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Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789

Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789

Titel: Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789
Autoren: C.H.Beck
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die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt hat. Mit der Anerkennung «geschlechtsspezifischer Gewalt als Diskriminierung gegenüber Frauen» in der
Beijing-Plattform
werden die «allgemeinen» Menschenrechte von den Frauen in Anspruch genommen und zugleich auf die besondere Bedeutung der Unterdrückung in der Privatsphäre hin re-definiert.
    Die Reklamation der Menschenrechte auch als Frauenrechte und damit eine grundlegende Radikalisierung des Versprechens der Freiheit und Gleichheit aller Menschen begann mit der Umformulierung der
Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
von 1789 in der
Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin
durch Olympe de Gouges von 1791. Die Orientierung an den Menschenrechten begleitete die Frauenbewegungen des 19. Jahrhunderts in ihren verschiedenen Richtungen und Mobilisierungswellen rund um den Globus – im Kampf ums Stimmrecht beispielsweise 1876 von Hedwig Dohm treffend auf den Begriff gebracht: «Die Menschenrechte haben kein Geschlecht.» Dass diese Erkenntnis auch noch die verschiedenen Initiativen des neuen internationalen Frauenrechtsdiskurses trägt, verweist auf die Überzeugungskraft dieses Ansatzes, aber auch auf spezielle Umsetzungsprobleme. Denn auch nach der rechtlichen Anerkennung in der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
der
Vereinten Nationen
im Jahr 1948 ist ihre Geltung und Wirksamkeit umstritten und unvollkommen. Selbst die 1979 von der UNO-Generalversammlung verabschiedete
Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW)
wurde von vielen Staaten nur unter Vorbehalt ratifiziert und hat die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen bisher nicht verhindern können. Trotzdem, diese Rechtsform verleiht denjenigen eine Stimme, die Unrecht erfahren haben. Es sind Rechtsverbürgungen jenseits der jeweils geltenden staatlichen Gesetze, die von jeder Einzelnen in Anspruch genommen werden können und ihre Erfahrungen in die Sprache des Rechts übersetzen. Weil frauenspezifische Unrechtserfahrungen, die Verletzung persönlicher Integrität und Autonomie, jedoch nach wie vor in fast allen Kulturen selbstverständlicher Bestandteil der Geschlechterordnung und damit der Frauenrolle sind, bedarf eszu dieser Übersetzung des Anstoßes durch eine Bewegung, die die Rechte der Frauen in der Öffentlichkeit zur Sprache bringt. Die grundsätzliche politische Bedeutung der Frauenrechte als Menschenrechte und ihre Anerkennung als Voraussetzung für demokratische Verhältnisse und einen Weltfrieden kennzeichnen damit auch am Beginn des 21. Jahrhunderts eine mögliche gemeinsame Plattform feministischer Politik. Unter dem Motto «für die Gewalt des Rechts gegen das Recht der Gewalt» hatte die Frauenrechts- und Friedensbewegung bereits 1899 anlässlich der Ersten Haager Friedenskonferenz die Frauen aller Länder zur Intervention aufgerufen und Millionen Unterschriften zusammengebracht. Heute gewinnt diese Forderung für Frauen in allen, auch den anderen Teilen der Welt neue Aktualität. Denn Rechte sind kein Haben oder Besitz, sondern müssen immer wieder erkämpft, verteidigt und an den geltenden Standards von Gerechtigkeit neu vermessen werden.

Literaturauswahl
     
Übersichten
    Frevert, Ute (1986): Frauen-Geschichte. Zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit, Frankfurt/M., Suhrkamp.
    Gerhard, Ute (1990): Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Reinbek, Rowohlt.
    Greven-Aschoff, Barbara (1981): Die bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland: 1894–1933, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht.
    Nave-Herz, Rosemarie (1993): Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, Bonn/Hannover, Bundeszentrale für Politische Bildung.
    Offen, Karen (2000): European Feminisms 1700–1950. A Political History, Stanford, Stanford University Press.
Zeitenwende in den Geschlechterbeziehungen
    Bäumer, Gertrud (1901): Die Geschichte der englischen Frauenbewegung, in: Lange, Helene/Bäumer, Gertrud (Hg.):
Handbuch der Frauenbewegung
, Berlin, W. Moeser: 225–288.
    Blanc, Olivier (1989): Olympe de Gouges (dt.), Wien, Promedia.
    Burmeister, Karl Heinz (1999): Olympe de Gouges. Die Rechte der Frau 1791, Bern/Wien, Stämpfli/Manz.
    Condorcet, Jean Antoine de (1979): Über die Zulassung der Frau zum Bürgerrecht [zuerst 1789], in: Schröder, Hannelore (Hg.):
Die Frau ist frei geboren
, München, Beck: Bd. 1, 55–65.
    Duhet, Paul-Marie (1971): Les Femmes et la Révolution 1789–1794, Paris, Julliard.
    Gerhard, Ute (1990):
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