an Marshall, dann an Melrose hängen.
    »Was fiel Ihnen ein?«
    »Ja, was?«
    »Francos Cousin. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Joanna-«
    »Wogegen?«
    »Also, der Cousin ist Schriftsteller, und als er seinen ersten Roman geschrieben hat, habe ich so nebenbei erwähnt, daß ich Sie kenne und«, ihr kleines Lachen war genauso unecht wie die Geste, mit der sie Joannas Hand ergriff, »hm, er hat gefragt, ob Sie ihm vielleicht helfen können.«
    Plant und Trueblood starrten sich über den Tisch hinweg an.
    Schmierig grinsend verkündete Theo Wrenn Browne: »Was das angeht, ist Joanna nicht sehr hilfsbereit.«
    »Ach, wirklich?« Joanna erwiderte das Grinsen. »Ich helfe gern, wenn einer nur zu den geringsten Hoffnungen Anlaß gibt. Wovon handelt der Roman, Vivian?«
    »Offenbar hat es was mit einem Bankraub zu tun. Im Mittelalter.«
    Trueblood keuchte. Melrose rückte seine Brille zurecht und beugte sich näher zu Vivian.
    Vivian fuhr fort: »Es ist eine merkwürdige Situation. Und warum ein Italiener San Francisco als Schauplatz wählen sollte .«
    »Franciscus! Ein Mönch - Aua!« Trueblood bückte sich und rieb sich das Schienbein.
    Sie zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf über die abwegigen Schreibgewohnheiten der Italiener.
    Jury kippte sich ein halbes Pint Bier hinter die Binde und verschluckte sich.
    »Ein Banküberfall im Mittelalter?« Joanna wurde nachdenklich. »Warum nicht, wenn ich an meine -«
    »Übel wurde mir vor Grauen. Oh, meine Münzen -«
    »Oh, mein Mündel!« Trueblood brach ab, biß sich auf die Lippen und lächelte.
    Melrose sah aus wie eine Schleiereule.
    Jury schaute weg.
    Vivian sagte: »Hm, die Handschrift ist ziemlich verschmiert, und ich kann nicht alles lesen. Und Dono steht mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß. Aber anscheinend verabreichen die Räuber der Kassiererin einen Schlaftrunk und tragen sie in eine Gruft, und sie wacht auf, als alles vorbei ist. Egal, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, mal einen Blick hineinzuwerfen, Joanna.« Vivian erhob sich. »Ich muß packen. Danke.« Sie winkte übermütig und war zur Tür hinaus.
    Jury erlitt einen stummen Lachanfall.
    Plant und Trueblood schauten ohne jede Hoffnung auf das kleine schwarze Buch.
    Da lachte Jury laut und sagte: »So, Jungs, schluckt das und das auch noch -« er knallte sein Pint auf den Tisch. »und das Pferd, auf dem ihr gekommen seid!«

DANKSAGUNGEN
    Meinen aufrichtigen Dank Jeff Jerome, dem Kustos des Poe-Hauses in der Amity Street; dem Genealogen William Adams Reitwiesner für seine Hilfe bei den Feinheiten adeliger Erbfolgen und Titelansprüche; Maria Wrzesinski für die exzellente copie; und den Perrys für die neuesten Nachrichten aus der National Football League.
    ... und meinen Freunden und Studenten an der Johns Hopkins University versichere ich: Ich habe niemals einen Vlasic dort kennengelernt. Auch keinen Mini-Vlasic.

Index

    Martha Grimes
    Fremde Federn
    ROMAN Deutsch von Sigrid Ruschmeier
    GOLDMANN VERLAG
    Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Horse You Came in On« bei Alfred A. Knopf, New York
    Die Zeilen aus dem Poe-Gedicht »Alone« am Ende von Kapitel 23 stammen aus dem Band: »Edgar Allan Poe. Ausgewählte Werke in drei Bänden.« Band III: Dichtung und Briefe. Übertragen von Karl Heinz Berger. Insel
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