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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman
Autoren: Anke Greifeneder
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Seite.
    Rita Dampf war bereit, alles zu tun, um doch noch Frau Professor zu werden. Sie ließ keine Gelegenheit aus, mit kleinen Seitenhieben darauf hinzuweisen, dass wir in einem schlampigen Verhältnis lebten und der Herr Professor wohl nur noch nicht die Richtige gefunden habe, sonst wäre er schließlich schon längst verheiratet.
    Die Tatsache, dass wir acht Jahre lang eine intensive Beziehung führten, störte sie nicht im Geringsten; aber wann immer ich auf Konrad warten musste und von Rita Dampf pflichtbewusst, aber sauertöpfisch ein Getränk offeriert bekam, rührte ich es vorsichtshalber nicht an. Man konnte ja nicht wissen, wie weit sie mit ihrer fanatischen Hingabe und ihren vernebelten Gedanken gehen würde. Einen Gifttod stellte ich mir wenig prickelnd vor, vor allem nicht in Anwesenheit einer Frau Dampf, die sich in den letzten Minuten über mich beugte und mir mit irrem Lächeln über den Kopf streichelte, während sie sanft flüsterte:
    »Es ist wirklich das Beste für den Herrn Professor!«
    Zu gern hätte ich Rita Dampfs Gesicht gesehen, als ihr die Neuigkeit von unserer Trennung zu Ohren gekommen war. Bestimmt hatte sie erst frohlockt und im Geiste bereits Abendeinladungen entworfen. Herr und Frau Professor Wendler laden ein … Was sie wohl jetzt von ihrem Herrn Professor hielt, der sie ein zweites Mal nicht erhört hatte und stattdessen mit einem noch jüngeren Modell daherkam?
    Fast musste ich bei dem Gedanken kichern, einfach weil seine Eskapaden aus dem Lehrbuch hätten stammen können – und ich befand mich mittendrin. Konrad hatte eine waschechteMidlife-Crisis, die immer deutlicher zutage trat, seit wir getrennt waren. Nach Schema F tönte er sich plötzlich die Haare, um das erste Grau abzudecken, was ganz furchtbar aussah, weil er einen zu dunklen Farbton gewählt hatte. Dieser Ton ließ sein Haar wie eine Kappe aussehen, was ihn und seine neue junge Freundin namens Franka jedoch nicht zu stören schien. Auch die deutlich zu engen Jeans und das neue MG Cabrio schienen seiner Ausstrahlung als sich stets verjüngender Gott keinen Abbruch zu tun. (Ach, das Cabrio war natürlich rot, aber das muss ich wohl nicht extra erwähnen.)
    Luzie, eine alte Studienfreundin, die an der Uni geblieben war und momentan eine Doppelfunktion als Professorin und Spitzel in meinen Diensten innehatte, trug mir die restlichen Infos zu, die das Bild eines hormongesteuerten Mannes abrundeten, der es nicht ertrug, in Würde alt zu werden.
    Fast jeden Abend hing er mit der Neuen und ihren Freunden in Studentenkneipen ab, schmiss Lokalrunden und plante einen Zelturlaub mit der Truppe, die ihn für extrem cool hielt.
    Noch vor einiger Zeit hätte Konrad über so einen Typen gelacht und gelästert. Wie unsouverän Männer doch werden können, wenn sie mit dem Alter und der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er ja noch nicht gewusst, dass seine Uhr ebenfalls tickte und die Hormone verrücktspielen ließ.
    Vielleicht hatten ihn unsere Überlegungen, was Heirat und Familienplanung anging, geschockt, dabei war ich wirklich keine Frau, die das übermäßig forcierte. Ich hatte eher nur mal am Rande angesprochen, wie wir das halten wollten. Ich für meinen Teil hätte mir gut vorstellen können, Konrad zu heiraten und Kinder mit ihm zu bekommen, natürlich zu einer Zeit, als er sich die Zähne noch nicht hatte bleechen lassen und sich Teenies nichtmit der Floskel »Was geht ab? Ich bin der Konrad« vorgestellt hatte.
    Zum Glück hatte ich einen unverwüstlichen Humor, denn wenn einem von heute auf morgen die Lebensplanung und der liebste Mensch abhandenkommen beziehungsweise dieser Mensch so, wie man ihn bisher kannte, nicht mehr existiert, ist das nicht nur schmerzhaft, sondern lässt erst mal die blanke Panik ausbrechen. Plötzlich war ich wieder Single, fühlte mich übrig, ausgetauscht. Da hilft es auch nicht, wenn Freunde und Familie einem immer wieder predigen, dass man froh sein könne, »den Schwachmaten los zu sein«, und man was Besseres verdient habe. Denn selbst wenn dem so ist, kommen die »besseren« Männer auch nicht einfach so um die nächste Straßenecke. Mir graute bei dem Gedanken, mich wieder in die Dating-Szene begeben zu müssen, zumal inzwischen fast alle guten Männer in festen Beziehungen lebten und die übrig gebliebenen meistens kein Interesse an festen Beziehungen oder sonst irgendeine Macke hatten. So grausam und zynisch das klingen mochte – man konnte in
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