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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher
Autoren: Carsten Hoefer
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eigenes Geld, hatte ein geregeltes Einkommen und trug keinen Ehering.
     
    Signalwirkung bei den Männern: »Sehr gut, die ist nicht blöd, was peinlich vor den Kumpels wäre. Noch besser: Sie ist nicht schlauer als ich, was noch viel, viel peinlicher vor den Kumpels wäre.«
    Was kaum einer der Männer an dieser Stelle bemerkte, war die Tatsache, dass Claudia sehr wohl schlauer, gebildeter und auch intelligenter war als einige der handelsüblichen männlichen Ü30-Kandidaten. Allerdings war sie (siehe allererster Blick) tatsächlich erfahren genug, um zu wissen, wie der Hase läuft. Der Hase läuft nämlich dann am schnellsten (weg), wenn er auf eine Häsin trifft, die schlauer ist als er selbst. Claudia wusste inzwischen, dass sie diese Tatsache nur dann deutlich herausarbeiten durfte, wenn sie nicht offen war für ein Gespräch mit einem XY-Chromosom. Frei nach dem Motto: »Lauf mein Hase, lauf! Husch, husch in deinen Bau – die Häsin ist zu schlau!«
    Weitere Wirkung des zweiten Blicks bei den (meisten) Männern: »Spitze, die muss ich nicht irgendwann durchfüttern, die kann sich von ihrem eigenen Geld selber den ganzen nutzlosen Kram kaufen, für den ich nie (!) mein Geld ausgeben würde. Wow, Ü30 und noch keinen Ehering oder wieder neu zu haben? Egal, an ihr hängt kein ›Verboten‹-Schild.«

Frau trifft Mann
    Ganz ähnliche Wirkungen, wenn auch nicht so plakativ, rief Claudia vor drei Jahren bei Peter hervor. Sie war damals in einem dieser viel zu teuren Möbelhäuser unterwegs gewesen, da sie das Sortiment der großen schwedischen Möbelhauskette bereits auswendig kannte. »Nur mal gucken«, dachte sie sich. Plötzlich und wie aus dem Nichts stand sie vor ihr. Es war nicht einfach eine Couch, nicht nur ein Sofa. Es handelte sich nicht etwa um eine ordinäre Sitzgelegenheit, es war vielmehr ein Traum von abendlicher Gemütlichkeit. Ein in Kaffeebraun gewebtes Versprechen paradiesischer Wohnlichkeit. Claudia wusste, dass sie diese Couch haben musste, denn diese Couch war wie für sie gemacht.
     
    Hinter der Couch sah sie den Rücken eines Mannes, der einen dieser irgendwie offiziellen Möbelhausangestelltenanzüge trug. Genau in dem Moment, als sie sich für ein »Probesitzen« auf die Polsterfläche herabsinken ließ, drehte der Mann sich um und lächelte sie an. Peter war nicht im eigentlichen Sinne schön. Welcher Mann ist das auch schon? Peter war gehobener Durchschnitt: etwas über einen Meter neunzig groß, dunkelbraunes, kurz geschnittenes Haar und mandelbraune Augen. Für seine Größe war er ein wenig zu dünn, ohne allerdings schlaksig zu wirken.
     
    Signalwirkung bei den (meisten) Frauen: »Prima, der Mann ist groß, das ist schon mal ein erster Pluspunkt.«
    Es zählt zwar nicht nur die Größe (Mann muss auch damit umgehen können), aber welche Frau will schon ohne besonderen Grund einen Mann an ihrer Seite, der deutlich kleiner ist als sie selbst? Da müssten andere Aspekte des Mannes deutlich überdurchschnittlich entwickelt sein, um eine eventuelle Pygmäenhaftigkeit wettzumachen. So eine Kombination sieht aus rein modischen Aspekten nicht vorteilhaft aus, ist gesellschaftlich meist erklärungsbedürftig (»So eine schöne, große Frau an der Seite eines so kleinen Mannes? Ist das ihr Sohn?«), und wenn sie ihre High Heels anziehen möchte, könnte er es als Beleidigung auffassen.
    Weitere Wirkung des ersten Blicks bei den Frauen: »Ein bisschen schmal ist er schon, was auf jeden Fall besser ist als ein schwabbeliger Bierbauch. Vielleicht treibt er sogar Sport? Auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass sich dieser Mann nicht allzu sehr gehen lässt oder zumindest vorteilhaftes Genmaterial besitzt, welches ihm die Anlagerung von Fett erschwert.«
    Interessanterweise ist der erste äußere Eindruck, den ein Mann auf eine Frau macht, nicht so ausschlaggebend wie der erste äußere Eindruck, den eine Frau bei einem Mann hinterlässt. Frauen sind trotz eines nicht optimalen Äußeren des Mannes viel öfter bereit, einen zweiten und dritten Blick zu wagen, um mehr über den Mann zu erfahren.
     
    Peter hatte einen großen Trumpf bei Frauen: sein Lächeln. Ein wohldosiertes, selbstbewusstes Lächeln mit direktem, diskretem Augenkontakt kann bei Frauen viel mehr bewirken als der erste äußere Eindruck. Peter war gut im Lächeln, und Claudia sagte dieses leicht spitzbübische Lächeln viel.
     
    Signalwirkung bei den (meisten) Frauen: »Sehr gut, dieser Mann hat gepflegte Zähne, das ist
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