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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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n wer d ic h abe r au f jeden Fal l behalten . Kindchen , d u glaubs t nicht , wi e eine m hie r au f der Inse l di e Türe n aufgerisse n werden , wen n ma n Matuschk e heißt. So , ic h mus s los . Wan n landes t du ? Ac h warte , ic h hab e e s mir ja hier aufgeschrieben. Um neun. Schön, bis dann. Flieg vo r sichtig ! Bussi ! Bussi!»
    Ic h hab e mein e Patentant e Ges a vo r fün f Jahre n zu m letzten Ma l gesehen . Mei n Vate r feiert e seine n Sechzigsten , un d seine Schwester Gesa erschien auf dem Fest mit Dietrich Matuschke, eine m fülligen , gutmütige n Man n Mitt e sechzig , de r durch Baumaschinen reich wurde und drei Wochen zuvor von Tante Ges a i n Venedi g geheirate t worde n war . Ges a Leonhar d war frühe r ein e wunderschön e Frau , groß , schlank , mi t schmalen Handgelenken , eine m lange n Hal s un d diese m Blick , unte r dem die Jungs schon auf dem Schulhof zu hirnlosen Trotteln mutierten . Si e habe n sic h fü r si e geprügel t un d Muskel n spielen lassen , di e si e noc h ga r nich t hatten . Ges a is t mittlerweile siebenundfünfzi g un d hat , si e selbs t weis t imme r wiede r gern darau f hin , eine n Hal s wi e ei n frierende r Truthahn . Trotzde m hat si e einfac h nich t aufgehört , sic h s o z u kleiden , sic h s o zu benehmen , s o z u lache n un d s o z u lieben , al s se i si e imme r noch jun g un d schön.
    Si e is t ein e großartig e Fra u - aber leider in diesem Moment nich t z u Hause . I m Na c hhinei n werd e ic h ih r dafü r woh l auf ewi g dankba r sein . Den n sons t hätt e ic h j a i n ihre m Hau s auf Toilett e gehe n können . Un d dan n wär e alle s gan z anders gekommen . Un d ic h hätt e mi t Sicherhei t nich t dieses vortrefflich e Problem , mic h zwische n zwe i Männern.. . Abe r ich glaube , da s erwähnt e ic h schon.
    Ic h geh e als o be i glühende r Hitze , imme r noc h mi t einem durchaus dem Wetter nicht angemessenen Strickpullover bekleidet , de n Hüge l runte r Richtun g Hafen . O b Be n mein Verschwinde n scho n bemerk t hat ? Wahrscheinlic h wa r e r noch ga r nich t wiede r z u Hause . E r verbracht e da s Wochenend e mit seine r Trost - Trupp e i n eine m einsa m gelegene n Hau s i n der Lüneburge r Heide , wei l eine r de r Jung s vo n seine r Freundin verlasse n worde n war . E r hatt e zwa r tapfe r behauptet , e s ginge ih m ga r n ich t s o schlecht , schließlic h könn e e r sic h jetz t endlich wiede r di e Fußnäge l i n de r Küch e schneiden , abe r wahre Freund e kan n ma n dami t nich t täuschen . I n solche n Fälle n von allerschlimmste m Liebeskumme r komm t di e Ei n - Kumpe l - is t - i n - Not - Truppe zusamme n , dere n Trostprogram m i m Wesentlichen dari n besteht , s o z u tun , al s se i nieman d i n Not . Außerdem müsse n währen d de s Wochenende s dre i Regel n strik t befolgt werden:
    1 . E s dar f kei n Obs t gegesse n werden.
    2 . Unerwünsch t sin d Telefongespräch e mi t de r Freundi n v on meh r al s dre i Minute n Länge.
    3 . Wen n eine r vo r de m Mittagesse n ein e Tüt e Chip s oder mehrer e Tafel n Schokolad e z u sic h nimmt , dar f keine r sagen:
    «E s gib t doc h gleic h Essen!»
     
    Benedik t Crame r is t i n vielerle i Hinsich t ei n typische r Mann. E r tanz t nicht . E r kleb t kein e Foto s i n Alben . E r bleib t ruhig, wen n ic h meine n Schlüsselbun d nich t finde n kan n un d mich dabe i s o derarti g aufrege , das s ma n meine n könnte , e s handle sic h u m etwa s wirklic h Ernstes , sage n wi r zu m Beispie l den Verlus t meine r Arbeitsstell e ode r meine r Ji l Sande r - Sonnenbrille, die im Sommerschlussverkauf immer noch mehr gekostet hat, als ich normalerweise für einen Wintermantel auszugebe n berei t bin . Be n erträg t e s auch , das s ic h irre beleidig t bin , wen n e r meine n vo n mi r verlegte n Schlüsse l vor mi r findet , un d da s a n eine m abwegige n Or t wi e zu m Beispiel de r Schal e fü r di e Schlüssel . Ic h schwöre , ic h hatt e dor t ganz bestimm t scho n dreima l nachgeguckt.
    Benedikt Cramer ist ein Mann mit der Mentalität eines Bombenentschärfers. Die Leute, die in amerikanischen Filmen imme r vo r de n mi t komplizierte n Zeitzünder n versehenen Sprengstoffpakete n hocke n un d absolu t ruhi g bleiben , während u m si e heru m Mensche n mi t schrille n Stimme n rufen:
    «Joe , noc h fünfzeh n Sekunden ! Schnei d de n grüne n Draht durch , Joe ! U m H immels willen, das Leben Tausender unschuldiger Bürger dieser pittoresken Stadt
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