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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
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das Leben. Als das Haus endlich bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist, singt sie immer noch >Das ist alles?< Nichts ist je genug. Ich meine, es war mal genug, aber je mehr man kriegt - Geld, Erfolg -, desto mehr gibt man sich der Täuschung hin, man brauche mehr. Aber einmal war es doch genug.« Er ergriff das Buch. »Da rackert man sich ab.«
    Sie nahm es. »Ja, da rackert man sich ab.«
    »Und wenn man eine Ente wäre, hätte man gerade einen Schneeball ins Gesicht gekriegt.«
    Sie nickte. »Idioten.«
    Tief in Gedanken versunken, standen sie da.

Kapitel 40
    »Pour vous!« Theo Wrenn Browne plünderte seinen reichen Vorrat an Worten und Wendungen fremder Zunge, um eine langstielige Rose elegant auf den Tisch vor Diane De-morney zu plazieren. »Une roseparfaite.« Für den Fall, daß sein schleimiges Krämer-Französisch den Horizont der anderen überstieg, lächelte er sie an und übersetzte: »Eine perfekte Rose.«
    Diane Demorney stopfte den Stiel in die leere Flasche von Plants Old Peculier. »Beim nächsten Mal aber bitte nichts unter einem perfekten Rolls!«
    »Ich habe es Ihnen ja gesagt«, hub Johanna die Wahnsinnige an, deren Bemerkungen, wie primitiv Schreiben im Grunde sei, Theo Wrenn Browne mit seiner Rose unterbrochen hatte, »jeder Esel kann ein Buch schreiben. Melrose, nehmen Sie das nicht persönlich. Hauen Sie es nur raus.« Um die hohe Kunst des Raushauens zu simulieren, ließ sie die Finger auf imaginären Schreibmaschinentasten tanzen.
    Melrose war ein ganz kleines bißchen bange geworden. Seit er wieder hier war, hatte er immensen Spaß mit seinem Krimi gehabt, jetzt aber bedrückte ihn, daß er Smithson allmählich zu ernst nahm. Des weiteren hatte er festgestellt, daß es ihm großes Vergnügen bereitete, im Dorf zu schreiben - in der Bibliothek, in Betty Balls Bäckerei beim Morgenkaffee und sogar auf der Bank am Ententeich. Und es gefiel ihm, mit seinem Notizbuch in der Hand und seinem Hund Mindy im Schlepptau spazierenzugehen und Stöck-chen zu werfen, die Mindy nie holte. Hoffentlich wurde er nicht krank; Schriftsteller wurde er jedenfalls nicht.
    Nichtsdestoweniger hatte das Schriftstellerleben auch seine guten Seiten. Vivian wurde nicht nur in England festgehalten, es hielt auch Agatha aus Ardry End fern und Richard Jury fern von London. Im Moment stand Jury am Kamin und zischte mit Withersby ein Bierchen.
    »Gin Lane, Kapitel sieben. >Tief verstört stand Smithson -<«
    »Halt, halt, alter Kämpe! Ich kann mich gar nicht erinnern, daß ich Kapitel zwei bis sechs zu Gesicht bekommen hätte«, sagte Marshall Trueblood.
    »Ich dachte, der Titel sei Der Opal«, sagte Diane Demorney.
    Woraufhin Melrose sagte: »Die Kapitel habe ich noch nicht abgetippt.« Noch nicht einmal geschrieben. Er wollte endlich zu Smithsons Grübeleien kommen. »>Tief verstört stand Smithson -<«
    Vivian fragte: »Ja, aber was ist mit dem Opal?«.
    Trueblood zwirbelte das Ende seines orangefarbenen Schals. »Ist >Gin Lane< nicht eine Serie von Stichen von Cruikshank?«
    »Typisch Melrose, er stiehlt, was er kann«, sagte Agatha.
    Ob der Literatenstammtisch in Algonquin auch so abgelaufen war? Melrose las:
    - stand Smithson da und erinnerte sich plötzlich an die Uhrzeit, die er unter dem zerschmetterten Glas von Lord Haycocks Taschenuhr abgelesen hatte.
    Theo Wrenn stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Allmächtiger! Was für ein cliché !«
    »Shakespeare hatte keine Angst vor clichés«, sagte Melrose und versuchte, sich an eines zu erinnern.
    Smithson begriff, daß folgendes geschehen sein mußte: Entweder hatte jemand die Zeiger an der Wanduhr oder die an der Taschenuhr verstellt. Der Butler hatte zuvor betont, daß beide Uhren immer auf die Sekunde genau gingen.
    Melrose rückte an seiner Brille.
    Smithson hatte nicht bemerkt, daß Nora durch die Verandatür hereingeschlüpft war -
    Johanna die Wahnsinnige unterbrach: »Meinen Sie nicht, Sie sollten seiner Frau einen anderen Namen geben? Nora und Nick gibt es doch schon. Und sie sind entsetzlich berühmt. Besonders, weil sie immer Champagner trinkt und Hüte liebt.«
    »Ja. Es ist nur ein Tippfehler. Es muß Norma heißen.« Melrose zog zwei kleine Bögen mit seinem Füllfederhalter.
    Norma trug ein schwarzes, eng tailliertes Kostüm und ein raffiniertes rotes Hütchen, an dem schwarze Federn prangten.
    »Hast du Feuer, Liebling?« Sie ging zu Smithson, die Zigarette in den rotlackierten Halter gesteckt.
    Smithson gab ihr Feuer und fragte sie, warum
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