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Frau Paula Trousseau

Frau Paula Trousseau

Titel: Frau Paula Trousseau
Autoren: Christoph Hein
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eingekauft, wenn ich mich im Zimmer eingerichtet habe, könne ich in die Küche kommen und den Salat machen.
    »Ich bin wirklich froh, dass dir meine Bilder gefallen.«
    »Du bist begabt. So etwas zu machen, das muss wunderbar sein. Alles, was ich kann, ist schneidern. Und ich bin gut im Bett.«
    Katharina sah mich an und begann wieder glucksend zu lachen.
    »Wirklich. Ich soll da eine ganze Klasse besser sein als alle anderen«, meinte sie, wobei sie vor Lachen die Worte nur ruckweise herausbrachte. Wir beugten die hochroten Köpfe über den Küchentisch und lachten, bis uns die Tränen kamen.
    Nachdem wir uns beruhigt hatten, sagte Katharina: »Ehrenwort, deine Bilder sind wunderschön. Ich hoffe, ich bekomme eins davon. Oder musst du sie in der Hochschule abgeben?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht zerreißen sie dort meine Bilder und werfen mich raus.«
    »Mach dir keine Sorgen. Die werden dich mit Handkuss nehmen.«
    »Welches Bild möchtest du denn haben? Ich kann mir ja eins zurückgeben lassen.«
    »Am liebsten ein buntes. Ich meine, ein farbiges. Das bekäme einen Ehrenplatz, und ich würde es richtig einrahmen lassen.«
    »Versprochen, Kathi. Such dir nachher ein Bild aus, das lass ich hier.«
    »Du bist ein Schatz. Und was war das vorhin? Willst du darüber nicht reden?«
    »Du meinst die Hochzeit? Eigentlich war morgen der Termin und alles vorbereitet. Aber dann kam der Brief von der Kunsthochschule, und die hatten sich ausgerechnet diese Woche ausgesucht. Ich habe angerufen, aber die ließen nicht mit sich reden. Und da habe ich halt den Hochzeitstermin verschieben müssen.«
    »Und dein Verlobter, was hat er dazu gesagt?«
    »Er war nicht eben begeistert.«
    »Hauptsache, ihr versteht euch, alles andere findet sich. Da hast du Glück, das würde nicht jeder mitmachen, so im letzten Moment die Hochzeit verschieben. Den meisten Kerlen ist es egal, was die Frau für eine Arbeit hat, Hauptsache, sie stört nicht und erledigt den Haushalt. Ich bin noch auf der Suche. Was ich so abbekommen habe, das habe ich mir so schnell wie möglich wieder vom Hals geschafft. Wann hast du denn die Hochzeit verschoben? Hattet ihr die Gäste schon eingeladen? Ich habe keine Einladung bekommen, oder stand ich nicht auf der Liste?«
    »Auf meiner Liste stehst du, Kathi. Und du hast keine Einladung bekommen, weil ich die Einladungen für meine Freunde nicht abgeschickt habe. Ich wusste schon seit zwei Monaten von dem Prüfungstermin, aber ich wollte eine günstige Gelegenheit abwarten, um es Hans und meinem Vater beizubringen. Ich habe mich nicht getraut und zu lange gewartet, und da hatten sie schon die ganze bucklige Verwandtschaft eingeladen. Ich habe es ihnen erst vor drei Wochen gesagt.«
    »Sehr mutig, Paula.«
    »Nein, ich bin feige. Weil ich so feige bin, habe ich so lange gewartet. Aber eigentlich war es mir egal.«
    »Und dann?«
    »Na, den Rest kannst du dir denken. Du kennst ja meinen Vater.«
    »Dein dussliger Vater muss dich nicht mehr kümmern. Hauptsache, Hans hält zu dir.«
    »Weiß ich nicht, aber ich will nicht mehr davon reden. Ich habe diese Woche Prüfung, davon hängt viel ab, und alles andere interessiert mich nicht. Wenn ich bestehe, wenn ich auf die Hochschule komme, dann wird sich sowieso einiges ändern.«
    »Paula, die Kunststudentin. Mein Gott, das hätte ich mir in der Schule nicht träumen lassen, dass ich neben einer berühmten Künstlerin sitze.«
    »Hör auf. Sag nicht so was. Das bringt Unglück.«
    Nach dem Essen setzten wir uns auf die Couch und tranken den Wein, den ich mitgebracht hatte. Obwohl ich wegen der Prüfung nur ein einziges Glas trinken und früh ins Bett gehen wollte, saßen wir bis kurz vor Mitternacht zusammen. Erst als Katharina eine zweite Flasche öffnen wollte, sah ich auf die Uhr und erschrak. Wir räumten die Gläser und Teller in die Küche und richteten die Klappcouch her.
    »Kann ich noch duschen?«, erkundigte ich mich.
    »Natürlich«, sagte Katharina, »etwas warmes Wasser habe ich immer im Boiler. Ich stelle ihn nie völlig ab. Das soll sogar sparsamer sein. Aber wenn du dir Haare waschen willst, dann musst du eine halbe Stunde warten. So lange dauert es, bis es richtig heiß ist.«
    »Nein, ich will nur den Staub abspülen. Von mir aus kann das Wasser auch eiskalt sein.«
    Wir zogen uns aus und gingen in die dunkle Küche. Bevor Katharina das Licht anzündete, ließ sie das Rollo vor dem Küchenfenster herunter. Sie öffnete den Einstieg in die Dusche und
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