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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft
Autoren: Joyce Brenda
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fragen. Du hast doch gewiss von der Phelps Company gehört?“
    Gerade wollte Clive bestätigen, dass er in der Tat davon gehört hatte, da schlugen die Soldaten vor der Tür des Gouverneurs Alarm. „Zurück!“, befahl er Woods und tastete gleichzeitig nach seinem Dolch.
    Der Gouverneur erbleichte und zog hastig eine kleine Pistole. Aber er gehorchte und eilte an das andere Ende des Salons, während Clive ins Foyer hinaustrat. Den einen Soldaten hörte er schreien vor Schmerz, während der andere rief: „Sie können da nicht hinein gehen.“
    Die Vordertür wurde aufgerissen, und eine kleine, schlanke Frau mit langem blondem Haar stürmte herein, eine Pistole in der Hand. „Wo ist der Gouverneur?“, fragte sie aufgebracht und richtete die Waffe auf Clive.
    Er sah in die strahlendsten grünen Augen, die er je gesehen hatte, und vergaß dabei ganz, dass eine Pistole auf seine Stirn gerichtet war. Entsetzt starrte er sie an. La Sauvage war kein Kind, sie war eine junge Frau, und überdies eine sehr schöne junge Frau. Sie hatte ein dreieckiges Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer schmalen, geraden Nase und einem breiten Mund mit vollen Lippen. Aber ihre Augen verblüfften ihn am meisten – nie zuvor hatte er solche Augen gesehen, so betörend wie die einer Dschungelkatze.
    Er ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten. Ihr mondhelles Haar war genau so, wie er es in Erinnerung hatte – eine wilde, gelockte Mähne, die ihr bis zur Taille reichte. Sie trug ein weites Männerhemd, das ihr bis zu den Schenkeln hing, aber die Andeutung einer Brust darunter war nicht zu übersehen. Ihre Beine in Hose und Männerstiefeln waren unverkennbar lang und weiblich.
    Jetzt fragte er sich, wie er sie – selbst aus der Ferne – je für ein Kind hatte halten können.
    „Sind Sie schwer von Begriff?“, schrie sie ihn an. „Wo ist Woods?“
    Er holte tief Atem und lächelte aus irgendeinem Grund, während er die Fassung zurückgewann. „Miss Carre, bitte zielen Sie nicht mit der Pistole auf mich. Ist sie geladen?“, fragte er sehr ruhig.
    Sie erbleichte, als hätte sie in diesem Moment begriffen, wer er war. „De Warenne.“ Dann schluckte sie. Die Waffe in ihrer Hand zitterte. „Woods. Ich muss zu Woods.“
    Also kannte sie ihn. Dann wusste sie auch, dass er nicht mit sich spielen ließ. Wusste sie, dass jeder andere des Todes wäre, der so eine Waffe auf ihn richtete? War sie so tapfer, so dumm – oder so verzweifelt? Sein Lächeln wurde breiter, auch wenn er sich nicht erheitert fühlte. Er musste dieser Situation ein Ende bereiten, ehe sie verletzt oder eingesperrt wurde. „Geben Sie mir die Pistole, Miss Carre.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Wo ist er?“
    Er seufzte – und trat vor. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihr Handgelenk gepackt, und gleich darauf gehörte die Pistole ihm.
    Tränen traten ihr in die Augen, und er wusste, es waren Tränen des Zorns. „Verdammt sollen Sie sein!“ Mit beiden Fäusten schlug sie nach ihm und trommelte gegen seine Brust.
    Er reichte die Pistole einem der Soldaten und packte wieder ihre Handgelenke, behutsamer jetzt, um ihr nicht wehzutun. Es überraschte ihn, wie viel Kraft sie besaß, denn sie war so schlank und zierlich, dass sie zerbrechlich wirkte. „Bitte, hören Sie auf. Sie werden sich noch wehtun“, sagte er sanft.
    Sie wehrte sich gegen seinen Griff wie eine Wildkatze, fauchte sogar und spie ihn an, versuchte schließlich, ihm das Gesicht zu zerkratzen.
    „Aufhören!“, befahl er und wurde allmählich ärgerlich. „Sie können mich nicht besiegen.“
    Plötzlich sah sie ihm in die Augen und wurde ruhig, obwohl sie noch immer schwer atmete. Und während sie einander in die Augen sahen, fühlte er, wie sich in ihm Mitleid für sie regte. Selbst wenn sie schon eine junge Frau sein sollte, spürte er, dass sie in mancher Hinsicht noch ein Kind war. Und jetzt entdeckte er, dass in ihrem Blick nicht nur Verzweiflung lag. Er sah ihre Angst.
    Morgen sollte ihr Vater hängen. Heute erst dachte sie daran, den Gouverneur aufzusuchen. „Sie haben doch nicht etwa vor, meinen Freund Woods umzubringen?“
    „Das würde ich, wenn ich könnte“, fuhr sie ihn an. „Aber nein, seinen Tod werde ich aufschieben bis zu einem anderen Tag!“ Wieder begann sie ihre sinnlose Gegenwehr. „Ich bin gekommen, um bei ihm um Gnade für meinen Vater zu bitten. Ich muss sofort zu ihm!“
    Beinahe wäre ihm das Herz gebrochen. „Wenn ich Sie loslasse, werden Sie dann
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