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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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schusseli g sin d un d un s deswege n kein e Vorwürfe mache n können . E r mach t Fehler, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Ich mache Fehler, wenn ich mich besonders darau f konzentriere , Fehle r z u vermeiden . Zu m Beispiel , wenn ich Folgendes denke: «Hoffentlich fällt mir jetzt nicht diese sehr edl e Servierplatt e mi t de n sec h s kostbaren Hummerschwänzen drau f vo r al l diese n wichtige n Leute n au f de n empfindlichen Teppich...»
    Be n is t wi e gesag t ehe r de r Typ , de r sic h nich t au f das konzentriert , wa s e r gerad e tut , sonder n au f das , wa s e r b i s eben noc h geta n hat . Da s führt e besonde rs am ersten Weihnachtstag zu einer Katastrophe. Die Essenz von Edelfischen kochte stundenlan g vo r sic h hin . Be n betreut e si e liebevoll , würzt e nach un d erzählt e mi r dabe i vo n de r Kosmeti k - Redakteurin der Frauenzeitschrift «Laura», die ihn dreimal in der W oche wegen eine s angebliche n Computerfehler s anriefe , un d dan n se i immer nu r irgendei n Kabe l falsc h eingesteckt . Na , be i s o wa s werd e ich abe r gan z schnel l hellhörig.
    «Di e is t doc h bestimm t i n dic h verliebt!»
    «Glaub e ic h nicht . Di e Sonj a ha t 'ne n Freund.»
    «Ach , un d wohe r weiß t d u das?»
    «Ha t si e mi r erzählt.»
    «Wan n denn?»
    «Al s si e mic h au f eine n Kaffe e eingelade n hat.»
    «Davo n has t d u mi r j a ga r nicht s erzählt!»
    «Warum sollte ich? Dich interessiert doch sonst auch nicht, mi t we m ic h i n de r Kantin e eine n Kaffe e trinke.»
    «D a handel t e s sic h j a auc h nich t u m Frauen , di e sich Computerproblem e ausdenken , blo ß wei l si e schar f au f meinen Freun d sind.»
    «Sonj a is t nich t schar f auf...»
    «Sieh t si e den n wenigsten s gu t aus?»
    «Nich t schlecht , abe r auc h nich t besonders...»
    « Ac h was . Nich t schlecht ? Ic h wei ß doch , wa s nich t schlecht be i di r bedeutet ! Fü r eine n Man n mi t deine m stoische n Gemüt ist das doch fast eine Liebeserklärung. Wahrscheinlich ist sie seh r schlan k un d ha t trotzde m Top - Titten. Und du bist naiv genu g z u glaub e n , das s ein e Fra u nicht s vo n di r will , nu r weil sie dir von ihrem Freund erzählt!? Ich bitte dich. Das macht man, um den Typen, den m a n in s Bet t kriege n will , glaube n zu lassen, dass er keine feste Beziehung fürchten muss. Ganz alter Trick ! Abe r Benedik t C rame r fall t natürlic h vol l drau f rein! Bravo!»
    Ic h möcht e a n diese r Stell e hinzufügen , das s ic h nicht wirklic h eifersüchti g war , sonder n nu r di e Gelegenhei t nutzen wollte , mic h aufzuregen . Ic h reg e mic h ger n auf . Da s stärk t die Stimmbände r un d da s Selbstb e wusstsein . Eifersuch t is t be i mir eher eine Art Selbstbefriedigung. Ich benutze sie als Mittel gege n Routine . Außerde m ha t da s Ganz e de n schönen Nebeneffekt , das s Be n sic h wirklic h ärgert , wen n ic h au f diese Ar t eifersüchti g bin . E r häl t sic h schließlic h f ü r unschuldig . Er ärgert sich, und ich bin gar nicht wirklich eifersüchtig, sondern i m Grund e genomme n seh r zufrieden , wei l ic h mic h besonders gelieb t fühle . Immerhi n is t e s mi r gelungen , ein e solc h starke Regun g wi e Missmu t au s Be n hervorzulocken.
    E r beg a n n also , sic h z u rechtfertige n un d gleichzeiti g sauer darübe r z u sein , das s e r sic h rechtfertigte . Dan n verfie l e r eine Weile lang in beleidigtes Schweigen und beschloss, ich erkannte e s a n seine m Gesichtsausdruck , sic h nich t weite r mi t diesem Quatsc h aus e inande r z u setzen . Da s wa r de r Moment , al s er vergaß , di e kostbar e Essen z aufzufangen , di e hopplahop p im Ausgus s verschwand . Nu r ei n traurige r Haufe n zerkochter Fisch e blie b i m Sie b übrig.
    E s wurd e kei n schöne r Aben d mehr . Un d mein e Eltern , denen vollmund i g eine Essenz von Edelfischen angekündigt worden war , wunderte n sic h übe r Bro t mi t E i al s Vorspeis e un d über eine n seh r muffelige n Gastgeber , de r ihne n bishe r imme r al s ein besonder s ausgeglichene r Mensc h erschiene n war.
     
    «Mi t etwa s Müh e i st ein schlechtes Gewisse n gu t zu verdrängen»
     
    Ic h hab e mittlerweil e de n Hafe n vo n Andrat x erreicht . In Gedanken ganz bei meinem fragwürdigen Lebensgefährten, bin ic h mitte n i n da s Revie r de r Riesenboot e getapst . Ic h gehe staunen d vorbe i a n weiße n Yachten , di e aussehen , a l s warteten si e all e au f ihre n Einsat z i n eine
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