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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
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Kostüm. Den Teil würde ich gern für Sie schreiben.«
    »Besten Dank.« Melrose las weiter:
    »Aber wenn es neun Uhr zwei war, warum hat dann die Haushälterin erwähnt, die Kirchenglocken hätten die Viertelstunde geschlagen, als sie die Drinks hereinbrachte?«
    Norma schenkte ihrem Gatten ein winziges Lächeln. »Kirchenglocken sind berüchtigt dafür, daß sie immer falsch gehen, Liebster-«
    Diane fuhr dazwischen. »Das war natürlich der Knackpunkt in dem Buch von Sayers.«
    »Worüber reden Sie?« fragte Joanna. »Ihre Glocken haben nicht nur Uhrzeit geschlagen. Aber es ist sowieso irrelevant.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Aber ihr Detektiv, Lord Sowieso -«
    »Wimsey«, sagte Vivian. »Lord Peter Wimsey.«
    »Er hat die Glocken stundenlang geläutet und wußte offenbar ganz genau, wann die Glocken läuteten. Trotzdem klettert er wie ein Affe den Turm hoch, obwohl er weiß, was mit dem Opfer passiert. Ich weiß nicht mehr, wer es war, ich habe die Geschichte vergessen, aber Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Es sind keine Glocken, Liebling, es ist das Radio«, sagte Norma.
    »Was?« Smithson war baff.
    »Das Autoradio. Gabriel hat nie Radio gehört, nur seine DCCs!«
    »Mein Gott! Du hast recht! Damit ist klar, daß er lügt.«
    »Ja, aber wer lügt, Liebling?«
    Sie wurden unterbrochen, denn die Tür wurde aufgerissen. Eine junge Frau in Twinset, Tweedkostüm und Kaschmirschal kam mit großen Schritten herein. Sie schien völlig durcheinander zu sein. »Sind Sie Inspector Smithson? Ich bin Lord Haycocks Stieftochter, Imogene.«
    »Trinken Sie einen Schluck Champagner, meine
    Liebe«, sagte Norma mit einem sonnigen Lächeln. Norma war immer die Gelassenheit in Person.
    »Ein bißchen früh für mich, danke nein. Ich bin hergekommen, um mich mit Charles zu unterhalten. Er hat gesagt, Sie hätten ihm eine Menge Fragen gestellt darüber, wie Gabriel mit ihm die Zeit verglichen hat. Ich weiß, was Sie denken!«
    »So?«
    »Ja. Sie denken, Gabriel habe so ein Getue gemacht, weil er sicherstellen wollte, daß Charles sich genau an die Zeit erinnerte, als er gefahren ist, und daß das passierte, bevor mein Stiefvater ermordet worden ist.«
    »Das wäre uns zuallerletzt in den Sinn gekommen, meine Liebe.« Norma goß Champagner nach.
    Schmollend sagte Imogene: »In Krimis fragen die Leute immer die Pförtner.«
    Smithson und Norma lachten. Der Detective sagte: »Aber wir sind im wirklichen Leben, nicht in einem Ihrer Krimis.«
    Jury machte ein Geräusch. Melrose schaute hoch. Jury lehnte da und trank mit teilnahmsloser Miene sein Bier.
    »Er hatte immer einen Tick mit der Zeit!« rief Imo-gene. »Von Kindheit an. Einerlei, er hat ein Alibi! Er war den ganzen Abend bei mir!«
    Dick Scroggs war zum Tisch gekommen und brachte frische Getränke. »Was schwafelt sie da?« Er drehte den
    Zahnstocher im Mund, wartete die Antwort aber nicht ab, sondern ging zum Tresen und zu seinem Bald Eagle zurück.
    Vivian sagte: »Sie ist verliebt in Gabriel, ihm zuliebe lügt sie.«
    »Nein, ist sie nicht«, sagte Melrose ruhig.
    Alle starrten ihn an.
    »Einen Moment mal«, sagte Joanna, »am Anfang haben wir gesehen, wie Gabriel Lord Haycock umgebracht hat.«
    »Stimmt, altes Haus. Vergessen Sie nicht, daß Sie gesagt haben, es sei einer dieser invertierten Krimis«, sagte Marshall und legte seine Nagelhautschere weg.
    Melrose schraubte seinen Füllfederhalter zu und schaute hochzufrieden drein. »Er ist invertiert-extrovertiert.«
    Sie schauten sich alle der Reihe nach an und dann Richard Jury. Der zuckte bloß mit den Achseln.
    Theo Wrenn Browne wandte sich angeekelt ab, und Agatha brabbelte irgendwas von Betrug am Leser.
    Vivian war wirklich verwirrt. »Aber Melrose, wir haben gesehen, wie Gabriel Lord Haycock ermordet hat.«
    Genüßlich sagte Melrose: »Sie meinen, Sie haben geglaubt, Sie hätten es gesehen.« Sie sollten mal eine Kostprobe von Maxims Schicksal kriegen. Dann lehnte er sich zurück, schaute die Decke an und dachte, wie wunderschön es doch war, Krimis zu schreiben. Gin Lane war ein großartiger Titel.
    Diane Demorney war natürlich bei der extrovertierten Inversion nicht mehr mitgekommen. Sie sagte: »Der Opal war ein besserer Titel. Die Story muß in Marokko enden.«
    »Tut sie aber nicht. Sie heißt Gin Lane, weil ... weil sie in
    Shoreditch endet. Oder in Whitechapel. Vielleicht«, fügte er hinzu.
    Da er sich noch nicht auf ein bestimmtes Ende festgelegt hatte und schon gar nicht auf einen Teil
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