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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft
Autoren: Joyce Brenda
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werden.
    Wenn sie ihn nicht mit Gewalt befreien konnte, könnte sie vielleicht zurück ins Haus zu Woods gehen?
    Beinahe hätte sie sich wieder erbrochen. Sie hatte vorgehabt, das zu tun, was alle Frauen in einer Krise taten, aber ihr wurde übel bei dem Gedanken an das, was da um ein Haar geschehen wäre. Obwohl sie beinahe jeder denkbaren Handlung zwischen Mann und Frau zugesehen hatte – oder das jedenfalls glaubte – war sie selbst noch unberührt. Sie hatte noch nie zuvor geküsst. Rodney Carre hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass jedem Mann, der das wagte, die Kehle durchgeschnitten und seine Männlichkeit den Haien zum Fraß vorgeworfen würde.
    De Warenne hatte sie gerettet.
    Amanda zog die Knie an die Brust und vermochte ihre Gedanken nicht mehr länger im Zaum zu halten. Sein selbstloses Verhalten erstaunte sie. Warum hatte er sich eingemischt? Jeder Mensch, den sie kannte, benahm sich vernünftig und selbstsüchtig – so lautete das Gesetz des Überlebens. Fremde halfen einander nicht. Warum sollten sie das auch tun? Dafür war die Welt zu gefährlich. Warum also hatte er sie vor Gouverneur Woods gerettet?
    Ihr Herz schlug schneller. Sie schluckte und erinnerte sich. Denn auch er hatte sie angesehen, dreister und offener, als je ein Seemann es gewagt hatte.
    Aufgeregt, wie sie war, begann ihr Herz dennoch wie rasend zu schlagen. Verwirrt presste sie die Hände gegen die plötzlich glühend heißen Wangen. Er hatte ihren nackten Körper angesehen, aber er hatte sie auch schon genau gemustert, als sie King’s House betreten hatte, als sie noch vollständig angekleidet gewesen war. Sie konnte sich nicht erinnern, dass je ein Mensch, Mann oder Frau, sie mit seinem so durchdringenden Blick bedacht hatte. Es war ein Blick, den sie niemals vergessen würde und von dem sie wünschte, sie könnte ihn verstehen.
    Natürlich kannte sie ihn. Wer kannte ihn nicht? Er war unübersehbar, wenn er auf dem Achterdeck seines Lieblingsschiffes stand, seiner mit 38 Kanonen bestückten Fregatte, der Fair Lady . Ein großer, alles überragender Mann mit einer Löwenmähne, der nicht zu verkennen war. Und alle wussten, dass er zweiundvierzig Piraten in seiner jetzt zehn Jahre währenden Karriere als Kaperfahrer gefasst hatte. Auf den Westindischen Inseln konnte bisher niemand diesen Rekord überbieten.
    Amandas Herz schlug immer noch viel zu schnell. Sie fühlte sich unbehaglich und verwirrt. Warum hatte ein solcher Mann ihr geholfen? Er war viel mehr als ein Kaperfahrer. Sie hatte zugehört, wie die eleganten Damen in der Stadt einander kichernd erzählten, dass er mehr Pirat als Gentleman war, doch die konnten sich kaum mehr irren. Piraten waren üble Burschen, mit stinkendem Atem, fehlenden Zähnen und schmutzigen Leibern. Piraten verursachten überall Blutvergießen, doch wenn sie einmal jemandem die Treue geschworen hatten, konnten keine besseren Freunde gefunden werden. Piraten trugen schmutzige Kleidung, wuschen sie niemals und besuchten die hässlichsten Huren.
    De Warenne roch nach dem Meer, vermischt mit dem Duft von Gewürzen aus dem Fernen Osten und Mangos von der Insel. Obwohl er in einem Ohr einen goldenen Ring trug, wie es manche Piraten taten, und auch diese großen Sporen mit Gold und Rubinen, war seine Kleidung makellos. Jeder wusste, dass die Mutter eines seiner Bastarde eine echte Prinzessin war. Sein Ruf war der eines Frauenhelden, aber seine Geliebten waren keine Huren, oh nein, ganz im Gegenteil. Und warum auch nicht? Er war der Sohn eines Earls. De Warenne war von edlem Geblüt.
    Und selbst sie, die noch keinen Mann mit bewundernden Blicken angesehen hatte – außer ihrem Vater natürlich – musste zugeben, dass er geradezu unerträglich schön war.
    Amanda wusste, dass sie jetzt errötete. Nur zu gut konnte sie sich daran erinnern, wie er sie auf seinen Armen getragen und aus den Gemächern des Gouverneurs gebracht hatte. Aber warum nur dachte sie daran – oder an ihn? Sie musste ihren Vater befreien, ehe er gehängt wurde.
    Mit einem Schlag erkannte sie, dass ihr keine anderen Möglichkeiten mehr blieben. Wenn sie ihren Vater nicht mit Gewalt befreien und sie Woods nicht verführen konnte, damit er ihren Vater begnadigte, was konnte sie dann tun?
    Sie schluckte schwer. Was hatte de Warenne genau gesagt?
    Warum Carre nicht begnadigen? Wenn er seine Piratenzüge nicht aufgibt, dann werde ich, das verspreche ich, ihn persönlich einfangen .
    Amanda sprang auf. Er konnte ihr helfen – er musste
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