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Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)

Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)

Titel: Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Autoren: David Evans
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Freunden gegenüber stets so loyal verhalten hatte — ich wollte ihn keinesfalls jetzt im Stich lassen, sondern hatte einfach oft das Gefühl, ich müsste dringend an die frische
     
    Luft.
     
    Wenn ich das dann erst einmal getan hatte, freute ich mich regelmäßig über den Summer der Sprechanlage, denn er war ein Zeichen dafür, dass Freddie etwas wollte, dass die Lethargie für eine Weile überwunden war. Ich rannte dann jedes Mal die Treppe hinauf und hoffte, der Ruf hätte etwas mit Essen zu tun. Gelegentlich war das auch tatsächlich der Fall, selbst wenn der Großteil des Essens im Maul der Katze verschwand, die gerade bei ihm war.
     
    Dieser ganze Vorgang — darauf zu warten, bis sein Finger den Knopf fand — zog sich den gesamten Tag über hin. Ich sah ihn meist in etwa ein Dutzend Male, jeweils zwischen zwei Minuten und einer Stunde. Dazwischen schlich ich mich häufig die Treppe hoch und spähte durch die Schlafzimmertüre, um zu sehen, ob alles mit ihm in Ordnung war. Oftmals schlief er, was mich zu der Annahme verleitete, dass seine Nächte sehr, sehr lang sein mussten. Ich blieb bis etwa halb elf oder elf Uhr nachts im Haupthaus und sah dann noch einmal nach ihm, ehe ich selbst zu Bett ging.
     
    Nur selten kam es vor, dass er in der Nacht nach Joe oder mir verlangte. Er konnte ein Tyrann sein, eine fordernde, unvernünftige Primadonna, aber hinter dieser Fassade schlug eines der mitfühlendsten und freundlichsten Herzen, die man sich nur vorstellen kann. Er wusste, dass wir unseren Schlaf brauchten, damit wir ihn tagsüber wieder so versorgen konnten, wie wir es wollten.
     
    Wenn ich daran zurückdenke, dann müssen seine Nächte nach dem selben Muster verlaufen sein wie seine Tage: Er döste ein und wachte wieder auf und hatte alle Zeit der Welt, darüber nachzudenken, was mit seinem Körper geschah, nachdem er nun beschlossen hatte, die Medikamente abzusetzen. Er hatte immer großen Wert darauf gelegt, in Erfahrung zu bringen, wofür die jeweiligen Medikamente gut waren und wie sie wirkten. Auf diese Weise konnte er den Verlauf seiner Krankheit ein Stück weit selbst steuern. Gelegentlich machte der Arzt einen Vorschlag, aber es war immer Freddie, der darüber entschied, ob die entsprechende Behandlung tatsächlich durchgeführt wurde.
     
    Im Laufe seines Lebens war Freddie mehr und mehr bewusst geworden, wie wichtig es war, seine eigenen Angelegenheiten im Griff zu haben. Die Zeiten, als seine Unerfahrenheit und Naivität ihm in jüngeren Jahren Nachteile eingebracht hatten, waren ihm eine Lehre gewesen. Aber ich glaube nicht, dass es für ihn je zuvor so wichtig gewesen war, die volle Kontrolle zu haben, wie in seinen letzten Wochen.
     
    Ich muss betonen, dass er trotz seiner Entscheidung nie mit dem Gedanken gespielt hat, sich umzubringen. Andere Leute hätten das wohl durchaus getan. Anstelle eines letzten Auswegs stellte Selbstmord für Freddie eher einen Kontrollverlust dar. In seiner perfekten Welt wäre er in ein Krankenhaus gefahren, um sich einschläfern zu lassen — mit einer Spritze, so wie seine geliebte Tiffany.
     
    Es fällt mir schwer, meine eigenen Gefühle und die allgemeine Atmosphäre im Haus während dieser letzten zwei Wochen in Freddies Leben auch nur annähernd zu beschreiben. Was immer ich darüber auch berichten mag, wird der Realität wohl niemals ganz gerecht werden. Die Situation brachte widersprüchliche Gefühle mit sich. Nicht nur, dass wir nicht wussten, wie lange Freddies Kampf mit dem Tod dauern würde — wir wussten auch nicht, wie lange wir selber das noch tapfer lächelnd ertragen konnten, was vielleicht etwas selbstsüchtig gewesen sein mag.
     
    Freddie bestand jedoch darauf, dass das Leben so normal wie möglich weitergehen sollte. Wir gingen jeden Tag einkaufen. Joe ging jeden Tag ins Fitnessstudio. Jim arbeitete jeden Tag im Garten. Die Putzfrauen kamen jeden Tag, auch wenn sie nie in die Nähe von Freddies Schlafzimmer durften.
     
    Es war, als wäre das Haus unter einer großen unsichtbaren Glasglocke gefangen, wie die, welche die Mechanik alter viktorianischer Uhren schützen.
     
    Ich hörte die Uhren überall im Haus, ihr unaufhörliches Ticken, und jede einzelne Minute war Teil eines Countdowns, dessen Dauer wir nicht bestimmen konnten. Jedes Ticken zog einen Moment von Freddies Leben ab. Außerhalb der Glasglocke ging das Leben seinen gewohnten Gang. Wir im Inneren jedoch schienen immerzu in Bewegung bleiben zu müssen — unaufhörlich
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